bern Die Wahlempfehlungen der kantonalen Bauernverbände werfen normalerweise keine grossen Wellen. Heuer ist das etwas anders. Der Präsident des Bauernverbands Aargau (BVA), Alois Huber hats damit sogar zu einem Kaktus in der «Schweizer Illustrierten» gebracht. Hintergrund ist eine Verpflichtung, die unterzeichnen muss, wer vom BVA in den Wahlen unterstützt werden will. Gefordert sind etwa Bekenntnisse zur Erhaltung des Kulturlandes, zu einer auf die produzierende Landwirtschaft ausgerichtete Raumplanung oder zur Stärkung des bäuerlichen Selbstverständnisses und des ländlichen Raums.
Luzern konzentriert die Mittel
Zu reden gab aber vor allem die Forderung, dass man als Bedingung für die Unterstützung die beiden Pflanzenschutz-Initiativen ablehnen muss. Im Gegenzug erhalten die Kandidaten je einen Zustupf von 300 Franken an ihren Wahlkampf. Da sie diese Bedingungen nicht unterschreiben wollte, erhält die Biobäuerin Gertrud Häseli keine Unterstützung, was auch in Publikumsmedien für Aufsehen sorgte. BVA-Geschäftsführer Ralf Bucher sieht kein Problem: «Wer zu einer Initiative nicht Nein sagen kann, die von 98% der Bauern abgelehnt wird, den können wir nicht unterstützen», unabhängig von der Parteizugehörigkeit.
Im Kanton Luzern verzichtet man auf ein Bekenntnis via Unterschrift, auch weil eine solche Verpflichtung ja dann auch kontrolliert werden müsste, wie Stefan Heller, Geschäftsführer des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV) zu Bedenken gibt. Beim LBV entscheide der Vorstand über die Unterstützung. Dabei setzt man anders als im Aargau nur auf Hauptlisten. Unterlisten mit Bauern seien nur dazu da, der Partei Stimmen zuzuführen, das unterstütze man nicht, so Heller. Die vier Auserkorenen (Leo Müller, Vroni Thalmann, Willi Knecht und Priska Wyssmann) erhalten Unterstützung in Form von Inseraten und Veranstaltungen im Wert von insgesamt 12 000 Franken. «Damit ein gewisser Effekt erzielt werden kann, konzentrieren wir die Mittel», so Heller.
Dreistufiges System in Zürich
Auch im Zürcher Bauernverband (ZBV) steht ein markanter Beitrag von rund 40 000 Franken zur Unterstützung der bäuerlichen Kandidaten zur Verfügung, wie Geschäftsführer Ferdi Hodel sagt. Damit werden Websites, Autobeschriftungen oder Wahlkampf-Filme finanziert. Der ZBV unterstützt 13 Kandidaten in drei Gruppen, abgestuft nach Wahlchancen. Die Spitzenkandidaten sind die «Drei Martin für Bern» Haab, Hübscher und Farner. Dann folgen mit den Landwirten Konrad Langhart und Hans Egli Kandidaten erster Priorität, sowie in zweiter Priorität weitere acht bürgerliche Kandidaten. Die Frage nach der Unterstützung von linken bäuerlichen Kandidaten stellte sich nicht, da es gar keine gibt. Ganz anders in Baselland, wo mit der Grünen Maya Graf eine einzige bäuerliche Kandidatin antritt. Ihre Unterstützung ist bescheiden, gab aber wegen Grafs Pflanzenschutz-kritischer Haltung dennoch einiges zu reden.
Berner fordern Loyalität
Dienstleistungen wie eine Wahlplattform, aber kein Geld gibt es beim Berner Bauernverband (BEBV). Hier wird die Unterschrift unter einen Ehrenkodex verlangt, der Kandidaten verpflichtet, weder den BEBV, noch die übrigen Unterstützten im Wahlkampf öffentlich zu kritisieren, so Geschäftsführer Andreas Wyss. Voraussetzung ist auch BEBV-Mitgliedschaft oder Präsidium/Mitgliedschaft in einer bäuerlichen Partnerorganisation. Auch im Kanton St. Gallen gehören Mitgliedschaft beim Verband oder ein Verbandsamt zu den Bedingungen.