Erdnüsse, Mandarinen und Samichlaus. Drei Worte, die tiefe Kindheitserinnerungen bei mir wachrufen. Wie haben wir die Vorfreude auf den Samichlaustag genossen, als es die ersten Mandarinen und die ersten Erdnüsse gab. Und wie der Duft das Haus verzaubert hat. Es handelte sich um etwas Kostbares, was es nur für kurze Zeit gab. So war es in meiner Kindheit und ich gab diese Tradition auch an meine Kinder weiter. Später lösten dann die Weihnachtsguetzli die geliebten Erdnüssli ab.

Drei verschiedene Sorten

Plötzlich ernten wir selbst zur Fasnachtszeit (auch hier in Paraguay gibt es den Karneval) haufenweise Erdnüsse und die Mandarinen sind ebenfalls fast naschfertig. Was für eine Freude, was für ein Durcheinander der alten Tradition.

Mani ist das spanische Wort für Erdnüssli. Es gibt hier in Paraguay drei Sorten von ihnen. Die Weissen sind die grössten, die jedoch etwas fad schmecken. Die Roten sind die, die wir auch in der Schweiz im Laden kaufen können. Darüber hinaus gibt es noch die schwarzen Erdnüsse, die ganz klein und würzig, wenn nicht sogar etwas scharf sind. Gesät werden sie ähnlich wie Kartoffeln, gleicher Abstand, gleiche Tiefe, nicht zu nass, nicht zu kalt und angehäufelt. Die Aussaat erfolgt von August bis September und von November bis Dezember. Nach 100 Tagen sind die Erdnüsse dann erntereif, also zwischen Januar und März. Mit einem Saatgutaufwand von 70 Kilogramm pro Hektare produzieren wir eine bis zwei Tonnen Nüsse. Da die Arbeitskosten gering ausfallen und der Handelspreis bei Fr. 3.50.– pro Kilogramm liegt, machen wir mit ihnen einen tollen Gewinn.

Mühsame Ernte von Hand

Im September vergangenen Jahres haben wir erstmals zwei Kilogramm Saatgut der weissen und roten Erdnüsse (Fr. 1.80.–/kg Saatgut) auf 300 Aren ausgebracht. Nun stand Anfang März die Ernte von Hand an. Morgens wurden die Pflanzen ausgerupft und nachmittags die Erdnüsse bei Musik von der Pflanze abgepellt. Seit drei Tagen trocknen die Nüsse samt Schale jetzt in der Sonne. Ihr Gewicht von zirka 18 Kilogramm schwindet merklich durch das Trocknen. Hier in Paraguay verzichten viele Strassenhändler auf das intensive Trocknen der Erdnüsse, damit sie nicht zu leicht werden und sie somit weniger Geld einbringen. Das hat allerdings zur Folge, dass ihre Schale meistens schon etwas gräulich ist. [IMG 2]

Vielseitig nutzbar

Wir sind mit unserem Erdnussanbau rundum zufrieden. Auch deshalb, weil wir die ganze Pflanze gut im Hof integrieren können. Das übrig gebliebene Grünfutter bekommen die Ziegen. Sie lieben es, während es die Schafe verschmähen. Die Nüsse werden weiterverarbeitet oder so gegessen und verkauft. Ihre Schalen geniessen die Schweine als wertvolles Zufutter. Um die Wertschöpfung etwas zu steigern, möchten wir die Mani in Zukunft zu Erdnussbutter weiterverarbeiten. Das hofeigene Bioprodukt können wir dann bei unserem monatlichen Sonntagsbrunch anbieten. Der Brunch ist unser neuestes Projekt und findet jeden ersten Sonntag im Monat statt. Damit wollen wir unsere Direktvermarktung stärken. Die Nachfrage nach unseren Bioprodukten ist vor allem bei hier lebenden Europäern hoch.

Zutat für Desserts

Die Erdnusspflanze selbst ist nicht nur eine tolle Leguminose und bereichernd in unserer Fruchtfolge des Maisanbaus, sondern sie ist auch vielseitig in der paraguayischen Küche zu finden. Die Paraguayer lieben süsse Speisen genauso wie den täglichen Fleischverzehr. So können diese leckeren Erdnüsse mit Honig und einer Tasse Milch als vollwertiges Nachtessen gegessen werden. Auch als Dulce de Mani (Erdnussbutter) ist sie zu finden oder vielseitig in Torten versteckt. So nimmt die schweisstreibende Arbeit unter brennender Sonne mit der Erdnussernte doch immer ein süsses Ende.

Zur Person

Michèle Huber ist gelernte Landwirtin mit Fachrichtung Bio und Permakultur. Ein von ihr initiiertes PRE mit dem Ziel einer neu ausgerichteten regional-solidarischen Landwirtschaft fand Anklang bei Inforama, FiBL und Bio Schwand und wurde sogar vom BLW und Lanat anerkannt und finanziell mitunterstützt. Leider funktionierte die Umsetzung nicht ganz, der Landkauf gelang nicht. Überzeugt von ihren Idealen, gab Michèle Huber nicht auf und startete das Projekt nun im fernen Paraguay.