Wenn die Wildgänse lärmend über die Farm fliegen, ist das ein sicheres Zeichen, dass der Frühling vor der Tür steht. Auch Schwäne ziehen vereinzelt vorüber auf der Suche nach offenem Wasser, welches sie am Ootsa Lake nicht finden werden, da dieser noch komplett zugefroren ist. Kein Wunder, war die Eisschicht doch Mitte März noch 48 Zentimeter dick!
Am Françoise Lake haben die Wasservögel schon mehr Glück. Da die Fähre, welche uns hier auf der Südseite mit dem nächst grösseren Dorf auf der Nordseite (Burns Lake) verbindet, stündlich die 10-minütigen Überfahrten macht, friert der See nie ganz zu und taut denn auch als erstes ganz auf.
Frühling wird sehnlichst erwartet
Der Schnee ist vielerorts bereits geschmolzen. Da die Temperaturen jedoch relativ tief sind, nämlich um die − 5°C nachts und höchstens + 5°C tagsüber, grünt es noch nicht. Nur die Weidenbüsche zeigen erste Anzeichen des Erwachens mit den kleinen Weidenkätzchen, welche schüchtern ihre flauschigen Köpfchen ausstrecken.
Der April hat sich denn auch, in seiner üblich unberechenbaren Manier, gleich mit Schnee angekündigt und uns daran erinnert, dass er nun mal macht, was er will. Dass wir nun bereit wären für Frühling, die Kühe und Schafe gerne grünes Gras hätten und wir uns dem Garten widmen möchten, schert ihn nicht. So üben wir uns noch etwas in Geduld. Die Freude, wenn es dann endlich grünt und blüht, wird erfahrungsgemäss dafür umso grösser sein.
Petri heil!
Nachdem unser erster Versuch im Eisfischen nicht erfolgreich war, fuhren wir beim zweiten Anlauf mit grösseren, oder besser gesagt mehr Geschützen auf. Wir bohrten drei Löcher und fischten auf allen dreien gleichzeitig. So stellte sich den auch recht bald der Erfolg ein und wir zogen Fisch um Fisch aus dem See. Wir machten die Erfahrung, dass, wenn wir am späteren Morgen die Haken kontrollierten, wir eher einen Fisch daran hatten. Auch scheinen die Quappen, welche wir momentan fischen, Forelle als Köder zu bevorzugen.
Quappen sind die einzigen Vertreter der Kabeljau-Familie, die im Frischwasser leben. Umgangssprachlich wird die Quappe «Poor Mans Lobster» (Hummer für den armen Mann) genannt und er schmeckt auch dementsprechend gut. Das bisher grösste Exemplar an unseren Haken war 79 cm lang und 5,4 kg schwer.
Quinn, unser Jüngster, ist besonders angetan vom Fischen. Nicht nur ist er mit Feuereifer dabei, die Löcher zu kontrollieren, sondern er isst auch sehr gerne Fisch und ist jeweils sehr enttäuscht, wenn wir keinen Erfolg haben. Geduld zu haben und mit Enttäuschungen umzugehen, sind aber wichtige Lektionen, die auch ein Dreijähriger in der Schule des Lebens lernen muss und so sehen wir Fischen als weit mehr an, als nur eine Möglichkeit, unsere Familie zu ernähren: Es zählt für uns auch als Homeschooling. [IMG 2]
Glücklich mit Veränderung
So wie sich die Situation weltweit entwickelt, haben wir keinen Zweifel daran, dass wir mit unserem Umzug die richtige Entscheidung getroffen haben. Die Inflation läuft aus dem Ruder hier in Kanada und Land- und Hauspreise haben sich in den letzten fünf Jahren unter Premierminister Trudeau verdoppelt. Aber auch im Lebensmittelgeschäft spüren wir den Würgegriff der linken Regierung. Wegen der doppelten Kohlenstoff-Steuer sind die Preise nicht nur an der Zapfsäule, sondern auch im Laden überall gestiegen.
Zusätzlich hat das kanadische Milchkartell, welches seit Jahren erfolgreich den Handel von Rohmilch unterdrückt, ebenfalls die Preise erhöht unter dem Vorwand, dass es zusätzliche Transport- und Produktionskosten auf die Konsumenten abwälzen muss. Wenn sich die Damen und Herren im Parlament und in der «Privatwirtschaft» nicht gleichzeitig jährlich Gehaltserhöhungen und exorbitante Boni auszahlen würden, könnte man solche Ansprüche vielleicht sogar ernst nehmen. Bei der offenen Extravaganz, in welcher die Regierenden (staatlich oder privatwirtschaftlich ist nicht mehr zu unterscheiden) leben, sind solche Kohlenstoff-Steuern und Preiserhöhungen aber einfach nur noch ein Hohn und ein Schlag ins Gesicht des Steuerzahlers und Konsumenten.
Zur Autorin
Alexandra Ruckstuhl und ihr Mann Markus sind bereits zum zweiten Mal aus der Schweiz nach Kanada ausgewandert. Das erste Mal kehrte die Familie zur Behandlung einer lebensbedrohenden Krankheit ihrer älteren Tochter in die Schweiz zurück. Nach erfolgreicher Operation der ersten Tochter und der Geburt der zweiten, ist Familie Ruckstuhl in ihre Wahlheimat zurückgekehrt. Mittlerweile sind mehrals drei Jahre vergangen, seit die Ruckstuhls die Schweiz zum zweiten Mal verlassen haben.