Die Butterpreise sind in den deutschen Zeitungen Thema der Leitartikel auf der Titelseite. Zu Recht, denn sie befinden sich aktuell in einem Rekordhoch. Die Gründe dafür sind u. a. die aufgebrauchten Reserven und der saisonbedingte Rückgang der Inhaltsstoffe durch das Herbstgras. Vor allem aber sind es die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit.

Greift man zu Alternativen?

Durch die Blauzungenkrankheit fehlen beispielsweise unserer Molkerei rund fünf Prozent angelieferter Milch im Vergleich mit dem Vorjahr. Beobachter des Milchmarktes gehen davon aus, dass nun im Kühlregal vermehrt zu Butteralternativen gegriffen wird. Dies sei aber sogar notwendig, um die Reserven zur backintensiven (Vor-)Weihnachtszeit wieder einigermassen aufzufüllen.

Seuche rückt näher

Letzten Herbst waren die ersten Fälle der Blauzungenkrankheit an der holländischen Grenze bei Mastkälbern aufgetreten. Die Überträgermücken gingen dann in den Winterschlaf und das Problem war erst mal «aus den Augen und aus dem Sinn». Im Frühling und Frühsommer erreichten uns Berichte von Betrieben aus Nordrhein-Westfalen und später aus Ostfriesland, die von der Blauzungenkrankheit betroffen waren.

Als dann unsere Nachbarn positiv testeten und der Deichschäfer täglich verendete Deichschafe von der Sommerweide einsammeln musste, war klar, dass die Blauzungenkrankheit auch die grüne Halbinsel Butjadingen erreicht hatte.

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Auch unsere Herde betroffen

Abo Nach einer herausfordernden Saison startete vor Kurzem die Maisernte. Dabei liessen sich Lena Junker und ihr Team auch von einer Panne nicht bremsen. Auswanderer Lena Junker berichtet von blauen Zungen und goldenem Mais Tuesday, 15. October 2024 Für eine Impfung mit dem nun zugelassenen Impfstoff war es zu spät. Einzelne Tiere zeigten akute Symptome von Leistungsrückgang, Fieber, geröteten Nasen, teilweise angeschwollenen Beinen und schmerzbedingter Trägheit. Auch hatten wir etwas häufiger Kälber, die vor dem Kalbetermin geboren wurden. Jedoch waren die Kälber voll ausgebildet und haben alle überlebt.

Wir hatten den Sommer über ein paar wenige Verluste und auch einen Abort zu verzeichnen, doch lässt sich in allen Fällen nicht eindeutig feststellen, ob diese nun alleinig mit der Blauzungenkrankheit zusammenhängen oder nicht. Nach der letzten Trächtigkeits-Untersuchung machen uns leider die vielen «leeren» Kühe Sorgen, die aufgrund des Fiebers nicht trächtig geworden waren. Oder Kühe, die nach der Kalbung nicht wirklich «in Milch kommen» und bei 20 Litern Tagesleistung liegen.

Wettlauf gegen die Zeit

Die Blauzungenkrankheit hat auch die vielen Deichschafe der Region hart getroffen. Ihr Weideverhalten spielt eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Deiche und somit beim Küstenschutz.

Nachdem im April der Impfstoff zurückgerufen worden war, machte sich bei den Schafhaltern Unsicherheit bezüglich der Wirksamkeit und der Notwendigkeit einer Impfung breit.

Es wurde ein Wettlauf gegen die Zeit, denn zwischen den Impfungen müssen vier Wochen liegen, und in einen akuten Verlauf «hinein zu impfen», kann die Infektion nur noch verschlimmern. Der Landesschafzuchtverband von Niedersachsen spricht von Tausenden verendeten Schafen. Schadensersatz von der Tierseuchenkasse gibt es jedoch nur bei zweifach geimpften verendete Tieren – sowohl bei den Schafen als auch bei den Rindern.

Herbst bringt vorläufige Ruhe

Mit den nun kühleren Herbsttagen hat sich das Krankheitsgeschehen aber erst einmal etwas entspannt. Alles in allem können wir für unsere Herde sagen, dass wir – verglichen mit anderen Betrieben in unserer Region – relativ gut davongekommen sind, obwohl wir die langfristigen Auswirkungen vermutlich noch nicht alle kennen.

Wie es dann im nächsten Jahr mit der neuen Gnitzengeneration aussieht – wir wissen es nicht. In den Niederlanden wurde bereits eine Mutation (BTV-12) festgestellt. Da wäre der jetzige Impfstoff gegen die 3er-Variante nutzlos.

[IMG 2]Zur Person
Sandra Hussmann hat an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) Agronomie studiert und ist an die deutsche Nordseeküste ausgewandert. Dort wohnt und arbeitet sie mit ihrem Mann auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Henrik und Rita Wefer. Zum Betrieb gehören 90 ha Grünland und 25 ha Ackerland. Der Tierbestand umfasst 130 Holstein-Milchkühe und eine ebenso zahlreiche weibliche Nachzucht.