Nun, wo es in der Schweiz langsam gegen den Herbst zugeht, befinden wir uns hier voll in der Trockenperiode. Die Landschaft ist grau-braun.
Der letzte Regen fiel im April und wir müssen noch bis Ende Dezember auf das kostbare Nass warten. Auf dem Weg zum Feld sehe ich hauptsächlich Frauen, die trockenes Gras sammeln, um die Dächer der Häuser zu decken. Um Kohle herzustellen, schneiden die Männer mit Macheten die Gebüsche ab. Die Hirten, welche mit ihren Herden in der Savanne umherziehen, sind noch auf der Suche nach etwas zum Knabbern für die Tiere.
Ausser für Gemüsebauern gibt es aktuell kaum landwirtschaftliche Tätigkeiten zu erledigen. Die Weizen- und Leguminosenkörner sind bereits getrocknet und gelagert oder verkauft. Die Feldvorbereitung beginnt erst in zwei Monaten. Die Natur steht still, es ist der warme mosambikanische Winter.
Aktivitäten auf dem Hof
Bis jetzt hielten uns die Aktivitäten auf unserem Hof auf Trab. Anfang Jahr haben wir eine neue Bewässerungstechnik, das «Wicking-Bed» getestet, welche wir im Gewächshaus anwenden. Es handelt sich dabei um eine billige, wassersparende Technologie, die wir mit recyceltem Material installiert haben.
Wir hatten eine ansehnliche Gurkenernte mit einem Durchschnittsertrag von zehn Kilo pro Quadratmeter. Zurzeit bereiten wir die Aussaat vor, um bei Beginn der Regensaison in voller Ernte zu sein. Zu diesem Zeitpunkt wird das Gemüse knapp und der Verkaufspreis ist am höchsten.
Allerdings ist die Produktion während dieser Periode aufgrund knapper Wasservorräte und des nicht an die warmeSaison angepassten Saatguts schwieriger.
Mäuseplage
Die Bewirtschaftung des Landes verlangt von uns eine grosse Resistenz. Tatsächlich gibt es ständig Probleme, die es zu lösen gilt. Wenn es nicht ein Bewässerungs- oder ein Krankheitsproblem ist, dann ist es irgendein Schädling, der uns das Leben schwer macht. Dieses Jahr hatten wir zum ersten Mal einen Feldmäusealarm auf unserem Feldern. Nicht nur ein grosser Teil unserer Paprikas wurden gefressen, sondern auch ein Grossteil unserer Saaten waren weg. Zum Glück konnten wir die kleinen Schädlinge mit Rattengift in den Griff bekommen.
Verfluchte Taube
Eine mysteriöse Taube hat sich zudem auf unserem Hof eingenistet. Unsere Angestellten glauben, dass sie für die «Probleme» auf unserem Hof verantwortlich ist. Vor einigen Wochen ist dieser Vogel angeflogen und wollte nicht mehr weg. Nachdem wir ihn gefangen und untersucht haben, sahen wir, dass er ein kleines Kissen aus weissem Stoff unter einem Flügel hatte. Tauben werden hier oft von Zauberern verwendet, um für Böses zu wirken. Für die Einheimischen ist dies ein Zeichen, dass uns jemand schlechtes antun will.
Magie und Aberglaube sind in Mosambik stark verankert. Viele Einheimische lassen sich von Zauberern behandeln, um ihre Felder präventiv gegen Räuber zu schützen. Nach einigen Tagen fanden wir die Taube tot auf. Wir vermuten, dass sie mit dem Rattengift in Kontakt gekommen ist. Um den Zauber zu vernichten, mussten wir sie mit Salz verbrennen. So will es die Tradition. Ich persönlich denke, dass sich die Taube einfach verirrt hat und die Mäuseplage eine natürliche Ursache hatte.
Wasser als Herausforderung
Seit Anfang September haben wir in unserem künstlichen See wieder kein Wasser mehr. Die Regenfälle des letzten Jahres haben nicht ausgereicht. So stehen wir erneut wegen Wassermangels vor Schwierigkeiten. Im Moment müssen wir also mit einem Kleinlastwagen Wasser aus einem nahegelegenen Brunnen holen. Hoffentlich finden wir dort bald eine Lösung.
Zur Person:
Helene Bosson hat sich während eines Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben sie beide einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnten sie ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land bauen sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich ihre Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.