Zwischen Januar und März lammen und gitzeln auf vielen Schaf- und Ziegenbetrieben die trächtigen Muttertiere. In den Wochen vor dem Ablammen ist der Fütterung spezielle Beachtung zu schenken. In den letzten beiden Trächtigkeitsmonaten wächst der Fötus am stärksten – und damit auch der Nährstoffbedarf.
Innerhalb von rund zehn Wochen kann sich der Proteinbedarf der Auen vervierfachen. Der Energiebedarf steigt um den Faktor drei an.Gleichzeitig fressen die Tiere bis zum Ende der Trächtigkeit weniger: Das Pansenvolumen ist wegen des wachsenden Fötus eingeschränkt – insbesondere bei Mehrlingsträchtigkeiten.
Jeder Ziege ihre Ration
Urs Hofstetter ist Ziegenzüchter. Er hält auf seinem Hof in Mont-Tramelan BE 128 Milchziegen und zirka 30 Jungtiere. Auf seinem Betrieb ist rund die Hälfte der Tiere trächtig. Die andere Hälfte hat bereits im Herbst geworfen. So kann Hofstetter das ganze Jahr über Milch liefern. «Es ist wichtig, dass die Ziegen vor der dem ‹Gitzeln› nicht unterversorgt sind», sagt Hofstetter.
Nebst gutem Grundfutter füttert er Energie- und Mineralfutter bei. Drei Wochen vor dem Abgitzeln erhält jede Ziege ihre individuelle Portion Kraftfutter automatisch am Melkstand. «Die Futterration muss man aber langsam umstellen. Die Pansenmikroben müssen sich anpassen können», sagt Hofstetter.
Toxikose-Risiko vermindern
«Dürrfutter und Silage mit geringerer Qualität oder Extenso-Heu gehören in den zwei letzten Trächtigkeitsmonaten nicht in die Krippe», sagt Sabina Graf, Kleinviehexpertin der Agridea. Erwartet der Züchter eine Mehrlingsgeburt, muss die Fütterung mit Getreidemischung ergänzt werden. 250 bis 300 Gramm pro Tier und Tag sind zuzufüttern.
Kann das Muttertier den Energiebedarf nicht decken, baut es rasch viel Fett ab. Es kommt zur Toxikose. Die Föten sterben noch vor der Geburt. Die bevorstehende Laktation fällt aus. Bei zu später Behandlung stirbt das Muttertier. Deshalb ist eine gute, nährreiche Fütterung zentral.
Minerale machen fit
«In selenarmen Regionen sollten Schaf- und Ziegenhalter Mineralsalze mit organischem Selen und genügend Vitamin E verfüttern», sagt Graf. Sonst drohen die Jungtiere bereits in ihren ersten Lebenstagen an der Weissmuskelkrankheit zu erkranken. Betroffene Tiere sind nicht in der Lage, aufzustehen oder tun dies nur mit steifen Gliedern.
Auch die Kalzium-Versorgung ist hochzuhalten. Trächtige Schafe und Ziegen haben einen hohen Kalziumbedarf. Milchfieber kann bei Auen schon vor der Geburt auftreten. Aber Vorsicht: Den Kleinwiederkäuern dürfen keinesfalls Rindvieh-Mineralsalze beigefüttert werden. «Diese haben einen zu hohen Kupfergehalt», hält Expertin Sabina Graf fest. Eine meist tödliche Kupfervergiftung ist die Folge.
«Nach der Geburt sollten Lämmer und Gitzis so schnell wie möglich Biestmilch aufnehmen», sagt Bernhard Bütikofer von der Meliorfeed AG. Auch da gilt: Je besser die Mutter mit Mineralen versorgt ist, desto hochwertiger ist die Biestmilch.