Ende Oktober stand unser Umzug von der Kleinstadt Nanton im Süden von Alberta an den Ootsa Lake in Zentral-Britisch-Kolumbien an. Gemeinsam mit Hans, der dort bereits seit 20 Jahren wohnt, wollen wir in den abgeschiedenen Wäldern eine Community-Farm gründen und uns selbstversorgen.
Über 1000 Kilometer Fahrt
Nach drei intensiven Wochen der Packerei gaben wir am letzten Tag in Nanton noch einmal Vollgas. Von sechs Uhr morgens bis Mitternacht packten und putzten wir wie die Wilden mit tatkräftiger Unterstützung von unseren Freunden. Am liebsten wären wir nach so einem anstrengenden Tag natürlich erschöpft ins Bett gefallen. Leider war das nicht möglich, weil einer unserer Freunde nur am Wochenende frei hatte, um uns beim Umzug zu helfen. Auf den extra Fahrer konnten wir bei der weiten Strecke bis zum Ootsa Lake nicht verzichten. So verliessen wir Nanton schon am Freitag um Mitternacht mit zwei Pick-up-Trucks mit Anhängern und einem Camper-Van.
Mit fünf Fahrern für drei Autos konnten wir, abgesehen von Tankstopps, zügig vorankommen und uns mit dem Schlafen abwechseln. Die Kinder schliefen den ersten Teil der 18-stündigen Fahrt und Technologie sei Dank konnten wir sie streckenweise mit Filmen ablenken. Trotzdem war es für alle ein sehr langer und anstrengender Trip.
Alle Tiere kamen mit
Unsere Hühner, Enten, Hasen, Katzen und Hunde transportierten wir in Boxen und kleinen Ställen. Auch unsere eingemachten Lebensmittel wurden in die Pick-ups geladen. Da der grosse Lastwagenanhänger nicht direkt nach Ootsa Lake gebracht wurde, bestand sonst die Gefahr, dass das Eingemachte einfrieren würde. Endlich angekommen mussten wir deshalb noch alle Tiere und Lebensmittel ausladen, was wir ohne unsere fleissigen Helfer nie geschafft hätten. Nach einer kurzen Nacht mit nur wenig Schlaf mussten die drei dann auch schon wieder den langen Rückweg in Angriff nehmen und für uns ging das grosse Auspacken und Einrichten los.
Unsere vier Kühe mit drei Kälbern und unser Pferd wurden einige Tage später von einem Transporteur gebracht. Uns fiel ein riesiger Stein vom Herzen, als auch sie gut in Ootsa Lake angekommen waren.
Vorbereitung für den Winter
Der bevorstehende Winter war mitunter einer der Hauptgründe für unseren schnellen Umzug. Zum einen wegen der Konditionen auf den Strassen, welche im kanadischen Winter schnell prekär werden können. Zum anderen aber auch, weil unser Haus hier nur mit Holz geheizt wird und wir noch Feuerholz sägen mussten. Hier konnten wir uns einen der wenigen, wahrscheinlich sogar den einzigen Vorteil des Käferholzes zunutze machen. Da das befallene Holz bereits tot und abgetrocknet ist, muss es nicht noch gelagert werden und kann gleich als Feuerholz dienen.
Das Wetter war uns bisher auch gnädig, der November war mild mit Temperaturen zwischen −5°C bis +5°C und nur zirka 30 cm Schnee, welcher fast komplett wieder geschmolzen ist. Das kommt uns gelegen, denn so können wir noch einige Ladungen Holz nach Hause holen.
Neue Investitionen
Zur Erleichterung der Arbeit haben wir uns einen Feuerholz-Prozessor gekauft. Dieser zieht die ganzen Stämme mit einer Seilwinde hoch. Anschliessend werden einzelne Stücke mit der eingespannten Motorsäge abgesägt und die geschnittenen Rugel rollen runter zum Splitter. Dort werden sie entweder halbiert oder geviertelt und man kann sie auf Bauchhöhe zum Stapeln abnehmen. Er ist sehr effizient und spart uns extrem viel gebückte Arbeit. Wir hoffen, dass wir die Maschine im nächsten Jahr vermieten können, um die Kosten schneller zu amortisieren.
Schon seit Längerem haben wir ausserdem darüber nachgedacht, uns eine Kuh mit höherem Milchfettanteil zu kaufen. Rina hat zwar immer schön Milch, aber Rahm und Butter gibt es kaum von ihr. Bevorzugt wollten wir eine Jersey-oder Guernseykuh. Wie es der Zufall so will, stiessen wir auf eine Jersey in der dritten Laktation mit Kalb, welche sich gut am Halfter führen liess und von Hand oder Maschine gemolken werden kann. Es war zwar nicht geplant, sofort noch ein weiteres Tier anzuschaffen, da wir sonst schon viel Arbeit mit Zäunen haben. Weiter müssen Unterstände neu gebaut oder erneuert werden. Aber manchmal muss man die Gelegenheit nutzen und so haben wir nun eine fünfte Kuh, Elli mit Kalb Jumper.
Zur Person:
Alexandra Ruckstuhl und ihr Mann Markus sind bereits zum zweiten Mal aus der Schweiz nach Kanada ausgewandert. Das erste Mal kehrte die Familie zur Behandlung einer lebensbedrohenden Krankheit ihrer älteren Tochter in die Schweiz zurück. Nach erfolgreicher Operation der ersten Tochter und der Geburt der zweiten, ist Familie Ruckstuhl in ihre Wahlheimat zurückgekehrt. Mittlerweile sind mehr als drei Jahre vergangen, seit die Ruckstuhls die Schweiz zum zweiten Mal verlassen haben.