Soeben ist unser Maniokfeld nach acht Monaten Pflanzzeit bereit für die Ernte. Unser Maniok ist lecker und nahrhaft und wird biologisch aus samenfestem eigenem Saatgut produziert.

Ein wichtiges Grundnahrungsmittel

Maniok (Manihot esculenta) ist Teil der Familie der Wolfsmilchgewächse und gehört hier in Paraguay zu den täglichen Grundnahrungsmitteln. Gut durchgekocht, wird es bei jeder Mahlzeit wie Brot dazu gegessen.

«Diejenigen Knollen, die doch ausreifen, sind fasrig und werden beim Kochen nicht mehr weich.»

Michèle Huber beobachtet eine besorgniserregende Entwicklung.

Ursprünglich stammt die Maniokpflanze aus Brasilien. Von dort aus wurde sie in Zentral- und Südamerika verbreitet. Sie ist eine strauchartige, mehrjährige Pflanze, die bis zu drei Meter hoch werden kann. Pro Pflanze werden durchschnittlich 5 bis 12 Knollen ausgebildet, die nach der Endreifung bis zwei Jahre nachgeerntet werden können – eine natürliche und gut funktionierende Lagerung.

Maniok liebt sandige, tiefgründige, leichte Böden und braucht viel Licht. Staunässe ist zu vermeiden. Die Pflanze wächst optimal bei durchschnittlichen Temperaturen von 25 °C, erträgt jedoch Trockenheit bis zu sechs Monate.

Nahrhafte Wurzeln und Blätter

Gepflanzt werden Teile ihrer Äste, 4000 Stück pro Hektare. In Paraguay kann dies mit guter Technologie bis zu 60 Tonnen Ernte ergeben. Für Kleinbauern in der Bioproduktion ergeben sich aus eigenen Erfahrungen etwa 15 bis 25 Tonnen.

Ab Hof wird Maniok aktuell für bis zu 9000 Guaraní pro Kilogramm verkauft, das sind zirka 1 Franken 20 Rappen. Maniok wird jedoch nicht nur für die menschliche Ernährung verwendet, sondern auch als Tierfutter eingesetzt. Wurzeln und Blätter sind nahrhaft und die Produktion einfach und günstig.

Die Maniokproduktion Paraguays befindet sich jedoch seit Längerem in der Krise. Warum? Zurzeit wird die lang anhaltende Dürre von fast zehn Monaten dafür verantwortlich gemacht. Jedoch ist auch ein neuer Schädling hier angekommen, der die Knollen nicht ausreifen oder faulen lässt. Diejenigen Knollen, die doch ausreifen, sind fasrig und werden beim Kochen nicht mehr weich.

Wo liegt die Ursache des Problems?

Der wahre Grund ist jedoch eher in der Drittwelthilfe für Afrika zu finden. Dort ist Maniok für Millionen von Menschen das Hauptnahrungsmittel. Es werden daraus Teigwaren, Brot, Mehl und vieles anderes hergestellt.

«Aktuell ist die Krise im Maniokanbau im ganzen Land ein Thema.»

Maniok hat eine zentrale Stellung auf dem Speiseplan vieler südlicher Länder.

Im Rahmen der Entwicklungshilfe hat das International Institute of Tropical Agriculture (IITA), ein kalifornisches Forschungsinstitut, dem Maniok durch Genveränderungen mehr Vitamine hinzugeführt. Damit will man der Unterentwicklung vieler afrikanischer Kinder entgegenwirken.

Die erste aller genveränderten Maniokpflanzen wurde 2021 in Kenia gepflanzt; sie sollte eine grössere Resistenz gegen einen bestimmten Schädling haben. Andere Zulassungen folgten auf dem Fusse.

Michèle Huber zieht ein beunruhigendes Fazit

Das Fazit der ganzen Sache: Maniok ist nicht mehr gleich gut lagerfähig und anfällig für viele neue Krankheiten. Die Frucht, welche die Grundnahrungsversorgung Afrikas lange Jahre gesichert hat, schwankt nun erheblich.

Um dem entgegenzuwirken, sucht die Forschung neue Wege. Man kämpft um eine Zulassung, um in Paraguay Genversuche im Feldanbau durchführen zu können, mit der Idee, die Maniokfrucht, die nach der Ernte nur knappe zwei bis drei Tage haltbar ist, lagerfähig zu machen. Würde dies den Forscherinnen und Forschern gelingen, wäre ein Exportgeschäft nach Afrika der grosse «Gewinn».

GVO in den Händen weniger grosser Konzerne

Das gemeinnützige Forschungsinstitut Base Investigaciones Sociales Paraguay (Base-IS) hat 2022 ein einfacheres Zulassungsverfahren für GVO (gentechnisch veränderte Organismen) für Drittweltländer erstellt.

In Paraguay selbst sind zurzeit insgesamt 48 GVO kommerziell zugelassen: 30 auf Mais, 10 auf Soja und 8 auf Baumwolle. 85 Prozent der in Paraguay genehmigten Lizenzen gehören jedoch den vier transnationalen Agrarkonzernen. 35,4 Prozent entfallen auf Monsanto, 22,9 Prozent auf Syngenta, 14,5 Prozent gehören Dow Agrosciences und 12,5 Prozent BASF. Diese vier besitzen das gesamte kommerzielle transgene Saatgut der Welt.

Das Maniok-Problem ist überall Thema

Aktuell ist die Krise im Maniokanbau im ganzen Land ein Thema. Die Apro (Asociación de Productores Orgánicos, der Verband der Biobauern) setzt sich gemeinsam mit der Organisation Eco-Agro dagegen ein. Man versucht, die Menschen mit Vorträgen über das Problem aufzuklären. Unter anderem zum Beispiel darüber, warum wir plötzlich so viel mehr weisse Fliegen und andere Schädlinge am Maniok haben als all die Jahrhunderte davor, und darüber, wie wichtig eine eigene, gute und samenfeste Saatgutproduktion ist.

«Man versucht, die Menschen mit Vorträgen über das Problem aufzuklären.»

Michèle Huber ist Teil eines Aufklärungsprojekts.

Auch wir halten nun Kurse mit unserem Programm «Sausark». Nach dem Motto «Weniger ist mehr», klären wir in unserem improvisierten Kurslokal Quereinsteiger mit Wissen auf, um in diesen Übergangszeiten, geprägt von Strukturwandel, Schnelllebigkeit, Agrarriesen und Leistungsdruck, mit nachhaltigen Projekten und Eigenverantwortung neue Wege aufzuzeigen.

[IMG 2]Zur Person: Michèle Huber ist gelernte Landwirtin mit Fachrichtung Bio und Permakultur. Ein von ihr initiiertes PRE mit dem Ziel einer neu ausgerichteten regional-solidarischen Landwirtschaft fand Anklang bei Inforama, FiBL und Bio Schwand und wurde sogar vom BLW und Lanat anerkannt und finanziell mitunterstützt. Leider funktionierte die Umsetzung nicht ganz, der Landkauf gelang nicht. Überzeugt von ihren Idealen, gab Michèle Huber nicht auf und startete das Projekt nun im fernen Paraguay.