Es ist April und es regnet erst seit drei Monaten hier im Norden von Mosambik. Zu Beginn der Regenzeit hatten wir in der ganzen Provinz guten, regelmässigen Regen. Aber seit anderthalb Monaten werden die Niederschläge seltener, was eine direkte Auswirkung auf die landwirtschaftliche Produktion hat.

Wir hatten Glück, dass die zwei Wirbelstürme, die eine Region rund 400 km südlich von unserer Stadt getroffen haben, nicht bis zu uns vorgedrungen sind. Schon im Jahr 2019 mussten wir Schäden eines Wirbelsturms erleiden und wir wissen nur zu gut, wie viele Monate oder Jahre es zum Wiederaufbau braucht.

Sorgen mit Maisschädling

In der Maisproduktion machen uns einerseits der Heerwurm (Spodoptera frugiperda) und andererseits die ungenügenden Niederschläge gegen Ende des Kolbenwuchses die grössten Probleme. Bei der Hilfsorganisation, in welcher ich Teilzeit arbeite, ist es uns nicht erlaubt, chemische Mittel zu verteilen. Wir versuchen deshalb, biologische Lösungen mit lokal zur Verfügung stehenden Produkten zu suchen.

An gewissen Orten sind Pflanzen mit abstossender Wirkung – wie zum Beispiel Pfefferschoten, Niembaum, Papayablätter – oder Pestizide leicht verfügbar. Wir haben den von uns begleiteten Produzenten gezeigt, wie man eigene organische Pestizide herstellt. Die Behandlungen haben eine präventive Wirkung und müssen regelmässig durchgeführt werden, um wirksam zu sein.

Das Konzept ist schwierig für die Produzenten, denn sie haben nur wenig Zeit, weil sie all ihre Felder von Hand jäten müssen. Statt auf den ersten Befall zu warten, sollte regelmässig, von Anfang an und in der ganzen Produktionszone behandelt werden. Das bedarf einer Koordination zwischen den Produzenten. Mit der geringen staatlichen Unterstützung sind die Herausforderungen in der Bekämpfung dieses Schädlings noch sehr gross.

Den Reisproduzentinnen haben wir Saatgut und Werkzeuge zur Verfügung gestellt. Es sind hauptsächlich Frauen, die sich um den Anbau kümmern. Der Mangel an Niederschlägen und Dünger wirkt sich negativ auf die Erträge aus. Die Ernte wird dieses Jahr wohl schwach ausfallen.[IMG 2]

Mais sichert Ernährung

Die Bauernfamilien ernten zurzeit frischen Mais. An den Strassenrändern grillieren Frauen Mais oder kochen ihn in einer Pfanne. Zusammen mit einem Poulet-Spiesschen ist das köstlich. Frischer Mais ist die erste landwirtschaftliche Ertragsquelle seit Monaten. Deshalb ist es für viele Familien unentbehrlich, einen Teil ihrer Ernte frisch zu verkaufen, statt zu trocknen und zu lagern, um sie anschliessend als Polenta zu essen.

Auf der Insel, auf welcher ich arbeite, lebt der Grossteil der Bevölkerung von der Fischerei. Aber die Unsicherheit, die in der Provinz herrscht, führte zu einer Reduktion der Fischereizonen und -tage. Seit drei Wochen darf z. B. aus Sicherheitsgründen kein Fischereischiff die Insel verlassen. Die Landwirtschaft wurde erst seit letztem Jahr zu einer interessanten Ertragsquelle und zu einer unerlässlichen Tätigkeit für die Bewohner. Frischer Mais, Melonen, frische, wie Spinat gekochte Blätter und Erdnüsse sind die einzigen Produkte, die man zurzeit lokal finden kann.

Kundennetzwerk aufgebaut

Dossier Bäuerinnen und Bauern produzieren in Afrika Lebensmittel, sind aber paradoxerweise besonders von Nahrungsmangel betroffen. (Bild pd) Auswanderer Monday, 4. January 2021 Auf unserem Hof verkaufen wir seit einigen Wochen die in unserem Gewächshaus produzierten Gurken an den Supermarkt der Stadt und an einige Händler. Anfang April konnten wir unsere ersten, unter Beschattung produzierten Tomaten verkaufen. Der Preis ist im Moment recht interessant, denn das Angebot ist klein. Der Gurkenpreis liegt umgerechnet bei 90 Rp./kg, bei Tomaten Fr. 1.50/kg. Investitionen in die Infrastruktur, z. B. ein Gewächshaus oder eine Beschattungs-Installation, sind nötig, um während dieser Periode produzieren zu können. Die Sonne scheint zu stark.

Wir warten nun ungeduldig darauf, unsere Paprikas, Auberginen, Tomaten, Gurken und Kräuter in Körben an unsere Stadtkunden verkaufen zu können. Wir haben ein gutes Netzwerk aufgebaut und hoffen so, mit unseren Produkten eine bessere Wertschöpfung erzielen zu können.

Zur Autorin
Hélène Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnten die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land bauen sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich ihre Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.