Während in der Schweiz eine Hitzewelle der anderen folgt, sind die Temperaturen hier in Pemba mit 18 bis 27 Grad recht angenehm.

Seit Ende April hat sich der Wind gedreht, und wir erwarteten den Regen eigentlich erst im Dezember zurück. Aber der Himmel hat uns ein Schnippchen geschlagen. Wir hatten praktisch jede Woche Regen, sodass der Boden eine gewisse Feuchtigkeit bewahren konnte.

Normalerweise ist in dieser Zeit alles völlig ausgetrocknet, aber dank der Niederschläge gibt es in diesem Jahr noch Gras. Ein wahrer Segen für die Bauern, die zu diesem Zeitpunkt an den Flussufern Gemüse anbauen.

Gemüseanbau auf dem Archipel 

Auf dem Archipel, auf dem ich Teilzeit für eine NGO (Nichtregierungsorganisation) arbeite, ist es Zeit für die Gemüseernte.[IMG 2]

Wie auf dem Festland warten die meisten Bauern bis nach der Ernte des Getreides, bevor sie mit der Gemüseproduktion beginnen. Seit einem Monat ist es nun möglich, alle Arten von lokalem Gemüse zu essen, ohne dass dieses vom Festland (ca. 80 km) kommen muss.

Monatelang war es schwierig, Gemüse zu kaufen. Für die grosse Mehrheit der Bevölkerung ist das Gemüse vom Festland zu teuer. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Mangelernährung, insbesondere bei Kindern.

Saatgut und grundlegendes Material zum verteilen

Mit meinen Kollegen unterstützen wir rund 15 Produzentengemeinschaften beim Anbau von Gemüse wie Tomaten, Auberginen, Paprika, Chili, Salat, Blattkohl (Cove), Rüben, Karotten, Zwiebeln und Süsskartoffeln. Wir verteilten dazu Saatgut und grundlegendes Material (Schubkarren, Spaten, Baumscheren, Kisten, Waagen) sowie Schattennetze und für die aktiveren Gemeinschaften auch ein Irrigationssystem.

Den Produzenten werden zudem Schulungen angeboten: konservierende Landwirtschaft, Pflanzenbehandlung, Vermarktung/Finanzverwaltung und auch Produktverarbeitung.

Bis vor drei Jahren baute noch fast niemand auf den Inseln Gemüse an. Die meisten Menschen sind Fischer und essen traditionell nur sehr wenig Gemüse. Weil die Lage in der Region seit vier Jahren aufgrund von Terroranschlägen recht unruhig ist, wurden die Fischzonen und -Zeiten eingeschränkt. Bewohner und Flüchtlinge mussten sich anderen Einkommensquelle zuwenden, in diesem Fall der Landwirtschaft.

Schnitt der Kaffeesträucher bewirkt eine Ertragsmaximierung

Auf den Inseln ist es an der Zeit, die Kaffeesträucher zu schneiden. Eine sehr seltene Kaffeesorte wächst seit der Kolonialzeit auf diesen Inseln. Die meisten Sträucher sind alt und haben einen Schnitt nötig. Bisher begnügten sich die Bewohner damit, den Kaffee zu ernten. Die Produktion des Kaffes kann durch einen Schnitt maximiert werden.

Mit all den wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen haben die Landwirte nun das grosse Potenzial dieses atypischen Kaffees entdeckt. Der zusammen mit Getreide oder anderen Fruchtbäumen angebaute Kaffee erlaubt den Familien, ihre Einkommensquellen zu diversifizieren.

Wasserknappheit, der kleine See ist bereits leer

Auf unserem Bauernhof ist der kleine See bereits leer. Wir hatten unsere Produktion zuvor dementsprechend angepasst und nur ein paar Gurken im Gewächshaus und Kräuter für den Direktverkauf angebaut.

Im Gespräch mit unserem Nachbarn hat dieser uns glücklicherweise gesagt, dass er genügend Wasser hat und uns einen Teil davon für die Gemüseproduktion zur Verfügung stellt.

Wir werden daher wieder mit dem Säen starten, um im Dezember, wenn die Preise am höchsten sind, in voller Produktion zu sein.

Zur Person 
Helene Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnten die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land bauen sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich ihre Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.