Sei es die Herausforderung mit Homeschooling oder die Sitzungen, die ausfallen und mehr Zeit für andere Dinge lassen – jede Präsidentin der kantonalen Bäuerinnenverbände spürt die Vor- und Nachteile der Corona-Krise. Die BauernZeitung hat bei den Frauen nachgefragt, wie es läuft und was besonders fordert in dieser speziellen Zeit. Immer mal wieder fielen am Telefon die Worte: «Man hat mehr Zeit für Dinge, wie die Buchhaltung nachzuführen, einen ausgiebigen Frühlingsputz oder einfach etwas für sich selber zu machen».
Auf vielen Landwirtschaftsbetrieben ist die Krise nicht extrem zu spüren, das Tierfutter wird weiter geliefert und die tägliche Arbeit muss trotzdem ausgeführt werden. Bei den unten stehenden Bäuerinnen fehlen keine Erntehelfer, was das Ganze sehr erleichtert.
Regula Bucheli, Luzerner Bäuerinnen
Regula Bucheli lebt auf einem Zwei-Generationen-Betrieb mit Ackerbau und Schweinezucht in Ruswil. Die Familie hält auch Lamas. Sie beliefert «Jacquelines Chäsilade» mit hofeigenen Produkten, daher ist auch in Zeiten von Corona der Absatz garantiert. Regula Bucheli produziert unter anderem Baumnusskern-Öl, Likör, Sirup, Konfi, Eingelegtes und Trockenfleisch von ihren Tieren.
Vorräte aufbrauchen
Auf ihrem Betrieb gehe die Arbeit normal weiter, auch für die Tiere werde weiterhin Futter geliefert. Sie gehe im Moment nicht mehr einkaufen, die Vorräte im Keller und in der Gefriertruhe könnten so mal aufgebraucht werden.
Regula Bucheli ist schon seit
neun Jahren als Präsidentin der Bäuerinnen aktiv. Beim Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband wären an der Delegiertenversammlung Ende März Wahlen gewesen. Es seien aktuell keine Sitzungen geplant.
Sich Zeit nehmen
Im Moment kann Regula Bucheli viele Pendenzen erledigen, der Haushalt wird ganz gründlich erledigt, die Buchhaltung wird nachgeführt und Arbeiten, die sonst liegen bleiben, wird mehr Beachtung geschenkt.
Sie backe viel mehr und geniesse es, Zeit dafür zu haben, sagt Regula Bucheli. Sie hat das Gefühl, die Landwirte werden wieder mehr geschätzt als noch vor einigen Wochen.
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Regula Bucheli arbeitet ihre Büropendenzen ab.
Monika Lussi, Bäuerinnenverband Nidwalden
Monika Lussi lebt mit Mann und Sohn auf dem Betrieb Rochushostatt in Oberdorf. Sie betreiben Milchwirtschaft und haben 86 Mastschweine. Eine Hofgastronomie für vorangemeldete Gruppen bis 50 Personen findet man im Winter ebenfalls auf ihrem Betrieb. Im Sommer sind sie auf der Alp anzutreffen. Diese befindet sich im Gebiet Engelberg-Titlis, ist aber nicht touristisch erschlossen. Monika Lussi wurde diesen Frühling als Präsidentin der Nidwaldner Bäuerinnen gewählt.
Krise nicht gross spürbar
Auf ihrem Betrieb sei eigentlich nicht viel von der Corona-Krise zu spüren. Es arbeite niemand auswärts, sie hätten noch keine schulpflichtigen Kinder und die Schwiegereltern seien nicht im Risikoalter. Wie es in der Käserei, wo sie im Sommer die Milch bringen, weitergehe, falls die Krise andauere, sei noch nicht klar. Die Käsi sei im Tourismusgebiet und ein grosser Absatz gehe so verloren. Sie ist aber zuversichtlich, dass das gut kommt.
Zeit für Anderes
Bei den Nidwaldner Bäuerinnen mussten leider einige Kurse abgesagt werden. Sie versuchen aber, diese auf den Herbst zu verschieben. Die Anmeldungen seien zahlreich gewesen. Monika Lussi geniesst die Ruhe, sie hätte bereits die Buchhaltung nachgeführt und sogar Zeit, selbst Anke zu machen.
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Monika Lussi beim «Milch fuege und anknen».
Alice Gwerder, Schwyzer Bäuerinnenvereinigung
Alice Gwerder und ihr Mann Wendelin bewirtschaften mit den vier Kindern einen Aufzuchtbetrieb in der Bergzone III in Muotathal. Sie haben
70 Kälber und Rinder, 24 Schafe, sechs Ziegen und 400 Lege-
hennen. Die Eier fährt sie regelmässig ins Tal runter und beliefert Läden und Restaurants. Die Nachfrage sei im Moment riesig und sie hoffe, dass der Konsum von regionalen Eiern auch nach der Corona-Krise so bleibt. Im Vorstand ist sie seit sieben Jahren, seit 2015 als Präsidentin.
Alles etwas anders
Normal wären die Kinder von Alice und Wendelin Gwerder in der Schule und ihr Mann am Arbeiten auf der Skipiste. Nun aber machen die Eltern morgens die Tiere und abends helfen auch die Kinder mit. Vormittags sei sie beschäftigt mit Schule geben, Büroarbeit und Hausarbeit. Sie findet die Struktur für die Kinder wichtig. Anfangs seien ihre Kinder mässig begeistert gewesen, bei dem schönen Wetter zu Hause die Schulbank zu drücken. Mit der Abmachung, dass sie dafür nachmittags draussen mithelfen dürfen, klappe es gut.
Administrativer Mehraufwand
Im Bäuerinnenverband mussten sie diverse Anlässe absagen. Unter anderem falle die Delegiertenversammlung des SBLV aus. Sie hätten die zweitägige DV in Einsiedeln durchgeführt. Jetzt heisst es, Hotelkosten zurückerstatten und umorganisieren.
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Alice Gwerder beim Holz und Steine auflesen. Sie nennen das «Schönen».
Erika Bütler, Zuger Bäuerinnen
Erika Bütler bewirtschaftet mit ihrem Mann Köbi in Steinhausen einen 15,5 ha grossen Betrieb mit Milchwirtschaft und Schweinemast. Im Nebenerwerb macht sie die Geschäftsführung der «Zuger Bürinne Apéro GmbH». Sie haben drei Kinder im Alter von 17, 20 und 22 Jahren. Erika Bütler ist seit 2002 im Vorstand der Zuger Bäuerinnen und seit 2013 als Präsidentin tätig.
Gute Kolleginnen
Erika Bütler schätzt die Zuger Bäuerinnen, es sei immer Verlass auf ihre Kolleginnen, wenn man mal Hilfe brauche. Es sei nicht ein Gegeneinander, sondern ein wundervolles Miteinander. Und auch im Vorstand gefällt es ihr noch immer, die Arbeit erfahre grosse Wertschätzung von den Mitgliedern.
Apéros sind abgesagt
Ihr Landwirtschaftsbetrieb laufe eigentlich normal weiter. Bei den Bäuerinnen seien diverse Kurse und Veranstaltungen abgesagt, so wahrscheinlich auch die kommende Maiandacht. Ihre Geschäftsführung bei der Zuger Bürinne Apéro GmbH beanspruche nun weniger Zeit. Die Hauptaufgabe im Moment sei, die Termine zu verschieben und neu zu koordinieren.
Da keine Apéros mehr stattfinden, habe sie genügend Zeit, um einen gründlichen Frühlingsputz zu machen. Man müsse doch immer das Positive in jeder Situation sehen.
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Erika Bütler ist mit dem Dampfreiniger unterwegs.
--> Weitere Präsidentinnen folgen in der nächsten gedruckten Ausgabe der BauernZeitung.