Im Englischen sagt man, «Time flies when you’re having fun» (Die Zeit verfliegt, wenn man Spass hat). Es scheint so, als hätten wir Spass, denn wir können kaum glauben, dass es schon wieder Richtung Frühling geht. Nach zwei schneereichen und kalten Monaten kommt nun Mitte Februar dank der wärmeren Temperaturen schon fast ein wenig Frühlingsstimmung auf. Natürlich ist der Winter noch nicht vorbei, doch nach eisigen Tiefs von bis zu −36°C und insgesamt zirka 1,5 Meter Schnee fühlen sich die momentanen Temperaturen um die 0°C wunderbar mild an.
Im neuen Leben einrichten
Ende Oktober stand unser Umzug von der Kleinstadt Nanton im Süden von Alberta in die Abgeschiedenheit des Ootsa Lakes in Zentral-Britisch-Kolumbien an. Seitdem haben wir die kalte Zeit genutzt, um uns in Haus, Stall und Vorratsraum einzurichten. An den Wochenenden besuchten wir die verschiedenen Nachbarn, um neue Kontakte zu knüpfen.
Den Kindern fällt das Homeschooling leichter als gedacht und sie geniessen es, morgens nicht früh aus dem Haus zu hetzen und dann stundenlang im Bus sitzen zu müssen, sondern sich ihren Tagesablauf ein Stück weit selbst organisieren zu können. Auch wenn es hin und wieder etwas langweilig wird, sehen wir das nicht als Nachteil, da aus der Langeweile meist die kreativsten Ideen entspringen.
Fleischvorräte auffüllen
Obwohl der Winter nicht die typische Jahreszeit ist, um Tiere zu schlachten, hat es sich dieses Jahr so ergeben, dass wir relativ häufig am Schlachten waren. Zum einen, weil durch den Umzug einiges aufgeschoben wurde, zum anderen, weil wir hier vier zusätzliche Hunde, also insgesamt sechs Hunde füttern müssen. Wann immer möglich planten wir das Schlachten auf die wärmeren Tage, da der Grossteil der Arbeit draussen gemacht wird. Ansonsten heisst es warm anziehen und Zähne zusammen beissen. Nun sind die Einmachgläser und Gefriertruhen wieder gefüllt und wir können uns auf die kommende Gartensaison fokussieren.
Auch der Gefriertrockner steht im Winter nicht still, da es eine gute Zeit ist, um hausgemachte Fertiggerichte aufzustocken und Bouillonpulver aus der Suppe der ausgekochten Knochen zu machen. Wenn mal wieder der Strom für mehr als 24 Stunden ausgeht, sind wir froh, wenn ein paar Lebensmittel auch ohne Elektrizität im Regal stehen können. Für die verderblichen Produkte haben wir Generatoren, die bei längerem Stromausfall zum Einsatz kommen.
Investition in eigene Sägerei
Da wir hier einige bauliche Projekte in Angriff nehmen wollen, haben wir uns entschieden, in eine mobile Sägerei zu investieren. Immer grössere Lieferengpässe und der kanadische Dollar, der von Tag zu Tag an Wert verliert, verleiteten uns dazu, eine schwedische Lobosol-Sägerei zu kaufen, solange sie noch erhältlich und erschwinglich ist.
Holz hat es zu Genüge hier draussen und so steht unseren Plänen für Unterstände und Ställe nichts mehr im Weg. Wir werden, sobald es vom Schnee her geht, einige Bäume, die in der Nähe des Hauses wachsen, fällen, da wir im Winter fast immer im Schatten der grossen Tannen und Pappeln sitzen. Zudem ist es Zeit, die Feuerschneise wieder etwas zu vergrössern, denn im Falle eines Waldbrandes sind die Bäume zu nahe am Haus und der Garage.
Winteraktivitäten am See
Nachdem um Weihnachten der See vollständig zufror, versuchten wir uns einige Wochen später zum ersten Mal im Eisfischen. Wir fingen bei unserem Versuch zwar keinen Fisch, genossen aber den sonnigen Tag auf dem gefrorenen Ootsa Lake. Das Eis war zirka 20 Zentimeter dick.
Schlittschuhlaufen ging auf dem See leider nicht, da er extrem unregelmässig zufror. Die Oberfläche war nicht glatt genug, um mit den Schlittschuhen darauf zu fahren. Glücklicherweise gibt es hier aber zwei kleinere Weiher auf der Ranch und so konnten wir zumindest dort mit den Kindern Eislaufen. Auch Schlittenfahren kann man am Hang zum See hinunter gut. Der Winter lässt sich hier draussen trotz der Einsamkeit und der kalten Temperaturen also nicht schlecht aushalten.
Zur Person
Alexandra Ruckstuhl und ihr Mann Markus sind bereits zum zweiten Mal aus der Schweiz nach Kanada ausgewandert. Das erste Mal kehrte die Familie zur Behandlung einer lebensbedrohenden Krankheit ihrer älteren Tochter in die Schweiz zurück. Nach erfolgreicher Operation der ersten Tochter und der Geburt der zweiten, ist Familie Ruckstuhl in ihre Wahlheimat zurückgekehrt. Mittlerweile sind mehr als drei Jahre vergangen, seit die Ruckstuhls die Schweiz zum zweiten Mal verlassen haben.