Seit dem 24. April hat der Wind gedreht, was bedeutet, dass die Regenzeit vorüber ist. Die Wolken sind gegen Norden abgezogen, nach Tansania und Kenia. Die nächsten Regentropfen werden erst im Dezember wieder fallen.

Mit Skianzug am Strand

Der Wechsel ist recht beeindruckend. Von einem Tag auf den anderen werden die Nächte frischer. Man kann auf Ventilator oder Klimaanlage verzichten, die Temperatur ist immer angenehm. Am Tag ist es nie kälter als 25 °C und in der Nacht nicht unter 21 °C. Es sind in etwa dieselben Temperaturen wie im Sommer in der Schweiz. Kürzlich konnte ich ein Lächeln nicht unterdrücken, beim Erblicken eines Mosambikaners mit einem Skianzug am Strand! Er wusste nichts vom Skifahren, hat mir aber versichert, dass er in diesem Anzug nicht friert. Also raus mit der Daunenjacke: der mosambikanische Winter beginnt!

Die Erntezeit ist da

Mit dem Ende der Regensaison kommt die Zeit der Ernte und Trocknung des Getreides. Seit Anfang Mai gebe ich mit meinen Kollegen der NGO, in der ich teilzeitig arbeite, Kurse über die gute Handhabung des Getreides nach der Ernte. Diese richten sich an die rund 1000 Familien, an die wir im Dezember Saatgut verteilt hatten. Ein grosser Teil der Produktion wurde bereits geerntet, gegessen oder als frischer Mais verkauft, aber ein Teil trocknet noch auf dem Feld. Wurde das Getreide geerntet und nach Hause transportiert, geht es ans Dreschen und Sortieren, bevor es getrocknet wird.

Zu wenig Lagerplatz

Ist es einmal gut getrocknet, wird es in Säcken oder in einem traditionellen Lagersystem gelagert. Die meisten Familien, mit denen wir arbeiten, sind Flüchtlinge aus dem Norden unserer Provinz. Sie haben daher keine Silos zum Lagern des Getreides. Wir haben ihnen deshalb hermetisch verschliessbare Säcke und eine grosse Plane zum Trocknen der Körner abgegeben.

Vor neun Jahren reiste ich für meine Bachelorarbeit mit der Schweizer NGO Helvetas zum ersten Mal nach Mosambik. Bei der Arbeit ging es um Versuche über (traditionelle und verbesserte) Lagersysteme, damit Nachernteverluste möglichst vermieden werden.

Gute Zusammenarbeit

Es ist interessant, nach all den Jahren und mehreren, mit dem mosambikanischen Forschungszentrum (IIAM), Schweizer Studierenden der HAFL und Helvetas durchgeführten Versuchen festzustellen, dass unsere Empfehlungen zur guten Praxis nach der Ernte nun verbreitet sind und im ganzen Land empfohlen werden. Auf den Inseln, auf denen ich arbeite, nehmen die Familien an, dass sie von einer halben Hektare angesäten Mais zwischen 50 bis 70 kg lagern können, was ausreichen sollte, ihre Familie ein bis zwei Monate zu ernähren.

Schlechte Bodenverhältnisse

Die Erträge sind äusserst tief, denn der Boden ist sandig und der Regen fällt weniger häufig als auf dem Kontinent. Dort sind die Bedingungen besser, obwohl die Erträge immer noch sehr tief ausfallen, rund 500 kg/ha. Hier ist die Landwirtschaft biologisch. Nicht aus Wahl, sondern mangels Alternativen. Betriebsmittel sind teuer und schwer zu erhalten. Im Norden Mosambiks kommen wir ab November in die schwierige Übergangszeit, d. h. dass keine Nahrungsreserven von der vorherigen Ernte in den Lagern übrig sind!

Zur Person
Helene Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnten die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land bauen sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich ihre Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.