Rekordverdächtige Schneemengen und kalte Temperaturen halten die ganzen USA auf Trab. Auch Gladstone bleibt nicht verschont. Der Winter ist nach einem milden Herbst nun auch hier angekommen.

Auch hier nicht die Norm

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Eisige Kälte und starker Wind prägen das Wetter. Gefühlte Temperaturen von bis zu minus 40 Grad machen uns das Leben schwer. Mit solchen extremen Wetterverhältnissen ist nicht zu spassen. Das Haus verlassen wir nur noch mit Handschuhen, warmen Kappen und warmen Kleidern.

«Innerhalb von weniger als vier Minuten froren mir die Fingerspitzen ein.»

Berichetet Melanie Annegers über ihre Erfahrungen in der winterlichen USA. 

Ich machte den Fehler nur einmal, nur kurz ohne Handschuhe nach draussen zu gehen und ich musste rasch ins Haus zurück, um meine Finger wieder aufzuwärmen.

Solche Temperaturen sind erfreulicherweise hier nicht die Norm. Wir hatten dieses Mal Glück und haben diese Kälteperiode ohne grosse Probleme überstanden. Wenn ich ehrlich bin, können wir nicht viel machen.

Wir stellten sicher, dass wir für den Fall eines Wasserleitungsbruchs genügend Trinkwasser haben, dass wir ausreichend Essen als Vorrat haben und dass alle unsere Handys vollgeladen sind. Im Falle eines Stromausfalls ist es wichtig, dass wir genügend warme Decken zur Verfügung haben.

Survival-Kit im Auto um im Notfall zu Überleben

Bei diesem Wetter ist es wichtig, dass man im Notfall vorbereitet ist. Sind wir mit dem Auto unterwegs, stellen wir sicher, dass wir ein Winter-Survival-Kit mit dabeihaben.

Das besteht aus warmen Decken, einer Kerze und Streichhölzern, eine kleine Kerze kann die Temperatur im Auto schnell um einige Grad erhöhen, eine kleine Schaufel, um im Notfall den Auspuff von Schnee freizuhalten, etwas Katzenstreu, dieses kann unter die Räder gestreut werden, etwas zu trinken und etwas zu essen.

Sobald der Benzintank halb leer ist, gehen wir tanken. Bei den grossen Distanzen, die wir hier fahren, ist es wichtig, vorbereitet zu sein. Dies ist etwas, das ich hier gelernt habe. Vorher habe ich nie darüber nachgedacht.

Dies tönt sicher etwas übertrieben, aber es ist erschreckend, wie viele Autos hier im Strassengraben landen, sobald es Schnee- oder Eisstürme gibt. Jedes Jahr gibt es leider Menschen, die bei diesen Unfällen ums Leben kommen. Viele gehen mit der Gewissheit auf die Strasse, dass es im Auto eine Heizung gibt und man ja daher keine warmen Kleider braucht. Das ist leider keine Seltenheit und kann schwerwiegende Folgen haben.

Unsichere Reisepläne in die Schweiz

Auch ich mache mich bereit, da ich eine knapp vierstündige Fahrt nach Chicago vor mir habe. Ich will über die Festtage zurück in die Schweiz fliegen. Dieser Wintersturm könnte mir jedoch einen Strich durch die Rechnung machen. Ich plane genügend Zeit ein und mache mich früh auf den Weg.

Bevor ich jedoch unser Haus verlasse, schaue ich noch kurz bei unserer trächtigen Hündin vorbei. Sie sollte eigentlich jederzeit ihre Jungen zur Welt bringen. Und tatsächlich, heute ist es soweit, ein kleiner schwarzer Labrador-Retriever-Welpe hat das Licht der Welt erblickt.

Es geht beiden soweit gut. Da ich mich auf den Weg machen muss, bleibt mir leider keine Zeit, mich länger bei ihnen aufzuhalten. Adam ist auf der Arbeit und ich schreibe ihm eine kurze SMS, damit er Bescheid weiss.

Gute Nachricht aus den USA in die alte Heimat

Ich fahre los. Zum Glück haben wir hier nicht die gemeldete Schneemenge erhalten und die Strassen sind soweit ziemlich sauber und trocken, sodass ich ziemlich zügig auf meiner Reise vorankomme.

Auch Richtung Chicago bleiben die Strassen ziemlich gut befahrbar. Es gibt Abschnitte, die langsam befahren werden müssen, da die Sicht schlecht ist. Ich komme jedoch früher als erwartet in Chicago an. Auch mein Flug in die Schweiz soll pünktlich abfliegen. Für mich eine riesige Erleichterung. Ich bangte schon die ganze Woche, ob und wie ich wohl reisen kann.

Nachdem das Flugzeug enteist wurde, fliegen wir mit einer Stunde Verspätung ab. In der Schweiz angekommen, erhalte ich von Adam die Nachricht, dass unsere Hündin neun Welpen auf die Welt gebracht hat.

Zur Person
Nach dem Agronomiestudium an der HAFL beschloss Melanie Annegers, ein Praktikum auf Schweinebetrieben in den USA zu absolvieren. Dort lernte sie ihren jetzigen Ehemann Adam Annegers kennen und wanderte 2014 aus. Sie arbeitete zuerst in der Forschung im Schweinebereich und ist nun bei einem internationalen Futtermittelhersteller angestellt. In ihrer Freizeit ist Melanie oft auf dem Hobbybetrieb ihrer Schwiegerelternoder auf der Jagd.