Obwohl Indien der grösste Milchproduzent der Welt ist, gibt es dort immer noch viele Regionen, wo keine Milch produziert wird. Die Stiftung Snowland Children Foundation mit Sitz in Bichelsee TG nahm sich dies zu Herzen und baute in Chauntra in Nordindien mit Spendengeldern einen neuen Kuhstall. Die Stiftung unterstützt mit ihren Projekten vor allem bedürftige Tibeter ausserhalb von Tibet, sei es in Indien oder Nepal.

Jeden Tag ein Glas Milch

Anfang 2017 wurde mit dem Stallbauprojekt mit dem Namen «Kuhmilchprojekt TCV Chauntra» begonnen. Hintergrund war eine Analyse des Ernährungsstatus' der dort lebenden 8500 Kinder zwischen drei und 18 Jahren, welche in acht tibetischen Kinderdörfern leben. So wurden anfangs der 60er-Jahre viele Tibeter aus ihrem Heimatland Tibet vertrieben und einige fanden in Nordindien eine neue Heimat. Eine Nahrungs-Analyse ergab, dass die Kinder im Grossen und Ganzen ausgewogen ernährt sind, aber meist aus Kostengründen keine Milch und wenig Eier erhielten. Beides wäre aber bei der vorliegenden Ernährungsweise essenziell, um die Eiweiss- und Kalzium-Versorgung wie auch die Vitamine A und B sowie Eisen zu gewährleisten. Aus diesen Gründen wurde das Kuhmilch-Projekt ins Leben gerufen. Eine nachhaltige Lösung wäre natürlich, jedem Kinderdorf einen Kuhstall anzugliedern, der so viele Kühe halten könnte, um jedem Kind ein Glas Milch pro Tag servieren zu können.

 

Ein nachhaltiges Projekt

Die Lage: Das Tibetan Children's Village (TCV) Chauntra liegt am Fusse der Himalaya auf zirka 2000 m ü. M.

Direktion und Leitung: Passang Tsering-la ist ein extrem engagierter und motivierter, junger Direktor, der sich selbst um dieses Projekt bemüht hat. Er hatte fähige Leute, konnte auf den «Bautrupp» der Direktion zurückgreifen und für das Projekt einen tibetischen Architekten gewinnen.

Platz in und um das TCV: Das TCV Chauntra ist mit 850 Kindern räumlich sehr grosszügig angelegt und hat auf dem Campus genügend Platz für einen Kuhstall mit maximal 20 Kühen. Zudem bestand die Möglichkeit für ein grosses Freilaufgehege.

Expertise in der Nähe: Ein entscheidender Faktor war auch die Nähe des indischen «Embryo-Transfer-Centers» in Palampur, zirka eine Stunde Fahrt entfernt. Der dortige Direktor war von Anfang an beim Arbeitsteam dabei und konnte seine wertvolle Expertise und Hilfe in seiner Freizeit kostenlos anbieten, damit das Stallbauprojekt auch ein Erfolg wurde.

 

Maximal 20 Kühe

Das Tibetan Children’s Village (TCV) Chauntra mit 850 Kindern hatte auf dem Campus genügend Platz für einen Kuhstall mit maximal 20 Kühen. Zudem bestand die Möglichkeit, ein grosses Freilaufgehege anzugliedern. So hatte die erste Kalkulation ein Mindestbudget von 50 000 Franken ergeben. Spätere, genauere Planungen korrigierte dann das Budget auf 75 000 Franken (inklusive der ersten fünf Kühe und des ersten Betriebsjahres). Daneben war man auf der Suche nach einem Schweizer Spezialisten für Kühe. Diesen Spezialisten fand man in Form von Hans Ziswiler, dem Vize-Direktor der Vianco in der Schweiz. Zusammen mit dem Stallbauspezialisten der Krieger AG in Ruswil LU, hat Ziswiler eine Firma gefunden, die kostenlos die Kuhstall-Konstruktion gezeichnet hat.

Im Herbst 2017 war es dann soweit: Das erste Mal reiste man gemeinsam nach Indien ins TCV Chauntra, mit in der Tasche der Stallbauplan der Krieger AG. Im Frühjahr 2018 erfolgte der erste Spatenstich, Hans Ziswiler hat dabei die Bauplanung übernommen. Im Herbst darauf war die Hauptarbeit bereits getan. Der Kuhstall stand und machte einem «Schweizer Kuhstall in Indien» alle Ehre. Es ist ein Freilaufstall geworden. Eingeteilt in einen Schlafbereich mit Tiefstreue (Reis-Häcksel), einem Lauf- und Fress-bereich, ausgestattet mit Gummimatten. Am Fressgitter gab es Grünfutter oder Heu. Auch ein abgeteilter Stall für die Kälber und ein Stall für die grössere Rinder wurden integriert.

Spenden sind willkommen

Im Oktober 2019 zogen die ersten fünf Kühe in den Stall ein. Zwei Kühe waren hochträchtig und drei Kühe hatten schon weiblichen Nachwuchs bei sich. Da der Stall noch nicht fertig war, wurden die Kühe vorerst angebunden. Zwischenzeitlich kamen viele Kindergruppen, um die ersten Kühe zu bewundern und anzufassen. Auch eine offizielle «Stalleinweihung» durfte nicht fehlen. Nun folgte ein neues Kapitel: Eigentlich war das Projekt mehr oder weniger beendet, das heisst, auf dem Weg zur Selbstverwaltung. So hat der Schuldirektor Passang Tsering eine Tafel mit den fünf Regeln, den «Housekeeping Rules», für den Kuhstall aufgestellt:

  • Die Kühe dürfen keinen Hunger oder Durst haben.
  • Die Kühe müssen angenehm leben und ein dickes «Strohbett» haben.
  • Die Kühe dürfen keine Schmerzen erfahren, dürfen also nicht geschlagen oder sonst irgendwie misshandelt werden.
  • Die Kühe müssen in der Herde gehalten werden, damit sie so normal wie möglich leben können.
  • Die Kühe dürfen keine Angst oder keinen Stress haben, sondern sollen ein angenehmes und glückliches Tierleben haben.

Für die TCV Chauntra ist es schwierig, diesen Kuhstall in den nächsten Jahren selber tragen zu können. Denn man will noch einige Kühe kaufen, die in Indien zusammen mit einem Kalb um die 500 bis 600 Franken kosten. Mit Spendengeldern oder Kuh-Patenschaften, welche man für fünf Jahre à 200 Franken übernehmen kann, will man dem Projekt weiterhin eine Chance geben. Nach fünf Jahren sollte das TCV Chauntra dann in der Lage sein, den Kuhstall selbst zu finanzieren, und jedes Jahr zehn bis 15 Kälber verkaufen zu können.