Wenn viele (bis zu 100 %) Kühe einer Milchviehherde Probleme mit zwei und mehr Vierteln haben, mehr als 20 % der Kühe überhöhte Zellzahlen ausweisen (deutlich mehr als150 000 Zellen/ml) und Streptokokken als Mastitiserreger ausgeschlossen werden können, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Staphylococcus aureus GTB am Werk ist.
Nicht alle Kühe zeigen an
Nachweisen lässt sich das seit Kurzem mit einem von der Forschungsanstalt Agroscope entwickelten Test. Dieser Test sucht nicht nach Bakterien, sondern nach einer bestimmten Gensequenz. Wird dieses gefunden, deutet das mit mehr als 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf GTB hin. Der Test ist so spezifisch und so empfindlich, dass der Nachweis nicht nur beim einzelnen Gemelk, sondern auch in der Tankmilch möglich ist. Dabei kann eine GTB-positive Kuh in der Milch von bis zu 138 Kühen zuverlässig nachgewiesen werden.
Doch auch bei diesem Test kann es Fehler geben: Zum einen gibt es Kühe, die während der ersten zwei Monate der Laktation positiv getestet werden, später aber ein negatives Testresultat haben, ohne je mit Antibiotika behandelt worden zu sein. Zweitens gibt es Kühe, die nur in den letzten ein, zwei Monaten vor dem Trockenstellen positiv auf GTB getestet werden, aber nie zuvor. Und last but not least gibt es Kühe, die zwar nachweislich infiziert sind, aber keine erhöhten Zellzahlen haben, weshalb ihre Infektion meistens nicht auffällt. Die ersten beiden Phänomene lassen sich mit der natürlichen Widerstandskraft der betroffenen Kühe erklären. «Die Hochleistungsphase ist für die Kühe ein körperlicher Stress, was deren Abwehrkraft reduziert», sagt Agroscope-Mitarbeiter Hans-Ulrich Graber. In dieser Phase kann der Erreger kurzfristig die Oberhand gewinnen, er vermag das Euter einer gesunden Kuh aber nicht in Mitleidenschaft zu ziehen.
Abwehrkräfte entscheidend
Sobald die Kuh wieder zu Kräften kommt, kann sie den Erreger erfolgreich bekämpfen. Ähnliches gilt für Kühe, die in den letzten beiden Monaten vor dem Trockenstehen positiv getestet werden, weil sie ausgelaugt und am Ende ihrer Abwehrkräfte sind. Der dritte Fall ist der heikelste: Kühe, die den Erreger in sich tragen, aber keine Symptome zeigen, können mit dem Bakterium offenbar gut leben – es aber trotzdem weitergeben. Eine GTB-Sanierung anhand von Zellzahlen ist daher unmöglich. Da hilft nur monatliches Testen, Testen, Testen.
Mehr zur Mastitis auf der Alp
Den Hauptartikel zur Bekämpfung von Mastitis und den Problemen damit auf der Alp finden Sie hier.