Sempach «Bis auf Micarna SA zahlen alle Verarbeiter Fr. 4.50 pro Kilo Schlachtgewicht ab Stall», so lautete die Beurteilung der Marktlage von Suisseporcs am Donnerstag vor einer Woche.

Markt war bisher gesund

«Trotz gesunder Marktsituation setzt die Micarna SA einen unverständlichen Preisabschlag von Minus 10 Rp. pro Kilo Schlachtgewicht (SG) durch», schrieb der Verband der Schweizerischen Schweinezucht und Schweineproduzenten, Suisseporcs, in der «Kurzbeurteilung der Marktlage» vom 25. Juli. Dabei bleibt es. Fast alle anderen Abnehmer bezahlen im Zeitraum 26. Juli bis 1. August den höheren Preis von F. 4.50 ab Hof. Einzig der Wochenpreis der Marke «Swiss-Prim-Porc» der Vianco sank um 10 Rp. je Schlachtgewicht auf Fr. 5.58 je Kilo Schlachtgewicht (SG) franko Schlachthof. In der Regel werden Schweine «ab Hof» gehandelt, einzig Swiss-Prim-Porc schreibt den Preis franko Schlachthof an. Darin sind Transport und Marge des Handels inbegriffen.

In den letzten vier Jahren sank der Schweinepreis jeweils regelmässig um den 1. August herum. Daran waren jeweils zu grosse Angebote schuld, die sich vor dem Ferienende in den Mastställen zurückstauten. 2019 war jedoch bisher ein gutes Schweinejahr, dies hat folgende Gründe:

  • Proviande meldet bis Woche bis 19. Juli einen Rückgang der Schweineschlachtungen um 6,5 Prozent.
  • Agristat meldet im ersten halben Jahr 2019 bei der Produktion von Schweinefleisch ein Minus von 7,2 Prozent laut Schätzung.
  • Der durchschnittliche Erlös für QM-Schweine ab Hof lag in den ersten 31 Wochen des Jahres 2019 laut Suisseporcs bei Fr. 4.37.
  • In den Vorjahren 2015 bis 2018 lag dieser Durchschnittpreis jeweils bei Fr. 3.53 bis Fr. 3.86, also viel tiefer.

Der Nierstück-Absatz harzt

Wie schätzt der Handel die Marktsituation ein? Die Schweinehandelsfirma Agrifera in Sursee LU teilte am 30. Juli folgende Einschätzung mit: «Sämtliche Abnehmer ausser die Micarna bezahlen Fr. 4.50 für QM-Schlachtschweine. Wir liefern aktuelle Woche 31 massiv weniger QM-Schweine an Micarna. Man weiss jedoch, dass es bei sämtlichen Abnehmern beim Absatz der Carrés klemmt. Hingegen ist das Verarbeitungsfleisch der Schweine nach wie vor gefragt. Deshalb ist der Abschlag um 10 Rappen auf den 1. August unverständlich und sehr bedauerlich», teilt Pascal Mieschbühler, Geschäftsleitungsmitglied von Agrifera mit.

Agrifera lieferte weniger Schweine an Micarna, Suisseporcs rief in einer Medienmitteilung vom 25. Juli sogar dazu auf, der Micarna zum Preis von Fr. 4.40 gar keine Schweine zu liefern.

 

Der Schweinezyklus

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Micarna bekommt genug

Werden der Micarna deswegen aktuelle Woche weniger Schweine angeboten? Deborah Rutz von der Micarna beanwortete diese Frage am Montag dieser Woche so: «Für die Micarna besteht aktuell keine Gefahr, dass zu wenig Schweine verarbeitet werden können», betont sie. Weiter verweist die Micarna-Sprecherin auf den freien Markt. «Jeder Landwirt hat das Recht, selbst zu entscheiden, an welchen Verarbeitungsbetrieb er seine Schweine verkaufen möchte. Wenn die Schweinezüchter zum Schluss kommen, dass sie ihre Tiere bei einem anderen Verarbeiter zu einem höheren Preis vermarkten können, dürfen sie das jederzeit tun. Die Micarna setzt keinen Produzenten unter Druck und zwingt niemanden, seine Schweine an die Micarna zu verkaufen», erläutert Frau Rutz von der Micarna.

Ein paar Schweine zuviel

Wie sieht denn die Marktlage tatsächlich aus? Frau Rutz schreibt: «Grundsätzlich erachtet die Micarna die aktuelle marktwirtschaftliche Situation als nicht mit dem bestehenden Marktpreis vereinbar», und deshalb habe man den Preis um 10 Rappen gesenkt. Es gibt folgende Hinweise, dass der Markt vor dem 1. August nicht ganz wie von den Produzenten gewünscht gelaufen ist:

Carrés: Der Händler Agrifera schreibt, dass gegenwärtig ein Teil der wertvollen Teile der geschlachteten Schweine – die Carrés oder Nierstücke – ins Gefrierlager wandern.

Rückstau: Der Präsident der Marktkommission von Suisseporcs, Noldi Windlin, verrät im Gespräch, dass sich einige schlachtreife Schweine in den Ställen zurückstauen.

Die Tatsache ist: Auf dem Schweinemarkt gibt es für QM-Schweine in der Zeit vom 26. Juli bis 1. August zwei Preise: Fr. 4.40 pro Kilo Schlachtgewicht (SG) ab Stall für Lieferungen an Micarna in Bazenheid SG und Fr. 4.50 pro Kilo SG für Lieferungen an alle übrigen Abnehmer.

Weiter mit zwei Preisen

«Für die Micarna besteht aktuell keine Gefahr, dass zu wenig Schweine verarbeitet werden können», meldet Micarna. Es ist anzunehmen, dass auch die übrigen Verarbeiter genug Schweine geliefert bekommen. Und weil die Micarna an den Fr. 4.40 festhält und Bell und Ernst Sutter AG weiterhin Fr. 4.50 bezahlen, gibt es vorläufig zwei Schweinepreise auf dem Markt.