Vor ein paar Jahren verspürte ich das Bedürfnis, etwas Neues zu erleben, und begann darüber nachzudenken, mir meine Zukunft an einem anderen Ort auf dieser Welt vorzustellen.
Ich dachte zuerst an Australien und die USA. Aber in einem der vielen Gespräche mit meinem Vater erzählte er mir, dass er schon immer den Traum hatte, etwas in Bezug zur Landwirtschaft zu machen – nämlich in Uruguay eine Pekannuss-Plantage zu errichten. Er fragte mich, ob ich bereit wäre, das Projekt zu übernehmen. Als ich 21 Jahre alt war, verwirklichte sich dann dieser Traum.
Ziel: Pekannüsse, Legehennen und Rinder
Ich recherchierte und konnte in der Nähe der Stadt Trinidad im Zentrum des Landes ein Stück Land ausfindig machen. Dank der Hilfe eines Freundes habe ich 105 Hektaren erworben. Mein Ziel ist ein nachhaltiger landwirtschaftlicher Betrieb. Ich möchte aber nicht nur Pekannüsse produzieren, sondern dies mit anderen landwirtschaftlichen Aufgaben kombinieren, wie der Legehennenhaltung zur Produktion von Eiern, der Aufzucht von Rindern oder der Aufforstung.
Zum Autor
Thomas Siegenthaler (Jg. 1994) ist in Argentinien geboren und in der Schweiz aufgewachsen. Seine Familie hat sich in Ganterschwil SG niedergelassen. Er hat dort die Schule besucht und eine Lehre als Polymechaniker absolviert. Der Wunsch, etwas anderes im Leben zu erreichen, hat ihn dazu bewogen, nach Trinidad, Uruguay, auszuwandern. Auf seinem agroforstwirtschaftlichen Betrieb produziert er auf nachhaltige Weise Pekannüsse und Eier in Freilandhaltung.
Bevor ich die Reise antrat, sammelte ich meine Ersparnisse und stellte einen kleinen Container zusammen. In diesem verstaute ich alle meine Werkzeuge und einige persönliche Sachen sowie alles, was mir einfiel, um meine ersten Arbeiten zu erledigen, sobald ich mich in Uruguay eingelebt hatte. Das Land bietet jedem, der sich niederlassen möchte, die Möglichkeit, alle Arbeitsmaterialien und persönlichen Dinge mitzubringen, ohne dass man irgendwelche Steuern zahlen muss.
Nichts als ein Zelt
Am Anfang war es nicht einfach. Ich wohnte etwa ein Jahr lang in einem gemieteten Haus, das war jedoch sehr teuer, und so zog ich aufs Land und hatte anfangs nichts als ein Zelt. Hier ziehen einige Stürme vorbei, die starke Winde bringen. Diese haben mir mehrere Male das Zelt weggeweht. Nach etwa acht Monaten konnte ich endlich ein kleines Haus aus vorgefertigten Elementen selber bauen. Das Material bestand aus zwei Blechen und dazwischen Styropor. Es war harte Arbeit und erforderte viel handwerkliches Geschick.
[IMG 4]
Mein Ziel war, zehn Hektaren mit Pekannuss-Bäumen zu bepflanzen, was etwa tausend Bäume bedeutet. Hier traten einige Probleme auf, insbesondere bei der Beschaffung der für die ersten Arbeiten erforderlichen Materialien. Die Kosten in Uruguay sind im Vergleich zur Schweiz hoch und das Personal, das man für die Arbeit anheuert, ist nicht wirklich zuverlässig, sodass ich fast alles selbst erledigen musste.
Zuerst Wasser und Strom
Kurz nach meiner Übersiedelung wurde in Uruguay der Verband der Pekannuss-Produzenten (APPU) gegründet. Sie halten Vorträge und versuchen, die Produzenten dazu zu bringen, ihre Erfahrungen zu teilen. Wie in der ganzen Welt ist der Klimawandel hier allgegenwärtig und bringt Probleme wie lang anhaltende Dürren, hohe Temperaturen und Perioden mit starken Regenfällen mit sich.
Ich begann, die Arbeit vor Ort zu planen. Als Erstes brauchte ich Strom auf dem Feld, ein Bohrloch für Wasser und ein Reservoir mit etwa 100 000 Liter für die Bewässerung, da die Pekannuss-Bäume zu bestimmten Zeiten des Jahres Wasser benötigen, um gute Früchte zu tragen. Ich schaffte ausrangierte Container zur sicheren Lagerung von Werkzeugen, Materialien und so weiter an.
[IMG 3]
Ausserdem brauchte ich ein sofortiges Einkommen. Da ich Polymechaniker bin, begann ich, landwirtschaftliche Maschinen in der Gegend zu reparieren, und konnte auf diese Weise meine Ausgaben decken.
Bewässerungssystem selbst entworfen
Die ersten 300 Bäume habe ich in Uruguay gekauft und mit Hilfe von Freunden gepflanzt. Mit einer Firma entwarf ich ein Bewässerungssystem und begann mit der Installation der Tröpfchenbewässerung. Aufgrund des Mangels an geeigneten Maschinen kostete mich das viel Arbeit.
Die Hauptwasserleitungen mussten etwa 50 Zentimeter tief vergraben werden, die Tropfschläuche daran befestigt und die Wasserpumpe angeschlossen werden. Schliesslich sollte dann auch alles funktionieren und die Verbindungen sollten kein Wasser verlieren.[IMG 2]
Es braucht Hingabe und Geduld
Ein weiteres wichtiges Problem in Uruguay ist die Blattschneiderameise (Acromyrmex lundii), die vor allem Triebe und zarte Blätter frisst, sodass ich permanent mit ihr kämpfen muss, um meine Plantage aufrechtzuerhalten.
Wie das Sprichwort so schön sagt: «Aller Anfang ist schwer!» Es braucht viel Hingabe, Durchhaltevermögen und Geduld. Gerne teile ich in den nächsten Berichten mehr über den weiteren Verlauf der Ereignisse.