Am 29. Oktober mussten in einem grossen Ziegenbetrieb im Puschlav 145 Ziegen wegen Paratuberkulose getötet und entsorgt werden. Das teilte die Bündner Standeskanzlei am Mittwoch mit. Die Paratuberkulose ist eine chronische bakterielle Erkrankung und führt zu hochgradiger Abmagerung und zum Tod. An Paratuberkulose erkranken Rinder und Ziegen, seltener Schafe und Wildwiederkäuer. Der Erreger für die Paratuberkulose ist das Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP).
Keine Therapie
Wie die Standeskanzlei in ihrer Mitteilung festhält, gibt es keine Therapie gegen diese Krankheit. Infizierte Tiere sind daher auszumerzen. Nur ein kleiner Teil der infizierten Tiere entwickelt sichtbare Symptome und die Tiere erkranken erst im Alter von über zwei Jahren. Deshalb bleibt die Paratuberkulose oft über längere Zeit unerkannt. Das Bündner Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit (ALT) hat laut Mitteilung die Tierseuche auf dem Betrieb im Puschlav bekämpft, indem seit März 2018 immer wieder Tiere mit klinischen Symptomen und positivem Laborbefund getötet und entsorgt wurden. «Der Infektionsdruck war schlussendlich jedoch so gross, dass als letztmögliche Massnahme die Tötung des ganzen Bestands angeordnet werden musste», heisst es in der Mitteilung.
Neben Mitarbeitenden des Amts für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit und dem örtlichen Tierarzt standen auch 15 Zivilschutz-Seuchenwehrpioniere des Amts für Militär und Zivilschutz während drei Tagen im Einsatz, um den Bestand zu räumen und die Stallungen zu reinigen und desinfizieren. Insgesamt starben in diesem Betrieb 210 Ziegen an der unheilbaren Krankheit.
Geringe Ansteckungsgefahr
Die Infektion durch das Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis erfolgt vorwiegend oral über kontaminierten Kot oder über erregerhaltige Milch. Auch über Sperma wird der Erreger ausgeschieden. Der Ziegenbetrieb hatte in den letzten Jahren kaum Tierverkehr und sömmerte seine Ziegen auch nicht zusammen mit anderen Betrieben. Zudem wurde im letzten Jahr keine Milch aus diesem Betrieb in Verkehr gebracht. «Die Wahrscheinlichkeit, dass andere Ziegenbetriebe im Tal angesteckt wurden, ist gering», hält die Standeskanzlei in ihrer Mitteilung fest.
Nach diesem aussergewöhnlichen Fall von Paratuberkulose intensiviert das Bündner Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit laut Mitteilung die Überwachung und Fleischkontrolle. Zudem werden praktizierende Tierärzte und Tierärztinnen sowie Tierhalter und Tierhalterinnen in der Region sensibilisiert.
Maximal zehn Fälle pro Jahr
Paratuberkulose ist keine hochansteckende Tierseuche, gemäss Statistik des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen gibt es in der Schweiz jährlich maximal zehn Fälle von Paratuberkulose bei Ziegen. Es handelt sich aber immer um einzelne Tiere, welche erkranken und sterben oder getötet werden müssen. Ein Fall dieses Ausmasses ist laut Mitteilung sehr aussergewöhnlich.