Auf den Schweizer Silo-Betrieben wurde diese Woche viel gemäht. Nachdem das Gras in der vergangenen Woche vielerorts stark gewachsen war, galt es nun, die freundliche Witterung zu nutzen und den ersten Schnitt einzufahren. Doch mit den wärmeren Temperaturen und dem Sonnenschein beginnen auch die Bienen und andere Bestäuber mit ihrem emsigen Treiben. Das führt zu einem grundlegenden Konflikt: Wenn die Zeitfenster zur Ernte kurz sind, setzt man auf den Mähaufbereiter, dessen Einsatz für Bienen verheerende Folgen hat.

Verheerende Verluste

Gemeinsam mit Agridea, Apisuisse, IP-Suisse, dem Schweizer Verband für Landtechnik (SVLT) und der Schweizerischen Vogelwarte weist der Schweizer Bauernverband (SBV) seit letztem Jahr im Rahmen der Kampagne «Schlaumähen» auf die Risiken des Mähaufbereiters hin und gibt Tipps, wann und wie man den Aufbereiter möglichst schonend einsetzen kann.

Wie stark dessen Einsatz den Bienen zusetzt, verdeutlichen die Zahlen zu den Bienenverlusten: Zwischen 35 und 62 % der fleissigen Arbeiterinnen fallen dem Aufbereiter zum Opfer. Das Mähen ohne Aufbereiter fordert im Gegensatz 7-mal weniger Verluste, also ungefähr 5 %. Nicht vergessen darf man indes, dass nicht nur Bienen gefährdet sind: Der Aufbereiter vernichtet auch viele Heuschrecken und vor allem Schmetterlingsraupen. Bei diesen Kleintieren verdoppelt sich die Sterberate beim Einsatz des Geräts.

Wann einsetzen?

Der Verband empfiehlt einen Einsatz des Aufbereiters in folgenden Fällen:

  • auf ertragsreichen Futter-flächen
  • in dichten Beständen
  • in nichtblühenden Beständen
  • bei geringer Bienenaktivität
  • während kurzer Schönwetterperioden

Auf der Webseite des Projekts wird darauf hingewiesen, dass der futterbautechnisch richtige Schnittzeitpunkt kurz vor dem Rispenschieben der Gräser liege. Als Indikator kann auf den Löwenzahn geachtet werden: Ist dieser verblüht, werden beim Mähen und Aufbereiten weniger Insekten in Mitleidenschaft gezogen. Gleichzeitig wird in folgenden Fällen vom Einsatz des Aufbereiters abgeraten:

  • auf Biodiversitätsförderflächen (BFF)
  • auf Wiesen, die an BFF angrenzen
  • in blühenden Beständen und artenreichen Wiesen
  • während längerer Schönwetterperioden
  • bei zu feuchten Bedingungen
  • wenn sich mehr als 2 Bienen pro Quadratmeter finden lassen.

Aktuell schwierig

Dem Bestreben nach insektenschonendem Mähen stehen aktuell aber die nassen Verhältnisse entgegen. «Im Moment lässt die Witterung den Verzicht auf den Aufbereiter kaum zu. Die Zeitfenster zum Mähen und Silieren sind kurz und es gilt, jede Stunde optimal zu nutzen. Das aufbereitete Schnittgut ist einfach viel schneller zur Weiter-verarbeitung verfügbar und das zählt im Moment», sagt Daniel Haffa, Vizepräsident des Verbandes Lohnunternehmer Schweiz.

Der Lohnunternehmer aus dem thurgauischen Andwil steht dem «Schlaumähen» durchaus positiv gegenüber. «Das ist eine gute Sache, wenn die Bedingungen stimmen», ist er überzeugt. So habe man etwa letztes Jahr bei den viel trockeneren Verhältnissen gut ohne den Aufbereiter arbeiten können.

Zu Haffas Maschinenpark gehört auch ein Big-M-Selbstfahrmäher von Krone, bei dem der Aufbereiter fix verbaut ist. «Bei guten, trockenen Bedingungen ist schonendes Mähen kein Problem, da kann man den Aufbereiter einfach ganz offenlassen», so Haffa. Aber daran sei heuer bei den bislang nassen Bedingungen nicht zu denken, meint der Fachmann.

Alternative Möglichkeiten

Der Verzicht auf den Aufbereiter ist eine entscheidende, aber nicht die einzige Möglichkeit, die in den Wiesen lebenden Insekten sowie auch grössere Tiere zu schonen. «Schlaumähern» werden auf der Projektseite unter anderem die folgenden Möglichkeiten aufgezeigt:

  • Gestaffelter Schnitt: Wenn möglich sollen vor allem grössere Flächen in Etappen gemäht werden. Dies ist insbesondere dann wertvoll, wenn blumenreiche Stellen stehen gelassen werden.
  • Altgras-Streifen: Es wird empfohlen, 5 bis 10 % der Fläche stehen zu lassen und diesen Streifen bei jedem Schnitt an einem anderen Ort anzulegen.
  • Rotationsmahd: Randbereiche, Böschungen und ähnliche Elemente können abwechslungsweise während eines Jahres nicht oder nur unvollständig gemäht werden.
  • Schnitt von innen nach aussen: Auch Kleintiere können so eher vor dem Mäher fliehen.
  • Wildtierfreundliche Mähgeräte: Vor allem in Ökoflächen wird der Einsatz von Mähwerken mit Messerbalken empfohlen.