Meine Reise nach Asien startete ich Ende Juni 2024, gewappnet mit einem kleinen chinesischen Wortschatz und dem Google-Übersetzer. In Taiwan angekommen, hatten wir ein Einführungswochenende von IFYE Taiwan. Dabei traf ich verschiedene andere junge IFYE-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer aus der ganzen Welt und schnell wurden neue Freundschaften geknüpft.

Eintauchen in einen fremden Alltag

Nun war es also so weit, mein Austausch hatte begonnen und ich fuhr mit dem Zug in den Süden von Taiwan zu meiner ersten Gastfamilie in Tainan, der ältesten Stadt Taiwans. Die Gastfamilie bestand aus den Eltern und den beiden Töchtern Lisa, 18 Jahre alt, und Sunny, 16 Jahre alt. Die Jugendlichen in Taiwan haben oft neben ihren traditionellen Namen noch einen englischen Namen. Diese zu benutzen, war für mich definitiv einfacher.

Meine Gastfamilie hat keinen unmittelbaren landwirtschaftlichen Hintergrund. Die Mutter arbeitet aber in einer sogenannten «Farmers Association». Einfach erklärt, ist das eine Bank für Bauern. Jeden Morgen bin ich abgeholt und zu verschiedenen Landwirtschaftsbetrieben gefahren worden. Die Bauernfamilien haben mir ihre Produkte vorgestellt und manchmal durfte ich bei den täglichen Arbeiten mithelfen.

Am Wochenende hatten wir frei und meine Gastfamilie besuchte mit mir diverse Sehenswürdigkeiten. Nach zweieinhalb Wochen war es bereits so weit und es hiess, wieder Abschied zu nehmen. Ich habe die Familie fest in mein Herz geschlossen und der Abschied fiel sehr schwer.

Eine faszinierende Stadt und eine vielfältige Region

Meine Reise ging weiter mit dem Zug auf die südöstliche Seite von Taiwan, nach Taitung zu meiner zweiten Gastfamilie. Die Stadt Taitung hat mich absolut fasziniert, die Landschaft ist einfach traumhaft. Meine «Gastfamilie» bestand aus einer jungen Frau, die auch bei einer «Farmers Association» arbeitet.

Leider spricht und versteht sie kein Wort Englisch. Mit Händen und Füssen haben wir uns aber trotzdem gut verstanden. Während der nächsten zwei Wochen habe ich wiederum verschiedene Bauern besucht. Zudem habe ich in Taitung meinen ersten Taifun erlebt – einen tropischen Wirbelsturm.

Die Region um Taitung ist bekannt für Sugar Apples (Zuckeräpfel) und Atemoyas. Beides sind sehr süsse Früchte. Anschliessend ging es für mich weiter in Richtung Taipeh, zu meiner letzten Gastfamilie. Diese lebt in einer 4,5-Zimmer-Wohnung. Zur Familie gehören die Grossmutter, der Vater, die Tochter Angel und der Bruder Bokey mit seiner Freundin. Die Region um Taipeh ist aufgrund der vielen Berge vor allem bekannt für Tee und Bambus.

Ich konnte mehrfach bei Teebauern mithelfen, Tee zu verarbeiten. Zudem konnte ich auch Bambus ernten. Nach zwei Wochen Taipeh war mein Austausch in Taiwan bereits vorbei und die Rückreise in die Schweiz stand an.

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Reis kann man zweimal ernten

Meine Reise nach Taiwan hat mich zum Nachdenken gebracht. Die Landwirtschaft ist im Vergleich zur Schweiz sehr verschieden. In Taiwan ist es bei vielen Kulturen normal, zweimal zu ernten. Da im Winter Temperaturen um ca. 20 °C vorherrschen, ist dies kein Problem.

Reis wird zum Beispiel zweimal im Jahr angepflanzt. Ich konnte beim Setzen der Reispflanzen dabei sein, was sehr interessant ist, da die Felder unter Wasser stehen. Zudem gibt es in Taiwan viele tropische Früchte, die das dort herrschende Klima mögen. Interessant fand ich auch, dass in Taiwan kaum Pestizide benutzt werden. Die meisten Bauern packen ihre Früchte in kleine Säcke zum Schutz vor Insekten. Somit sieht man beim Vorbeifahren oft Bäume und Sträucher mit kleinen Säckchen dran. In Taitung habe ich zudem gelernt, dass die Zuckeräpfel und Atemoyas von Menschenhand bestäubt werden müssen, da Bienen kaum in die Blüten hineingelangen, da diese sehr schmal und lang sind.

Ich habe während meines Austausches sehr viel Neues lernen und viele neue Speisen probieren können. Der Einblick in eine andere Kultur war sehr spannend. Dafür möchte ich dem ganzen IFYE-Team danken. Hätte ich die Möglichkeit, würde ich sofort wieder nach Taiwan reisen.

[IMG 3] Zur Person

Brenda Mollet ist 24 Jahre alt und im Kanton Solothurn in ländlicher Umgebung aufgewachsen. Diesen Sommer ergab sich für sie die Möglichkeit, mit IFYE Swiss einen Austausch in das asiatische Land Taiwan zu machen. Brenda Mollet arbeitet auf einer Bank, entsprechend ist ihr landwirtschaftlicher Hintergrund eher klein. «Umso mehr freute ich mich auf das tropische Farm-Erlebnis in Ostasien», blickt sie zurück.