Bald wird es bei uns Winter. Der Herbst war eher trocken und die Saat von Wintergras, Raps und Weizen ist ohne Unterbruch vorangegangen. Vor Kurzem gab es bei uns Regen, der die Bewässerungssaison idealerweise beendete.
Hier wird direkt gesät
Wir säen alles mit Direktsaat. Die neue Sämaschine hat spezielle Säzinken, die das Saatgut tief genug in den Boden bringen und eine Saatrille machen, die dann kleinste Mengen Regen zum Samen bringt. Bei unseren Verhältnissen ist das ein Vorteil und gibt besseren Ertrag.
Auf der neuen Farm wurde alles übersät. Zuerst musste das Unkraut bekämpft und Dünger gesät werden. Dort pflanzen wir vorwiegend Klee und Raygräser, damit Futter für das Jungvieh produziert wird und dann im Frühling ein- bis zweimal siliert werden kann. Die Wetterprognose für den Winter ist eher trocken, doch mit dem positiven Stand der Stauseen ist uns ein volles Wasserrecht zugesichert.
Der Milchmarkt bietet einigen Zündstoff
Grosse Diskussionen gibt es wegen des Milchpreises, der im Juni für die nächsten zwölf Monate festgelegt wird. Die totale Milchmenge in Australien ist in den letzten 30 Jahren stets kleiner geworden. Dank idealer Wetterverhältnisse sieht es dieses Jahr so aus, dass ein Wachstum von 1 bis 2 Prozent der gesamten Milchmenge erreicht wird.
Die Milchfabriken müssen um die Rohmilch kämpfen, doch die Fabrikationskosten steigen jährlich. Auch die Importe von Milchprodukten sind angestiegen. Billiger Käse kommt aus Amerika und Neuseeland und aus Europa kommt Gourmet-Käse, der etwas mehr kostet.
Es ist zu erwarten, dass der Milchpreis im nächsten Finanzjahr (1. Juli) fallen wird, da wir stark vom Welthandel abhängig sind. Die Produktionskosten (Strom und Gas sowie Löhne) sind in letzter Zeit stark gestiegen. Im Nachbardorf ist die neuseeländische Milchfabrik Fonterra zu verkaufen. Es wird entscheidend sein, wer diese Fabrik aufkauft. Falls ein neuer Eigentümer kommt und dort weiter produziert, ist es für uns Milchfarmer positiv. Doch wenn einer der grössten Supermärkte diese aufkauft und dann z. B. nur Frischmilch herstellt und diese billig in den eigenen Läden verkauft, wird das eine grosse Konkurrenz für die anderen Hersteller darstellen.
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Änderung beim Schaf-Export
Im Mai hat die Bundesregierung ein neues Budget für die kommenden zwölf Monate herausgegeben. Die sozialistische Regierung, die wir momentan haben, will ab 2028 den Export lebender Schafe unterbinden. Es werden vor allem alte Schafe lebendig auf grossen Schiffen in den Nahen Osten verkauft. Es besteht ein grosser Handel in Ländern, wo Kühlschränke selten sind und die Bevölkerung am Morgen ein Schaf kauft und es am gleichen Tag kocht und konsumiert.
Die Regierung will etwas Kompensation an die Farmer zahlen und den Schlachthöfen mit der Umstellung helfen. Leider werden diese Länder lebende Schafe von anderen Orten kaufen, wo der Tierschutz keine wichtige Rolle spielt.
Die australischen Schafe werden unter strikten Vorschriften verfrachtet. Es war für die Schaffarmer eine perfekte Lösung, die alten Schafe in den Nahen Osten zu schicken, denn der Absatz dieser Tiere ist bei uns fast unmöglich. Die Regierung hofft, durch diese Übung einige Stimmen zu gewinnen. Tierschützer und die Gewerkschaften rechnen damit, dass mehr Arbeitsplätze hier bleiben.
Entwickelt sich ein Freihandel mit Indien?
Der australische Handelsminister ist kürzlich nach Indien gereist, um ein Freihandelsabkommen auszuhandeln. Der Handel mit Indien hat einen grossen Aufschwung erfahren. Linsen und Kichererbsen haben jetzt den höchsten Preis erreicht. Der Mandelhandel mit Indien hat auch um 120 % zugenommen. Mandeln sind in Indien sehr beliebt und Leute, die es sich leisten können, Mandeln zu kaufen, reissen sich um das pflanzliche Eiweiss.
«Der Mandelhandel mit Indien hat auch um 120 % zugenommen.»
Für die australische Landwirtschaft ergeben sich neue Perspektiven.
Der Mandelanbau in Australien hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Alles wird maschinell geerntet. Pro Hektare gibt es den tiefsten Arbeitsaufwand, doch die Mandeln haben den grössten Wasserbedarf aller landwirtschaftlich erzeugten Produkte pro Hektare. Traurigerweise hat niemand Einspruch gegen die vielen Neupflanzungen eingelegt, die auch in trockenen Jahren sehr viel Bewässerungskontingent benötigen.
[IMG 3]Zur Person: 1981 wanderten Josy Lang und ihr Mann Werner nach Australien aus. Nach unzähligen Farmbesichtigungen kauften sie mit bescheidenen Finanzen eine 50-Hektaren-Milchfarm mit 90 Milchkühen und Jungvieh in Tatura im Staat Victoria. 1988 kauften sie einen Nachbarsbetrieb und 2005 die zweite Milchfarm. 2015 übergaben sie den Betrieb den zwei ältesten Söhnen. Heute sind es 1700 ha Land und 150 ha Pachtland, die Herde ist auf 2100 Milchkühe und 600 Stück Jungvieh angewachsen. Josy und Werner Lang arbeiten noch immer täglich mit.