Rindsgehacktes, oder noch besser Dreierlei, das schön saftig ist. Dazu Eier, altbackenes Brot – darum kommen Hackbraten, Tätschli oder wie immer sie heissen, bei mir auf den Tisch, wenn das Altbrotsäckli voll ist – vielleicht mit etwas Quark, Salz, Pfeffer Gewürzen und Kräutern, je nach Laune, Rezept und Region.
Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt
Während hiesige Köchinnen überzeugt sind, dass in einen «richtigen» Hackbraten viele Zwiebeln, und nur Zwiebeln hineingehören, schält und hackt die Italienerin gleich ein paar Knoblauchzehen und viel Peterli, während südlich oder östlich orientalische Gewürze wie Kreuzkümmel, Kurkuma, Koriander, Zitrone für den authentischen Geschmack sorgen. Und statt des eingeweichten Brotes, das nicht etwa gar dem Strecken des Fleisches dient, sondern das den Saft beim Braten aufsaugt und für eine angenehme Feuchtigkeit sorgt, greift man in nahen oder fernen Ländern auf Reis, Couscous, Bulgur zurück.
Die Zutatenliste variiert. Gut und lange geknetet muss es sein, dann macht das fertige Gericht glücklich. Besonders Männer und Kinder lieben es, das weiss ich aus eigener Erfahrung, aber auch aus Gesprächen mit Freundinnen und Bekannten – will heissen, mit Köchinnen und Hausfrauen um fast den ganzen Erdball. Und nicht nur das: den besten Hackbraten der Welt macht immer noch das Mami, nicht wahr?
Posten, was uns leid tut
Also. Gestern war so ein Tag, an dem ich so spät heimkam, dass es für ein anständiges Kochen nicht reichte. Da machen wir, es kommt ja sehr selten vor, eine «tour d’horizon» beim Detaillisten. Wir marschieren durch den Laden und posten das, was uns leid tut.
Jawohl, richtig gelesen. Artikel, die uns leid tun. Reduzierte Artikel, die den nächsten Tag nicht erleben werden, da ihr Haltbarkeitsdatum just am Ablaufen ist und sie im Biogas landen. Diese Produkte, sie wurden von Menschen hergestellt. Da steckt Arbeit drin, Know-how, vielleicht sogar Pröbeln und Tüfteln. Schade, wenn das einfach im Abfall landet.
Beyond Meatballs anstatt Unfleisch-Bällchen
«Schau, das nehmen wir auch!» Beyond Meatballs – the Future of Protein. Was mich wieder einmal verwundert fragen lässt, warum zum Teufel alles Englisch angeschrieben sein muss? Weil es besser tönt? Unfleisch-Bällchen – die Zukunft des Eiweisses? Nicht grad sexy, zugegeben. Rasch in den Ofen, aufbacken, essen!
Wie schmeckt es? Nicht schlecht, durchaus essbar. Auch wenn es sich um eine Mischung aus Erbsen- und Reisprotein, Kokos- und Rapsöl, Raucharoma, Trockenhefe, Kartoffelstärke, Apfelextrakt, Randensaft und Rüeblipulver, Maltodextrin, Sonnenblumenlecithin, Maisstärke und Zitronensaftkonzentrat handelt.
Nun, niemand käme auf die Idee, sich solche Bällchen daheim zuzubereiten, um daraus die Textur, den Geschmack von Hacktätschli zu machen. Das überlassen wir der Industrie, die das viel besser kann.
Wenn die englische Bezeichnung zum Etikettenschwindel wird
Ich verstehe aber einfach nicht (bin vermutlich ein einfaches Gemüt), warum man, wenn man sich vegetarisch oder vegan ernähren will, dann eben doch auf Ersatzprodukte ausweicht. Warum nicht ein feines Erbsenpüree zubereiten, das ohne Zusatzstoffe, Emulgatoren und Stabilisatoren auskommt und ganz viel Protein hat? Weil es halt einfach ein Erbsenpüree ist. Keine creamy mashed peas oder so.
Am Bahnhof in Bern habe ich soeben von einer Studentin ein Tetrapack in die Hand gedrückt bekommen: «Oatmilk! Hafermilch! Zum Probieren!», sagt sie. Schätzli, denke ich, das ist keine «Oatmilk», sondern ein Hafergetränk. Man kann es mögen oder nicht, aber es hat mit Milch einfach nichts zu tun. Sag das deinem Auftraggeber. Das läuft hier nämlich etwas aus dem Ruder. Wollt ihr uns Konsumenten für dumm verkaufen? Etikettenschwindel ist das. Und darauf reagieren wir mitunter sehr allergisch!
Zur Autorin
Babette Sigg Frank ist Präsidentin des Schweizerischen Konsumentenforums kf. Die CVP-Politikerin schreibt regelmässig für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.
