Der Sommer hätte für uns nicht besser laufen können. Wir haben genug Futter für den ersten Winter geerntet, den wir als Betriebsleiter bestreiten werden. Die Scheunen sind voll und wir sind zufrieden. Mit dieser guten Ernte ersparen wir uns zusätzliche Futterkosten im ersten Jahr. Der Grundstein ist also gelegt für den ersten Winter, aber es gibt noch viele bürokratische Hürden bis zur Übernahme.
Glück gehabt im Grasland
Nach einem trockenen Frühling haben wir Mitte Mai den ersten Schnitt gemäht. Von da an war uns Petrus gnädig gestimmt: Wir hatten wüchsiges Wetter. Jede Woche gab es sicher einen Tag Regen und angenehme 20 bis 25 °C. Christian, unser Vorgänger, zeigt sich sehr zufrieden, es sei die beste Ernte seit zehn Jahren. Ende Juni waren alle Ställe mit Heu und Emd gefüllt und rund um den Stall türmen sich Siloballen.
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Auf einigen Parzellen wird es dieses Jahr drei Schnitte geben, das ist eine Seltenheit in dieser Region. Die mageren vulkanischen Böden, das trockenere Klima und die Höhenlage verkürzen die Vegetationszeit hier. Der ständige Wind trocknet die Böden zusätzlich aus. Dieser Sommer war jedoch sehr zufriedenstellend, bis jetzt haben wir bereits über 1000 Heu- und Siloballen gepresst. Auch die Kühe haben sich über den tollen Sommer gefreut. Die 35 Hektaren Weideland sind eigentlich zu knapp für 60 Kühe, dank des guten Wetters konnten wir trotzdem bis Ende Juli Tag und Nacht ohne Zufütterung weiden. Jetzt bleiben die Kühe in der Nacht drinnen und bekommen eine Mischration zugefüttert.
Nach der Ernte gibts endlich mal eine Pause
Da wir weder Getreide noch Mais anbauen, blieb uns im August ausreichend Zeit, um uns mit der französischen Bürokratie auseinanderzusetzen. Einerseits brauchte es das im privaten Bereich, wo ich mich mit dem Eintauschen des Schweizer Führerausweises und der «Carte de séjour» (der Aufenthaltsbewilligung) herumschlagen musste, aber andererseits auch auf für den Betrieb, nämlich mit den Formalitäten für die Betriebsübernahme und die Starthilfe für Junglandwirte.
Auf den letzten Drücker
Der Moment des Verkaufs eines Objektes ist in Frankreich ein Anlass, um alles, aber auch wirklich alles, zu überprüfen: Zustand und Grösse der Güllegruben, das Auflisten von Dächern, die Asbest enthalten, die Isolation des Wohnhauses, Elektronik und Sicherheit der Hofgebäude und so weiter. Und für jeden dieser Punkte ist ein anderes Amt zuständig und ein anderer Kontrolleur kommt vorbei. Natürlich kostenpflichtig. Aber was sein muss, das muss sein, denn am 12. September müssen die Unterlagen für die Starthilfe eingereicht sein. Zum Notar, zum Jurist, zur Landwirtschaftskammer und wieder zurück. Obwohl ich den Eindruck hatte, frühzeitig mit den Unterlagen begonnen zu haben, wurde es am Schluss doch eine Punktlandung.
Neun Monate unseres Übergangsjahres sind nun geschafft. Die Futterernte ist fast abgeschlossen und ein grosser Brocken Bürokratie ist erledigt. Fazit: Es geht mit grossen Schritten auf die Hofübernahme zu.
Zur Person: Lena Junker hat Agrarwissenschaften an der ETH Zürich studiert. Danach hat sie in der Schweiz für eine Futtermittelfirma gearbeitet, bis sie Ende 2022 nach Frankreich ausgewandert ist. Gemeinsam mit ihrem Freund Mathieu ist sie auf dem Betrieb von Michelle und Christian Agay angestellt, den die beiden per 2024 übernehmen wollen. Der Betrieb liegt im Massif Central auf 850 m ü. M., umfasst 96 Hektaren und 65 Milchkühe mit Aufzucht. Die Milch wird an die regionale Molkerei verkauft, wo der AOP-Käse Bleu d’Auvergne hergestellt wird.[IMG 3]