Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich auf einer der schönsten Inseln des Indischen Ozeans. Mit meinem Arbeitsteam warte ich auf die Flut, um mit dem Boot auf die Hauptinsel zurückzukehren. Der Sand ist fein und weiss und das Wasser in der Ferne türkisblau. Vereinzelt wachsen noch Mangrovenwälder. In den Mangroven ist jetzt Blütezeit, was den Anblick noch prachtvoller macht.
Kaffeesträucher wollen geschnitten werden
[IMG 2]Wir arbeiten auf diesen Inseln mit Kaffeeproduzenten zusammen. Die Pflückzeit ist zu Ende. Dieses Jahr sind die Produzenten mit den Erträgen zufrieden. Jetzt konzentrieren sie sich auf das Schneiden und Düngen der Kaffeesträucher. Bisher waren sie es nicht gewohnt, die Kaffeepflanzen zu schneiden, das ist für die meisten von ihnen eine neue Praxis. Ein Grossteil der produzierenden Sträucher ist sehr alt, denn sie wurden von den portugiesischen Siedlern oder von den Vorfahren der Inselbewohner angebaut. Der Kaffee wurde traditionell zu Hause genossen.
Vor einigen Jahren haben Vorreiter das Potenzial dieses wilden, auf Meeresniveau wachsenden Kaffees erkannt. Dank der Durchführung von Projekten zur Professionalisierung der Kaffeeproduktion beginnen die Produzenten, landwirtschaftliche Praktiken zum Steigern der Erträge zu übernehmen. Bis sich diese Praxisänderungen eingebürgert haben, braucht es Zeit, vor allem in einer Bevölkerung mit einer Alphabetisierungsrate von weniger als 20 Prozent.
Macanica, ein «Supernahrungsmittel»
Im Juni und Juli sollte es ein wenig Niederschläge geben. Diese werden als Macanica-Regen bezeichnet. Macanica, Ziziphus mauritiana, ist eine Frucht, die reich an Vitamin C ist und einem kleinen Apfel gleicht. Sie schmeckt sauer, doch die Leute hier essen sie sehr gerne. Gewisse Früchte haben sogar einen ziegenkäseähnlichen Geschmack (was mir sehr gefällt). Die meisten Personen trocknen sie, um sie während der Knappheitsperiode zu essen. Dieser kleine Macanica-Regen würde eine gute Reifung der Früchte vor der Ernte ermöglichen.[IMG 3]
Bald naht die Knappheitsperiode
Von August bis September werden wir in der Knappheitsperiode sein. Dies bedeutet, dass die Nahrungsmittel knapp sind, denn die Felder sind völlig ausgetrocknet und die Mais- und Reisreserven aufgebraucht. Dank Projekten konnten wir dieses Jahr Süsskartoffeln und Maniok verteilen. Beide Kulturen lassen sich gut im Boden lagern, und die Produzenten werden während dieser schwierigeren Zeit davon profitieren können.
[IMG 4]Mit meinem Team haben wir eine Ausbildung über die Ernährungsvorzüge der orangefarbigen Süsskartoffel organisiert. Je oranger die Kartoffel, desto reicher an Vitamin A ist sie. Vitamin A ist sehr wichtig, speziell in einer Region, in welcher die Kinder unter Mangelernährung leiden. Wir haben drei neue Rezepte für die lokale Bevölkerung getestet: einen Süsskartoffel-Cake, einen Süsskartoffelbrei für die Kinder und ein «Matapa» aus Süsskartoffel-Blättern. «Matapa» ist ein traditionelles Gericht und ähnelt Spinat. Es kann mit diversen Blättern zubereitet werden: Kürbis, Bohnen, Maniok und Süsskartoffel. Manchmal wird es mit Erdnusspulver und/oder Kokosmilch vermischt. Es ist eine gesunde Köstlichkeit.
Die Produktion auf dem Hof
Auf unserem Hof produzieren wir weiterhin Gurken und Gewürzkräuter, was gut funktioniert. Dank unserer Gewächshäuser und Beschattungen ist der Krankheitsdruck sehr tief, und wir können eine angemessene Wochenmenge produzieren, um unsere Produktionskosten zu decken und einen kleinen Gewinn zu erzielen. Ab nächster Woche haben wir aber kein Wasser mehr in unserem Stausee. Wir werden das Wasser mit unserem kleinen Lastwagen von unserem Ziehbrunnen, der einige Kilometer von unserem Hof entfernt ist, transportieren müssen.
Auf unserem Hof stellt das Wasser ein wahres Problem dar. Aufgrund des «El Niño»-Phänomens erwarten wir für nächstes Jahr noch weniger und noch unregelmässigeren Regen.
Zur Person: Helene Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnte die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land baut sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich die Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.