Es ist Ende April und noch immer ist es warm und feucht. Normalerweise wären wir bereits am Ende der Regenzeit, aber durch den Klimawandel kann man (zum Glück) davon ausgehen, dass es noch ein paar Wochen regnen wird. Doch schon bald wird die Trockenzeit beginnen. Auf den Feldern ist die Zeit der ersten Ernten gekommen: Getreide, Erdnüsse und Süsskartoffeln. Die Bauern beginnen damit, die traditionellen Silos für die Lagerung der Samen vorzubereiten. Geerntet wird ausschliesslich von Hand.

Es ist Zeit zum Rösten

Auf der Insel Ibo, wo ich mit dem Verband der Ibo-Kaffeeproduzenten zusammenarbeite, ist die Zeit der Kaffeeröstung gekommen. Nach dem Ernten und Trocknen des Kaffees hat der Produzentenverband den Kaffee seiner Mitglieder aufgekauft, um ihn zu rösten und weiterzuverkaufen. Dank eines Projekts, das ihn unterstützt, erhielt der Verband eine Röstmaschine, eine Kaffeemühle, Verpackungsmaterial sowie eine Maschine, um den Kaffee zu verpacken. Aufgrund seiner kleinen Bohnen und seines Geschmacks ist dieser Kaffee so besonders, dass er eine spezifische Röstung erfordert.

Endlich Regen gekommen

Bisher wurde der Kaffee in kleinen Plastikbeuteln verkauft. Dank den neuen Verpackungen kann der Kaffee endlich zu seinem richtigen Preis verkauft werden. Der Ibo-Kaffee, der zu den sogenannten «wilden» Kaffeesorten gehört, ist besonders speziell und verdient es, als solcher verarbeitet und verkauft zu werden. Es handelt sich noch um eine Nischenproduktion, daher wird das Produkt lokal vermarktet.

In der Gegend, wo unser Hof liegt, hatten wir bis jetzt nur sehr wenig Regen. Seit zwei Wochen wurden unsere Gebete erhört: Grössere Niederschläge haben unsere Region erreicht. Der Fluss, der unseren See speisen sollte, hat sich endlich mit Wasser gefüllt. Die Kapazität unseres Sees ist noch nicht voll ausgeschöpft, wir hoffen aber, dass es noch ein paar Tage regnen wird. Dank diesem Wasser können wir unser Gewächshaus weiterhin bewässern. Bereits haben wir damit begonnen, unsere Anbaufläche im Freien zu reduzieren, um uns auf einen Wassermangel vorzubereiten. Wir werden uns mehr auf das Gewächshaus konzentrieren und dort die Produktion intensivieren. Wir werden zum Beispiel Salat oder Kräuter zwischen den Gurkenreihen anpflanzen.

Bio-Pflanzenschutzmittel selbstgemacht

Dank dem Insektennetz, welches das Gewächshaus abgrenzt, ist der Druck der Insekten im Gewächshaus geringer. Wir haben daher beschlossen, unsere Pflanzen mit natürlichen Pflanzenschutzmitteln zu behandeln. Vor Ort gibt es eine ganze Reihe von Pflanzen, die als Vergrämungsmittel, Fungizid oder Insektizid eingesetzt werden können.

Wir haben einen Test begonnen und verwendeten dazu auf unserem Hof verfügbare Blätter, von denen bekannt ist, dass sie die erforderlichen Eigenschaften als natürliches Insektizid und Fungizid haben. Es handelt sich um Blätter von Neem, Papaya, Rizin und Chili. Das Ganze wird zerstossen und mit Wasser und Seife vermischt. Wir führen die Behandlungen zweimal wöchentlich aus. Bis jetzt haben wir auf den Pflanzen keinen erhöhten Krankheitsdruck zu verzeichnen. Fortsetzung folgt ...

All diese Neuerungen und Tests sind sehr spannend. Wir versuchen, unsere Herausforderungen in Chancen zu verwandeln. In unserem Fall bietet uns der Wassermangel die Möglichkeit, zu versuchen, unsere Produktion umweltfreundlicher zu gestalten, indem wir sie auf einer begrenzten Fläche intensivieren. Auf der Insel Ibo stellt die Kaffeerösterei einen grossen Schritt für den Verband dar. Die Promotion qualitativ hochwertiger Produkte aus der Region ist ein Stolz für alle Inselbewohner(innen).

Zur Person: Helene Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnte die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land baut sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich die Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.