Windenergieanlagen weht zu Weilen ein rauer Wind entgegen. Eines der aktuellsten Beispiele in der Ostschweiz ist der geplante Windpark in der Thurgauer Gemeinde Thundorf. Dort ist eine Anlage mit acht grossen Windrädern geplant, die in naher Zukunft Strom für 18'000 Haushalte liefern soll. Doch gegen das Projekt regt sich Widerstand in der Nachbarsgemeinde Amlikon-Bissegg.
Befürworter und Gegner des Windprojekts Thundorf gibt es auch in Landwirtschaftskreisen. Die Kantonsräte Josef Gemperle (Mitte) und Eveline Bachmann (SVP) legen die Gründe auf den Tisch, die aus ihrer Sicht für und gegen den Bau von Windparks sprechen. Befürworter Josef Gemperle findet, dass für die Energiewende kein Weg an der Windenergie vorbeiführt.
Kommentar: Windenergieanlagen produzieren auch nachts
[IMG 2]Es gibt drei Hauptgründe, wieso wir den Ausbau der heimischen Windenergie in den kommenden Jahren dringend beschleunigen müssen. Erstens die Versorgungssicherheit: Wir sind in der Schweiz zu Recht stolz auf unsere zuverlässige Stromversorgung. Dabei geht gerne vergessen, dass wir vor allem vom Pioniergeist und vom Mut unserer Vorfahren zehren. Dass dies bald nicht mehr reichen wird, zeigt die aktuell drohende Energiemangellage.
«Es ist eine unbequeme Tatsache: Wir sind im Winter massiv von Stromimporten abhängig.»
Josef Gemperle zur Strom-Abhängigkeit vom Ausland
Windenergieanlagen, die zwei Drittel der Energie im Winter produzieren – übrigens auch in der Nacht – sind ein Muss in unserer künftigen Stromversorgung. Denn solange wir kein Stromabkommen haben, werden sich die EU-Länder in der Not zuerst gegenseitig helfen und die Schweiz aussen vor lassen. Zudem stehen auch unsere Nachbarn vor der gewaltigen Herausforderung, fossile durch erneuerbare Energie ersetzen zu müssen.
Womit wir beim zweiten Hauptgrund sind: Der Reduktion unserer CO2-Emissionen. Der Weg, unsere Abhängigkeit von Gas und Öl zu verkleinern, führt zur elektrischen Energie – sei es beim Heizen mit Wärmepumpen oder beim Fahren mit E-Autos. Damit steigt unser Strombedarf weiter an – der dritte Hauptgrund, die einheimische, erneuerbare Stromproduktion dringend auszubauen. Der Kanton Thurgau zum Beispiel verbraucht rund sechs Mal mehr Strom, als er selber produziert.
Die Gegener schreien lauter als die Befürworter
Das Schweizer Stimmvolk hat der Energiestrategie 2050 zugestimmt. Mit der Umsetzung jedoch harzt es gewaltig. Warum? Die Bewilligungsverfahren sind hierzulande äusserst komplex und zeitraubend. Eine kleine, aber laute und gut organisierte Gruppe von Windenergiegegnern macht sich dies zu Nutze.
Ihre Strategie ist immer gleich: Sobald die Kantone Windpotenzialgebiete festlegen, beginnt die Anti-Windkraft-Lobby, die lokale Bevölkerung zu verunsichern und Ängste zu schüren. Zumeist mit unbelegten Behauptungen und unwissenschaftlichen Studien. Diese Saat geht auf, wenn die Projekte konkret werden. Multipliziert wird sie durch die Medien, welche jenen Gegnern, die am lautesten schreien, eine Bühne bieten.
Erinnerungen an die Anfänge der Solarenergie
All dies erinnert mich an die Anfänge der Solarenergie. Als früher Verfechter und Umsetzer von Solar-Projekten wurde ich immer wieder von besorgten Leuten mit Fragen zu den Gesundheitsfolgen und zur Umweltwirkung von Sonnenenergie konfrontiert.
«Inzwischen sind so viele Projekte realisiert, man hat sich daran gewöhnt.»
Josef Gemperle zur Akzeptanz der Solarenergie
Genauso wird man sich an das Bild der so wertvollen und ökologischen Windenergieanlagen in der Landschaft gewöhnen, gewöhnen müssen. Der Wind bläst gratis vor unserer Haustüre – vor allem im Winter. Nutzen wir ihn!
Zur Person
Josef Gemperle aus Fischingen ist Landwirt und Thurgauer Mitte-Kantonsrat.


