Die Seeländische Wasserversorgung Gemeindeverband (SWG) in Worben BE nahm am Dienstag ein wegen zu hoher Chlorothalonilwerte abgeschaltetes Pumpwerk wieder in Betrieb. Dies berichtete die Fernsehsendung Schweiz aktuell gleichentags. Der Geschäftsführer der SWG, Roman Wiget, ­berichtet, dass wegen der Trockenheit der Wasserverbrauch50 Prozent über dem Normalverbrauch liege. Dies gebe es sonst nur während rund zwei bis drei Wochen im Jahr. Vielerorts werden heuer auch Kulturen wie Zuckerrüben und Getreide sowie Privatgärten mit Wasser versorgt.

Grundwasser ist vorhanden

Auch Gemüseproduzent Thomas Aebersold, Treiten BE, muss wässern. Zwar sei das normal, denn «Gemüsebau ohne Wasser gibt es nicht», erklärt er. Aber die Trockenheit zu dieser Jahreszeit sei extrem. Die meisten Parzellen bewässert er mit Grundwasser. Er hat keine Angst, dass es knapp werden könnte, da der nasse Winter den Grundwasserspiegel etwas habe ansteigen lassen. Nur für wenige Parzellen bezieht Aebersold Wasser aus den Kanälen. Da könne es dann gegen Sommer schon eher knapp werden.

Andernorts war es zu nass

Im gleichen Gebiet gibt es aber auch Gegenteiliges. Ein ganz anderes Problem erlebte nämlich ein weiterer Seeländer Landwirt auf einer Parzelle mit schwerem Boden. Es war tatsächlich zu nass, um Kartoffeln zu pflanzen. Der Winter war zu wenig kalt, als dass die gemachte Herbstfurche wie gewünscht hätte verwittern können, erwähnt er. Durch den nassen Winter wurde der Boden lehmig. Um optimale Pflanzbedingungen zu erreichen, müsste mit grossem maschinellen Aufwand gearbeitet werden. Dies jedoch würde der Bodenstruktur schaden, wie er meint. Eine Pflanzung mit weniger optimalen Bedingungen wäre zwar möglich gewesen, doch das hätte man bei der Ernte wiederum eingebüsst. Der Knollenanteil auf der Erntemaschine wäre zu hoch gewesen. Daher verzichtete der Landwirt auf dieser Parzelle auf die Pflanzung von Kartoffeln und sät stattdessen Mais.

Der Blick in den Osten

Auch im Zürcher Weinland macht sich immer mehr die Trockenheit breit. So hat es in Andelfingen ZH letztmals am 5. März mit 22,5 mm intensiv geregnet, der letzte nennenswerte aber geringe Niederschlag wurde am 29. März mit 4 mm verzeichnet. Ein Blick auf den Wasserpegel der Thur macht deutlich, dass auch die Schneeschmelze ausbleibt. So führt die Thur bei Andelfingen zwischen 15 und 18 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, im April 2019 waren es zwischen 30 und 45 Kubikmeter.

Frühkartoffeln sind schon durstig

In diesem Gebiet sind vor allem jetzt die Produzenten von Spezialackerkulturen mit Freiland- und Konservengemüse, Kartoffeln oder auch Spargeln gefordert. Die Kartoffeln sind grösstenteils bereits gepflanzt. Bei den normal angebauten Sorten für Lagerware, Industrie- und Speisekartoffeln ist grundsätzlich noch nichts verloren, da die Knollen kaum gross Keime bilden und mit dem Wachstum einsetzen. Hingegen müssen die bereits Ende Februar und im März gepflanzten und jetzt in der Vegetation schon weit fortgeschrittenen Frühkartoffeln regelmässig bewässert werden, damit die Knollen- und vor allem auch Krautbildung optimal verläuft.

Doppelt so viel Gemüse im Zürcher Weinland

In den letzten Jahren haben im Ackerbau im Zürcher Weinland die intensiven Spezialkulturen massiv an Bedeutung gewonnen. Dies nicht zuletzt auch dank der guten Erschliessung mit Wasser für die Bewässerung aus Thur und Rhein. So hat sich der Freilandgemüsebau seit 2010 auf 310 ha fast verdoppelt. Für die erfolgreiche Produktion der verschiedensten Gemüsesorten ist aber eine intensive Wasserversorgung unerlässlich.