Eine glückliche, zufriedene Familie und ein intakter Bauernstand sind Werte, für die sich Marianne Walter-Jordi immer wieder gerne einsetzt. «Ich durfte meinen Traum verwirklichen: Ich lebe auf einem Bauernhof und wurde Mutter», erkennt die Bäuerin mit einem dankbaren Lächeln.
«Ig mache es wie mis Mueti»
In Rätschen bei Huttwil BE wuchs Marianne Walther als Bauerntochter auf. Mit ihren fünf Geschwistern pflegt sie noch heute einen guten Zusammenhalt. Für sie war ihr Weg von vorneweg klar. Keine Frage, wie ihre Zukunft aussehen sollte: «Ig mache es wie mis Mueti, wirde Büüri u ha Ching», pflegte Klein-Marianne zu sagen. Dieser Weg begann aber, auf Anraten der Mutter, mit einer umfassenden Ausbildung.
Auf einem Bauernhof in Ursenbach BE absolvierte sie das Hauswirtschaftliche Lehrjahr. «Es war für mich ein grosser Schritt, mein Elternhaus zu verlassen, aber auch das Beste, was mir passieren konnte.» Nach einem Privathaushalt-Praktikum liess sie sich zur kompetenten Hauspflegerin ausbilden. «Während zwei Jahren war ich in Bern im Internat. Ich lernte mich einzufügen und unterzuordnen.» Rückblickend sei es eine gute Zeit gewesen, erinnert sich Marianne Walther mit einem Schmunzeln.
Von Erfahrungen profitieren
Ein «Lehrblätz» machte sie mit der Absolvierung der Bäuerinnen-Prüfung. Die unterdessen diplomierte Bäuerin erkannte, wie wichtig die verlangte Praxiszeit in einem Landwirtschaftsbetrieb ist.
«Während meinen Praktika und im Berufsleben habe ich in vielen Familien gesehen, wie schwierig das Zusammenleben sein kann und was für Probleme dabei entstehen», erzählt Marianne Walther. Sie lernte durch diese Erfahrungen sehr viel für ihr Leben.
Ihr grosses Glück fand die Bäuerin unweit vom Elternhaus. Sie heiratete Fritz Walther, Landwirt auf der Aellmegg. Mitte der 90er-Jahre konnte die Familie Walther den Betrieb, der bis dahin nur gepachtet war, kaufen. «Dies war ein happiger Schritt. Damit die Finanzen stimmten, arbeitete mein Mann im Nebenerwerb.» Mithilfe des Schwiegervaters konnten die Arbeiten auf dem Betrieb erledigt werden. Milchwirtschaft und Ackerbau wird auf dem 19 Hektar grossen Betrieb in der Bergzone I gemacht. Die Milch wird in der Käserei zu Emmentaler weiter verarbeitet.
Durch die Geburt ihrer Söhne Tobias (30), Philipp (28), Marcel (25) und Patrick, der am 1.1.1996 das Neujahrsbaby der Region war, wuchs eine Familie heran. «Zuerst lebten wir mit meinen Schwiegereltern zusammen. Ich konnte von meinen und ihren Erfahrungen profitieren», stellt Marianne Walther fest.
Zusammensein mit Frauen
Marianne Walther entschied sich, die Arbeit in Haus und Hof zu machen, sowie für die vier Buben daheim zu sein. Es war für sie ein gutes Gefühl, da zu sein, wenn die Jungs aus der Schule kamen und ihre Erlebnisse erzählten. «Wenn ich jeweils für die Schulreise den Rucksack packte, waren das besondere Momente», meint die Bäuerin zufrieden. In dieser Zeit bildete sie auch Lehrtöchter aus und genoss es sehr, im Männerhaushalt auch ein Mädchen zu haben. Mit den jungen weiblichen Wesen liess sich anders diskutieren als mit Ehemann oder Söhnen. Das wertvolle Zusammensein mit Frauen genoss die Bäuerin auch bei den Landfrauen. Sie trat dem Landfrauenverein Huttwil und Umgebung bei. Dort amtete sie unter anderem zwölf Jahre als Beisitzerin und vier Jahre als Vizepräsidentin. Beim Besuch von Kursen und Anlässen schätzt sie das Netzwerk des Vereins. Sie wurde dadurch oft gestärkt und ermutigt. Marianne Walter ist immer noch für den Einkauf und die Einteilung der Helferinnen am Wiehnachtsmärit in der Abteilung «Chrömi» zuständig. «Es ist jeweils eine strenge Zeit, aber die Gespräche unter den Frauen, oder das Gelächter beim Waffeln backen und Teig machen, kann man mit nichts vergleichen», erzählt sie.
Der Beruf ist Hobby
Im Laufe der Zeit sind die vier Söhne selbständig geworden und ausgezogen. «Nun sitzen Fritz und ich plötzlich wieder alleine am Tisch», meint Marianne Walter. Mit einem lachenden und weinenden Auge liess sie die Buben ziehen und musste lernen, Prioritäten zu setzen und flexibel zu sein. Das heisst auch, kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie einmal nicht daheim ist. Sie hofft, dass ihre Söhne immer wissen, wo ihr Daheim ist und dass ein treues Mutterherz für sie schlägt.
«Mein Beruf ist mein Hobby oder umgekehrt: Ich bin beschäftigt im Haushalt, mit Kochen, Backen, Handarbeiten, im Garten, in der Landwirtschaft, bei den Tieren und in der Natur. Ich bin Mutter, habe meine Familie und die Landfrauen.»