Anders als in früheren Jahren war bei der Anicom-Regionaltagung Ostschweiz vom 19. November eine gewisse Zuversicht auszumachen – zumindest bei der Analyse der Entwicklungen an den Märkten: «Züchter wie Mäster können dieses Jahr wieder einmal etwas Geld verdienen», stellte Hanspeter Geisser in seinem Referat mit Blick auf den Schweinemarkt fest.

Deutlich höhere Preise

Mit einem durchschnittlichen Kilopreis von 4,33 Franken liegen die Preise für die von Anicom gehandelten Schlachtschweine QM im zu Ende gehenden Jahr deutlich über jenen der vorhergehenden Jahre. Und auch für die Mastjager QM 25 Kilogramm wurden in diesem Jahr mit einem Durchschnittspreis von 6,62 Franken deutlich höhere Preise bezahlt als in den Jahren zuvor. Hanspeter Geisser, der Leiter der Region Ostschweiz der Anicom, führt dies unter anderem darauf zurück, dass es gelungen ist, den Inlandanteil an Schweinefleisch auf etwas über 90 Prozent zu halten. Aktuell sieht er aber das fragile Verhältnis zwischen Import- und Exportfleisch etwas in Gefahr. In seinem Urteil ist die gegenwärtige Zahl der Mastplätze etwas zu hoch.

Konsum bleibt stabil

Beim Bankvieh hält Geisser den Inlandanteil von 82 Prozent als gesunde Balance zwischen Import- und Exportfleisch. Weil etwas mehr Tränker am Markt sind, liegen die diesjährigen Preise tiefer als in den Jahren zuvor. Auch Geissers Analyse zur Entwicklung des Fleischkonsums fällt recht zuversichtlich aus: Zwar nimmt der Pro-Kopf-Konsum an Fleisch in der Tendenz ab. Dieser negative Effekt wird aber durch das Bevölkerungswachstum kompensiert. «Insgesamt bleibt der Konsum gleich gross», so Geissers Fazit.

Das ­Gesundheitsprogramm Plus macht Mühe

Hanspeter Geisser kam aber auch auf die Herausforderungen zu sprechen, mit denen die Branche konfrontiert ist. Als eine ­Herausforderung für die Schweinebranche nannte er das ­Gesundheitsprogramm Plus. Dieses will den Einsatz von Antibiotika generell reduzieren und gewisse Antibiotika verbieten. Ab April 2021 ist die Teilnahme am Gesundheitsprogramm Plus Bestandteil der Einkaufsbedingungen für QM Schweizerfleisch. Gegenwärtig nehmen 1400 Betriebe am Programm teil. Bis 2021 müssen es 3100 Betriebe sein. «Es ist fünf vor zwölf. Packen Sie diese Herausforderung an!», riet Hanspeter Geisser den Mästern und Züchtern.

Geisser empfiehlt, auf gesexten Samen zu setzen

Den Milchviehhaltern empfahl Geisser, für die Remontierung vermehrt auf gesexten Samen zu setzen. Bei der Wahl der Stiere für die weiteren Kälber seien Mastrassen zu bevorzugen. Laut Geisser geht der Trend in Richtung frühreife Fleischrassen. «Der Tränkerverkauf wird zunehmend zu einem Ertragszweig», so Geisser. Der Leiter der Region Ostschweiz informierte ausserdem darüber, dass die Anicom, Swissgenetics und Vianco einen Pool gebildet haben, um das «Einsammeln» von Tränkern ab den zum Teil sehr abgelegenen Höfen möglichst speditiv und mit möglichst wenigen Fahrten zu erledigen.

 

Besamungen durch Fleischrassen werden wichtiger

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Persönlicher Einsatz gefragt

Mit Herausforderung im politschen Umfeld beschäftige sich Walter Mock, der Präsident des Regionalausschusses Ostschweiz. Für den Fleischvermarkter Anicom stelle neben der Trinkwasser- und der Pestizidverbots-Initiative vor allem die Massentierhaltungs-Initiative eine Bedrohung dar. «Die Schweiz kennt keine Massentierhaltung!», sagte Mock und stellte Vergleiche zu Deutschland an. In der Schweiz dürften maximal 18 000 Legehennen pro Betrieb gehalten werden. In Deutschland würden auf 50 Prozent der Betriebe mehr als 100 000 Hennen gehalten. Auch würde in deutschen Betrieben ein Mehrfaches an Schlachtschweinen gehalten, als in der Schweiz erlaubt ist. «Das Tierwohl liegt uns allen am Herzen», sagte Mock. «Wir haben strengste Vorschriften.»

In umstrittenen Bereichen besser werden

Analog zur Strategie des Schweizer Bauernverbands empfahl Mock den Teilnehmern der Versammlung ein Vorgehen in drei Schritten: In umstrittenen Bereichen besser werden. Im eigenen Umfeld aktiv für die eigenen Anliegen werben und aufklären. Diese zwei Schritte sollen die Basis legen für einen erfolgreichen Abstimmungskampf – gegen die Trinkwasser-Initiative oder etwa gegen die Massentierhaltung-Initiative.