Lange Zeit herrschte unter den Maisproduzenten Unsicherheit wegen des Beizmittels Mesurol, das gegen Krähenfrass eingesetzt wird. Am 31. Juli ist in der EU die Zulassung für das zuverlässige Beizmittel abgelaufen. In der Schweiz wäre Mesurol ab den 1. Januar gemäss Anhang 10 der Pflanzenschutzmittelverordnung zu reevaluieren. Dazu hat der Pflanzenschutzmittelhersteller drei bis neun Monate Zeit, einen Antrag einzureichen.

Produktion eingestellt

Bayer hat bisher nicht entschieden, ob sie den Antrag zur Reevaluation einreichen wird. Klar ist aber, dass sie die Produktion von Mesurol aufgegeben hat. Falls Bayer innerhalb dieser Frist keinen Antrag stellt, wird das BLW die Zulassung des Produkts widerrufen und voraussichtlich eine Ausverkaufsfrist von einem Jahr für den Abbau der Lagervorräte gewähren. Das heisst, Mesurol-gebeiztes Saatgut darf in 2020 sicher noch eingekauft und gesät werden, sollte aber vollständig aufgebraucht werden. «Wir wollen möglichst verhindern, dass in 2021 noch vorhandenes Saatgut vernichtet werden muss», sagt Richard Rimle, Technischer Leiter von Bayer Agrar Schweiz. Daher ist bereits aktuell nur noch wenig Mesurol gebeizter Maissamen erhältlich.

Versuche durchgeführt

Da Mesurol nicht mehr zur Verfügung steht, mussten die Saatguthersteller nach Alternativen Ausschau halten. Diese wurden auch gefunden, erklärt Lucas Vogt, Geschäftsführer von KWS Schweiz. Die Alternative für die kommende Aussaat heisst Korit 420 FS.

Korit wird bereits seit einigen Jahren auf kleinen Flächen in der Schweiz und auch flächendeckend in Österreich eingesetzt. «Dort hat sich Korit sehr gut bewährt», so Vogt. Bei breit angelegten Versuchen 2019 konnte die Wirkung von Korit bestätigt werden. Die Resultate zeigten, dass 92 Prozent der Pflanzen von Krähenfrass verschont blieben. Zum Vergleich: Mesurol hatte im gleichen Versuch einen Wirkungsgrad von 95 Prozent.

Drei Franken günstiger

In Korit ist der Wirkstoff Ziram enthalten. Das Beizmittel ist in der Schweiz, laut dem Pflanzenschutzmittelverzeichnis vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), für die Beizung von Maissaatgut zugelassen.

Laut Lucas Vogt ist die Beizung mit Korit aufgrund der tieferen Wirkstoffkosten etwas günstiger, als bei Mesurol – für den Landwirt reduzieren sich die Kosten je nach Eurokurs um rund zwei bis drei Franken pro Dose Saatgut. Die Produktion von Maissaatgut findet teilweise auch in der Schweiz statt, so produziert beispielsweise die Firma KWS 50 Prozent ihres Saatgutbedarfs im Inland. Die Aufbereitung und Absackung dieses Saatguts findet bei der Société coopérative des sélectionneurs (ASS) in Moudon VD statt.

«Aufgrund der Unsicherheiten betreffend Mesurol hat sich die Saatgutaufbereitung verzögert. Lange Zeit war nicht klar, ob wir noch einmal Mesurol beizen können oder nicht», so Lucas Vogt. «Nach dem Entscheid, dass wir im 2020 mit Korit in den Markt gehen, musste zuerst noch die Beschaffung dieses Mittels sichergestellt werden, dies hat etwas Zeit gekostet. Nun sind wir aber bereit und werden demnächst mit der Aufbereitung loslegen». Das bestellte Maissaatgut werde aber trotzdem rechtzeitig vor dem Start der Aussaat auf den Betrieben eintreffen, versichert Vogt.

Nicht für die Ewigkeit

Angeboten wird das Korit-gebeizte Saatgut von verschiedenen Anbietern wie KWS, Syngenta und Pioneer. Die Firma KWS geht gar noch einen Schritt weiter. Sie bietet eine Versicherung auf das Koritsaatgut. Wenn es trotz Beizung zum Vogelfrass kommt, bezahlt KWS den Bauern 50 Prozent der Kosten für das Saatgut zum Nachsäen.

Richard Rimle warnt aber vor zu grosser Hoffnung. Grundsätzlich sei es auch bei diesem Wirkstoff unwahrscheinlich, dass er noch länger zugelassen bleibt.

Deshalb suchen verschiedene Firmen nach alternativen Mitteln, um die Saat vor Krähen zu schützen. Die KWS bietet seit letztem Jahr ein digitales Gerät an, welches Krähen über artspezifische Geräusche von den Feldern fernhalten soll. Dieses heisst «Bird Alert» (wir berichteten).