Sonja Schwarz ist auf dem Zelglihof in Rüfenach AG im unteren Aaretal angekommen. Aber es fehlt noch etwas. «In unserer Wohnung sind mein Mann Matthias, unser kleiner Manuel und ich gut eingerichtet und wir fühlen uns wohl», sagt die 34-Jährige. «Aber bis der Zelglihof auch im Herzen mein Zuhause wird, braucht es wohl noch etwas Zeit.» Denn Sonja Schwarz ist erst im Herbst letzten Jahres auf den Hof gezogen.

Auf einem Hof aufgewachsen

Aufgewachsen ist sie mit drei Schwestern und einem Bruder auf einem Bauernhof in Schlossrued im aargauischen Ruedertal. Nach der Schulzeit machte sie eine Lehre als Detailhandelsfachfrau EFZ Bäckerei-Confiserie. 2015 lernte sie den Jungbauer Matthias Schwarz kennen. Sie wusste schon immer, dass sie nicht traurig wäre, falls der zukünftige Mann ein Landwirt wäre. «Es war aber nie meine Bedingung oder ein Anspruch an meinen Zukünftigen», betont sie.

Fünf Fragen

Was können Sie besonders gut?
Mit einfachen Mitteln etwas wirkungsvoll gestalten.

Was möchten Sie besser können?
Ich möchte geduldiger werden.

Ihr Rezept zur Entspannung?
Zeit für mich nehmen, um kreative Ideen umzusetzen oder durch den nahen Wald zu laufen. Entspannend ist es auch, wenn wir als junge Familie uns zu dritt füreinander Zeit nehmen.

Welches Kompliment freut Sie?
Jeden Einkauf in unserem Hofladen verstehe ich als ein Kompliment für meine Arbeit.

Was war ihre schönste Kindheitserinnerung?
Tage, an denen ich auf dem elterlichen Bauernhof draussen mithalf und abends totmüde aber glücklich ins Bett fiel.

Konzept für den Hofladen

Sie absolvierte nebenberuflich die Bäuerinnenschule Liebegg in Gränichen und erwarb 2019 den Fachausweis Bäuerin. Im gleichen Jahr heirateten Sonja und Matthias Schwarz. Die Neugestaltung des alten Hofladens war die Abschlussarbeit für die Bäuerinnenprüfung: Sie entwickelte ein Konzept für einen Selbstbedienungsladen im vorderen Teil. Dort können Kundinnen und Kunden unter der Woche selbstständig einkaufen. Im durch eine Glastüre getrennten hinteren Teil werden am Samstagvormittag unter anderem Wein und Fleisch mit Bedienung verkauft. Dies sind die Hauptprodukte des Hofs.

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Vier Generationen

Im Bauernhaus gibt es drei Wohnungen für die vier Generationen Schwarz. Unter einem Dach wohnt Grosi Marianne als die älteste Generation, Susanne und Fritz sind die zweite und Sohn Matthias und seine Frau Sonja die dritte Generation. Die vierte Generation vertritt der anderthalbjährige Manuel. Samuel, der Bruder von Matthias, wohnt mit seiner Freundin Nadine Hasenfratz auswärts.

Immer jemand da

Sonja Schwarz wusste, dass sie in einen grossen, vielseitigen Hof einheiraten würde. Hat das auch Vorteile? Sie antwortet mit einem klaren «Ja». Sie und ihr Matthias wüssten, dass Tiere und Hofladen gut umsorgt sind, wenn sie sich für ein paar Tage Familienzeit abmelden. «Es liegt auch drin, an einem Sonntag mal nicht für die abendliche Stallarbeit zu Hause zu sein, etwa wenn wir einen Besuch machen.» Bei einem Notfall sei immer irgendjemand da, der kurz zu Manuel schaue oder ein Auto habe. «Und es gibt genug starke Arme, wenn ich als Frau nicht weiterkomme», erwähnt sie. Das sieht Sonja als grosses Privileg des Familienbetriebs.

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Bewährter Tapetenwechsel

Im Alltag freut sie sich täglich aufs Neue, mit ihrem Söhnchen Manuel den Tag zu erleben. Sonja Schwarz liebt es aber auch, den Hofladen zu gestalten. Sie arbeitet zudem in einem kleinen Pensum in der Bäckerei Richner in Veltheim. «Das ist für mich ein Tapetenwechsel und bewahrt mich vor Betriebsblindheit.»

Bei der Arbeit in der Bäckerei liegt ihr vor allem die Neugestaltung und Pflege des Schaufensters. Aber auch das Verpacken von Pralinés und das Bedienen von Kunden machen ihr Freude. Sie erfährt bei dieser auswärtigen Arbeit immer wieder, dass auch andere Branchen, Vorgesetzte und Arbeitskolleginnen ähnliche Herausforderungen wie in der Landwirtschaft zu meistern haben.

Eigene Produkte

Auf dem Hof macht es Sonja Schwarz Spass, das Sortiment im Hofladen des Zelglihofs zu erweitern und Geschenkkörbe liebevoll zu verpacken. Sie produziert unter anderem ein eigenes Weinkräutersalz, Fruchtaufstriche, Öle, kreative Geschenkpackungen und verkauft auch Teigwaren und Weinessig, die ihre Schwester produziert. «Ich biete Produkte vom Hof an oder sie stammen mindestens aus der Schweiz», lautet ihr Prinzip beim Zusammenstellen des Sortiments.

Manchmal träumt Sonja Schwarz davon, wie sie sich in zehn Jahren sieht: Etwa als Mutter von aufgestellten und motivierten Kindern. Als Bäuerin, die immer noch mit Freude und Erfolg den Hofladen gestaltet. Sie sieht sich im Garten, in dem die Blumen blühen, die ihr gefallen. Sie sieht sich, wie sie ihren Mann auf dem Hof und im Feld unterstützt und dabei besonnen und zufrieden ist.

Weitere Informationen: www.zelglihof.ch