Es ist Mitte August und hier in Mosambik ist es «Winter». In der Hauptstadt, welche sich rund 2000 km südlich von uns befindet, können die Temperaturen in der Nacht bis auf 11 °C sinken, während das Thermometer in Pemba selten unter 19 °C fällt. Wenn man an die afrikanische Hitze gewohnt ist, empfindet man 19 °C wirklich als kalt.
Ein Wald in der Stadt
Wir hatten dieses Jahr das Glück, unser Haus auf einem kleinen Hügel oberhalb der Bucht von Pemba zu bauen. Es ist eine der seltenen Stadtzonen, in welchen der ursprüngliche Wald noch intakt ist. Tatsächlich erlebt die Stadt dank der Entdeckung grosser Flüssiggas-Reserven in der Region seit rund fünfzehn Jahren einen Aufschwung. Pemba hat sich zu rasch vergrössert, improvisierte Quartiere wachsen wie Pilze auf erosionsgefährdeten Hängen.
Die Bevölkerung ist arm und ist zum Kochen häufig auf Holz angewiesen. Dadurch sind die Urwälder vollständig verschwunden, zusammen mit der ganzen Biodiversität. Mithilfe einer Absperrung vermochten es unsere Nachbarn, die ursprüngliche Landschaft zu erhalten.
Affen als Nachbarn
Einige Affen, vermutlich eine Familie, sind unsere nächsten Nachbarn. Es ist spannend zu beobachten, wie sie miteinander umgehen und wie flink sie sich bewegen. In der Nacht kann man Uhus oder Bush Babys hören, kleine Primaten, die – ihrem Namen entsprechend – wie Kleinkinder schreien.
Aber wer Wildfauna sagt, sagt auch Schlangen. In dieser kälteren Periode sieht man sie häufiger, weil sie Wärme suchen. Man gewöhnt sich mit der Zeit an sie und lernt, die giftigen von den harmlosen zu unterscheiden. In Mosambik gibt es nur circa zehn für den Menschen wirklich gefährliche Schlangen, was nur einen kleinen Anteil darstellt. Schlangen sind nicht aggressiv. Es ist wirklich Pech, von einer dieser Arten gebissen zu werden.
Aufforstung vorantreiben
Dank der NGO, für welche ich arbeite, konnte ich mit zwei Kaffeeproduzenten der Insel Ibo Arabica-Kaffeeplantagen im grössten Nationalpark von Mosambik besichtigen. Die Plantagen befinden sich im Landesinnern, über 1000 km von uns entfernt. Seit mehr als zehn Jahren bauen dort über 1000 Produzenten Kaffee an. Das Projekt wurde mit dem Ziel gestartet, der im Nationalpark zunehmenden Entwaldung entgegenzuwirken. Ein Teil der Bevölkerung musste in den Nationalpark flüchten, um sich vor bewaffneten politischen Gegnern zu schützen.
Der Kaffee wird in einem Agroforst-System produziert, was zur Aufforstung der Region führt und den lokalen Produzenten gleichzeitig ein Einkommen sichert. Das Projekt stösst bei der lokalen Bevölkerung auf grosse Begeisterung und es wurden bereits über 300 Hektaren neu bepflanzt.
Der Maniok ist reif
Der Ibo-Kaffee ist eine andere Art als der Arabica-Kaffee, Coffea zanguebariae genannt. Es war sehr interessant, die Unterschiede zwischen den zwei Kaffeearten zu sehen – geschmacklich, aber auch bezüglich ihrer Sensibilität gegenüber Krankheiten oder Insekten.
Wir sind von dieser Reise bereichert durch neue Bekanntschaften und Kenntnisse zurückgekommen, um die Produktion und Qualität unseres Kaffees auf den Inseln zu verbessern. Auf den Inseln Ibo und Quirimba sind die Kaffeesträucher auch in einem Agroforst-System eingebettet.
Es ist jetzt die Zeit der Maniokernte. Die Bauern sind mit den neuen Sorten sehr zufrieden, welche wir in Zusammenarbeit mit dem Agrarforschungs-Zentrum von Mozambik eingeführt haben.
1000 Bäume gepflanzt
Unser Hof ist nur 4 km von der Stadt entfernt. Auch hier sind es sich die Frauen gewöhnt, Holz zum Kochen zu hacken. Seit unserer Ankunft haben wir auf unserem Land entlang der Wege 1000 Bäume gepflanzt. Einige Bäume haben nicht überlebt, doch die meisten spenden unserem Boden Schatten und Frische. Weiter haben wir Kaffee in einem Agroforst-System zusammen mit Moringa und anderen Leguminosen-Arten angepflanzt. Wir hoffen, so zur Wiederbegrünung der Region beizutragen, denn diese ist dem Klimawandel gegenüber immer empfindlicher.
Zur Person: Helene Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnte die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land baut sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich die Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.[IMG 2]