Krähenschwärme können ganze Felder abräumen. Besonders betroffen sind Mais, Sonnenblumen, Getreide oder Soja. Abhilfe im Mais schafft mit dem Wirkstoff Mesurol gebeiztes Saatgut. Im Biolandbau ist dieses Mittel nicht zulässig. Biobauern mussten sich bis anhin traditionellen Methoden wie Verschrecken, Ballone oder Knallkörper bedienen – meist mit mässigem Erfolg. Mit Bird Alert gibt es nun ein Gerät auf dem Markt, das nachhaltigen Erfolg verspricht.

Von einem dänischen Start-up entwickelt

Bird Alert ist ein Gerät, das über ein hochsensibles Mikrofon Vogelstimmen erkennt, darauf reagiert und mit Warnlauten wie Krähen- oder Raubvogelstimmen antwortet. Entwickelt wurde das Gerät von einem dänischen Start-up-Unternehmen. In Dänemark wird es vor allem in Hafenanlagen eingesetzt, wo viel Getreide offen verladen wird und man Probleme mit Möwen hat.

Lucas Vogt, Geschäftsführer von KWS Schweiz, wurde durch einen Kollegen auf Bird Alert aufmerksam. «Ich fand das eine gute Sache und war überzeugt, dass Bird Alert auch für Schweizer (Bio-)Produzenten, die grosse Probleme mit Krähen haben, eine Lösung sein könnte», berichtete Vogt am Montagabend an dem vom Ackerbauring von Bio Ostschweiz und der Bioberatung Arenenberg organisierten Anlass. KWS Schweiz, eine Firma, die Saatgut züchtet und verkauft, schaffte zehn Geräte an und vermietete sie dieses Frühjahr an Betriebe, die die Apparatur als Pilotversuch testeten.

 

So funktioniert Bird Alert

Bird Alert besteht aus einer Box, in der sich die Software und die SIM-Karte befinden, einem Mikrofon, zwei Lautsprechern und einem Solarpanel. Das Mikrofon ist hochsensibel und erkennt Vogelstimmen auf 300 Meter Entfernung. Nimmt es Krähenschreie war, so antwortet es mit Krähen- oder Raubvogelstimmen und zwar in sehr hoher Lautstärke.

Bird Alert lässt sich übers Handy steuern, Voraussetzung ist Internetzugang. Eingestellt werden können die Lautstärke und die Intervalle. Ebenfalls kann man Tageszeiten oder Wochentage definieren, wo das Gerät nicht reagieren soll (z.B. über Mittag oder am Sonntag). Auf dem Handy kann man nachsehen, wie oft das Gerät Geräusche wahrgenommen hat und wie oft es darauf reagierte. Die Bedienung ist sehr einfach. Weil Bird Alert nur als «Responser» (Antwort geben) reagiert, stellt sich bei den Krähen kein Gewöhnungseffekt ein.

Bird Alert hat eine Reichweite von ca. 200 Meter. Die Kosten für ein neues Gerät betragen 2500 Franken (Laufdauer der Batterie zehn Jahre). Im Moment werden noch keine Lizenzgebühren erhoben. Wenn die Grundausrüstung nicht die gezielte Wirkung erbringt, ist auch eine Ausstattung mit weiterem Zubehör möglich: Gaskanone, Laser oder aufblasbare Vogelscheuche.

 

Wirkung vom ersten Tag an

Einer, der Bird Alert in diesem Frühjahr ausprobiert hat, ist Dominic Engeler aus Hörhausen TG, der am Infoabend seine Erfahrungen und Eindrücke schilderte. Er hat schon Verschiedenes ausprobiert, um die Krähen von seinem Maisacker fernzuhalten. Ein homöopathisches Krähenmittel funktionierte aber ebenso wenig wie ein auf pflanzlicher Basis entwickeltes Beizmittel. Engeler entschied sich, Bird Alert auszuprobieren. «Von dem Tag an waren die Jungkrähenschwärme weg und ich hatte Ruhe», berichtete er.

Der Biobauer hat das Gerät nach dem Pilotversuch gekauft. Die gute Wirkung und die einfache Bedienung hätten ihn überzeugt. Als kritische Punkte nannte er die hohe Lautstärke, was zu Streit mit Nachbarn oder Spaziergängern führen kann sowie die Kosten für das Gerät. «Zudem kann man das Gerät nur auf einer Parzelle aufstellen», bemerkte er. Bei ihm stand Bird Alert drei Wochen auf dem Feld. Im Verhältnis zum Schaden, den er sonst jeweils im Mais hatte, amortisieren sich in seinen Augen die hohen Anschaffungskosten.

Positive Rückmeldungen von teilnehmenden Betrieben

Laut Simona Schwarzenbach, die für KWS Schweiz die teilnehmenden Betriebe betreut, sind die Rückmeldungen von den Bauern, die Bird Alert im Einsatz hatten, mehrheitlich positiv. Fünf haben das Gerät nach der Testphase gekauft. Drei Betriebe mussten Bird Alert wieder vom Acker wegräumen, weil es zu laut war und Nachbarn sich daran gestört hatten. «Bei Feldern, die in unmittelbarer Nähe zu einer Hauptstrasse oder Autobahn liegen, gilt es zu berücksichtigen, dass es wegen dem Lärm zu Fehlalarmen kommen kann», führte Schwarzenbach aus. Zu einem Gewöhnungseffekt wie es bei anderen Krähenabwehrsystemen der Fall ist, sei es nicht gekommen.

Auch für ÖLN-Betriebe interessant

Lucas Vogt hat Kenntnis, dass es weitere interessierte Betriebe gibt. KWS Schweiz wird daher auf nächstes Frühjahr weitere Geräte anschaffen und sie an die Bauern vermieten oder verkaufen. Für die Vermietung verlangte KWS bisher 300 Franken. Ab nächstem Jahr dürften es laut Vogt eher 500 Franken sein, «denn mit dem bisher verlangten Betrag konnten wir unsere Kosten bei Weitem nicht decken».

Bird Alert könnte nicht nur für Biobauern, sondern auch für ÖLN-Betriebe bald zu einem Thema werden.  Wenn das Beizmittel Mesurol seine Zulassung verliert (in der EU ist es seit Juli 2019 verboten), müssen auch ÖLN-Betriebe auf alternative Methoden gegen Krähenschäden ausweichen.

 

Bei Interesse melden

Wer sich für Bird Alert interessiert, kann sich mit Lucas Vogt oder Simona Schwarzenbach in Verbindung setzen:

  • Lucas Vogt: Tel. 079/622'32'73; E-Mail: lucas.vogt@kws.com
  • Simona Schwarzenbach: Tel. 079/274'71'87; E-Mail: simona.schwarzenbach@kws.com

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