Nach einem nassen Sommer und nun einem eher trockenen Herbst kommt bei uns der Winter. Die Temperaturen waren durchschnittlich, nicht extrem. Kurz vor Weihnachten hatten wir Hagel, und somit konnten wir nur wenig Heu einholen. Unsere Söhne kauften dann eine grössere Menge Grünmais, der siliert wurde. Im Winter und Frühling bekommt das Vieh immer Silage und Heu zum Weidegras.

Winterscheune gebaut

Auf einer Milchfarm, wo es letzten Winter sehr nass war, hat man jetzt eine Winterscheune erstellt. So kann sich die Milchherde nach dem Melken auf den Futterplatz stellen, wo sie Silage und Heu zu fressen haben, und danach in die Winterscheune statt auf die Weide.

Letzten Winter gab es aufgrund überdurchschnittlicher Regenfälle auf den Weiden grosse Schäden. Das Wachstum war über die ganze Saison hinweg schlecht. Die Milchkühe werden auch besser auf den Klauen sein, wenn sie nicht im Nassen lange Strecken laufen müssen. In der Winterscheune werden Holzspäne und Stroh eingestreut. Das Stroh stammt aus Eigenproduktion von der Weizenfarm. Diese Scheune ist eine langfristige Investition, die sich über die Jahre amortisieren soll.

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Teures Milchpulver

Beim Schlachtvieh und den Tränkekälbern hat es in den letzten paar Monaten grosse Preisänderungen gegeben. Das Milchpulver, das die Kälbermäster kaufen, ist unterdessen sehr teuer geworden. So kommt es, dass viel weniger Kälber aufgezogen werden. Die Nachfrage und der Preis sind total in sich zusammengefallen.

Die Nachfrage nach jungem Mastvieh, das zur Weiterfütterung verkauft wird, ist schlecht, die Preiseinbussen sind gross. Wir haben diesen Herbst nur die Holstein-Friesian-Kuhkälber und einige Weissblaue-Belgier-Kälber abgetränkt, alle anderen wurden verkauft.

GPS ist (manchmal) hilfreich

Die Saat von Wintergras und das Übersäen der Sommerweiden ist auch beendet. Werner hat zirka 800 Hektaren ausgesät. Die neue Sämaschine mit GPS macht manchmal Probleme. Doch wenn Werner nachts sät oder die Sicht aufgrund von viel Staub schlecht ist, ist er dennoch glücklich über die neue Technik.

Letzte Woche transportierten Werner und ich die letzten Wagyu-Cross-Kälber zum Aufzüchter. Wir verwenden keine Wagyu-Samen mehr. Die Nachfrage ist nicht mehr gross bei uns. Wagyu-Kreuzungen sind auch sehr anfällig auf Krankheiten und nicht robust. Ihre Tageszunahme ist klein.

Weissblaue Belgier gedeihen wunderbar

Ganz anders bei den Weissblauen Belgiern: Ihre tägliche Gewichtszunahme ist sehr gut, die Tiere gedeihen herrlich. Wir verwenden dänischen Samen. Die Dänen züchten die Weissblauen Belgier schon viele Jahre auf einfaches Abkalben, und so hat es bei unseren Holstein-Friesian-Milchkühen keine Probleme beim Abkalben gegeben. Das ist bei uns ein wichtiger Faktor, da das Abkalben nicht immer beobachtet werden kann.

Milchmenge sinkt

Wir fuhren kürzlich zirka 100 km in westlicher Richtung. Dabei stellten wir fest, dass in den letzten 42 Jahren sehr viel bewässertes Land in dieser Region von bewässertem Grasland mit Milchfarmen und wenigen Mastviehfarmen in Ackerbau umgewandelt wurde. Es wird jetzt Getreide, zum Teil Haferheu und Raps angebaut. So ist es nicht erstaunlich, dass bei uns in Australien die Milchmenge seit Jahren zurückgeht.

Der Milchpreis wird nächstes Jahr etwas tiefer sein als jetzt. Der Weltmarkt löst das aus, da viele Milchprodukte exportiert werden und mit Konkurrenz gerechnet werden muss. Der Kunstdünger ist auch viel billiger geworden. Hier wird viel importiert. Letztes Jahr mit den Rekordpreisen bei Stickstoff, Volldünger und Harnstoff sank der Verbrauch auf ein totales Minimum. Jetzt mussten die Düngerfabriken wegen des schlechten Absatzes die Preise senken.

Keine tiefen Zinsen mehr

Die Zeiten von tiefen Zinsen sind vorbei. Beim Arbeitskapital beträgt der Zins jetzt 7 bis 8 %, bei Maschinendarlehen 9 % oder mehr und die Hypothekarzinsen liegen bei 7 %. Die Prognosen lauten, dass es noch weitere Erhöhungen geben wird. Der Kaufboom bei Farmen und Häusern hat sich verlangsamt.

Zur Person
1981 wanderten Josy Lang und ihr Mann Werner nach Australien aus. Nach unzähligen Farmbesichtigungen kauften sie mit bescheidenen Finanzen eine 50-Hektaren-Milchfarm mit 90 Milchkühen und Jungvieh in Tatura im Staat Victoria. 1988 kauften sie einen Nachbarsbetrieb und 2005 die zweite Milchfarm. In der gesamten Zeit vergrösserten sie die Farm auf 1250 Hektaren bewässertes Land und die Herde wuchs auf 1500 Milchkühe plus Jungvieh an. 2015 übergaben sie den Betrieb den zwei ältesten Söhnen. Josy und Werner Lang arbeiten noch immer täglich mit.