Während der letzten Jahre hat es sich der Weihnachtsmann zur Gewohnheit gemacht, den mosambikanischen Kindern keine Spielzeuge zu bringen, sondern Regen. Man sagt hier, dass es am 25. Dezember immer regnet. Ein wahrer Segen des Himmels.
Doch dieses Jahr hatte unser roter Freund nicht den Anstand, uns dieses Geschenk zu machen. Wir erleben ein so aussergewöhnliches Jahr wie noch nie. Die Regenzeit hätte schon vor zwei Monaten beginnen sollen, doch es regnet immer noch nicht.
Die Juni-Ernte muss sechs Monate hinhalten
In der lokalen Sprache sagt man nicht «es regnet», sondern «der Regen schläft». Man stellt sich das mal vor: Neun Monate ohne einen Tropfen Regen. Einen Blick auf die Wetterprognosen zu werfen ist unnötig. Es ist sowieso jeden Tag schön und warm.
Im Dezember bereiten die Männer und Frauen gemeinsam die Felder vor, um die nächsten Kulturen anzubauen. Im Nor-den wird hauptsächlich Mais, Bohnen, Maniok und etwas Sorghumhirse angebaut.
Der grösste Teil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Es handelt sich hauptsächlich um eine Bedarfswirtschaft. Die Ernten im Juni erlauben einer Familie, sich bis im November davon zu ernähren. Die Erträge sind gering. Danach wird improvisiert. Inschallah, so Gott will!
Sichtbarer Klimawandel
Noch vor einigen Jahren kam der Regen bereits im Oktober oder November. Der Klimawandel hat hier einen direkten Einfluss auf das Klima. Der Regen fällt immer unregelmässiger und später. Regnet es, dann richtig stark. Die Bauern müssen sich an die neuen Wetterbedingungen anpassen.
Dies kann über neue Ernährungsgewohnheiten geschehen, indem zum Beispiel mehr Maniok und Sorghum gegessen wird. Diese brauchen weniger Wasser. Oder auch über neue Anbaumethoden. Auf dem untenstehenden Foto ist ein Versuch zu sehen, den mein Ehemann mit Bauern angelegt hat. Er arbeitet für das landwirtschaftliche Forschungsinstitut in Mosambik.
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Links ist der Mais in einem «Dauerbecken» mit Mistzugabe angebaut. Bei dieser Methode sammelt sich das Wasser und bleibt so den Pflanzen länger verfügbar. Rechts sieht man die traditionelle bäuerliche Anbaupraxis.
Beträchtliche Verluste
Für unseren Hof hat der fehlende Regen katastrophale Auswirkungen. Der Wetterdienst hatte für dieses Jahr die Niederschläge früher angekündigt. Doch dieser Dienst ist etwa genauso zuverlässig wie die mosambikanischen Uhren. Wir haben während Monaten Wasser gekauft.
In der Hoffnung, unsere Produkte im Dezember verkaufen zu können, wenn das Angebot tief und die Nachfrage hoch ist. Doch das Wasser reichte nicht aus. Die Blütenendfäule befiel unsere Tomaten. Wir mussten all unsere Tomatenpflanzen im Freiland und im Gewächshaus ausreissen, das sind ganze 3500 m2.
Um dem Wassermangel vorzubeugen, bauten wir letztes Jahr einen 8000 m3 grossen, künstlichen See. Angrenzend an unser Grundstück fliesst ein Fluss, der als Entlastungsbecken dient. Bei Regen füllt sich das Flussbett mit Wasser. Wir haben darin einen Staudamm gebaut, damit wir Wasser in den künstlichen See pumpen und so Wasser für das kommende Jahr haben können. Sich nur auf die Niederschläge zu verlassen ist zu unsicher.
Gott ist nicht launenhaft
Letztes Jahr haben die selbst gebauten Dämme der mächtigen Wasserkraft nicht standgehalten und liessen nach. Das gespeicherte Wasser genügte nicht für das ganze Jahr 2020. Dieses Jahr haben wir ein robusteres Werk gebaut und eine leistungsfähigere Pumpe installiert.
Jetzt fehlt nur noch der Regen. Aber der bleibt aus. Man sagt hier, Gott sei kein launenhaftes Kind. Er bringe uns den Regen, wenn wir ihn brauchen.
Wir müssen innovativ bleiben
Der Start auf unserem Betrieb erweist sich als recht schwierig. Die Produktion läuft nicht wie erhofft, aber wir glauben fest an unser Projekt. Mein Mann und ich sind der festen Überzeugung, dass diese Prüfungen unserer Familie und unserem Hof irgendwie helfen zu wachsen, indem wir lernen, anders zu arbeiten oder innovativer zu sein.
Wir werden euch mit Vergnügen regelmässig über die Fortschritte und Schwierigkeiten berichten, die sich auf unserem Hof ergeben. Bis dann können wir nur hoffen, dass nach der Sonne der Regen kommt!
Über die Autorin
Helene Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert.
Nach vielen Zwischenfällen konnten die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land bauen sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich ihre Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.