Die Gegenvorschläge zu den Pflanzenschutz-Initiativen sind vom Tisch. Es zeigte sich hier wieder einmal exemplarisch, dass Abstimmungen, ob im Parlament oder an der Urne, nicht in den letzten Tagen vor dem Termin gewonnen werden. Mit akribischer Kleinarbeit hinter den Kulissen ist es den bäuerlichen Initiativ-Gegnern gelungen, das Gröbste, nämlich schärfere Gesestzesfesseln, fürs Erste abzuwenden.
Von einem Sieg zu sprechen wäre aber verfehlt. Es handelt sich hier eher um Zeitgewinn. Denn die Kritiker werden nicht ruhen. Die Branche wird den Aktionsplan des Bundes nun zeitgerecht und verbindlich umsetzen müssen, um diejenigen Lügen zu strafen, welche das pragmatische Papier als zahnlosen Papiertiger betrachten.
Daneben gilt es weitere Damoklesschwerter zu identifizieren und frühzeitig abzuhängen. Das nächste Scheit für das Feuer der landwirtschafts-kritischen Aufregung liegt nämlich schon bereit: In allen Gegenvorschlagsentwürfen der linksgrünen Minderheit wurden schärfere Vorschriften in Sachen Stickstoff gefordert. Das Thema dürfte die Branche in den nächsten Jahren noch intensiv beschäftigen, der Ammoniaküberschuss ist ja bereits in aller Munde.
Die achteinhalbstündige Debatte bot teilweise erschreckenden Anschauungsunterricht, mit welcher Vehemenz gewisse Kreise bereit sind, der Landwirtschaft an den Karren zu fahren. Die klassischen ökologisch gesinnten Parteien und Umweltorganisationen stehen hier gar nicht im Vordergrund. Bei ihnen weiss man genau, an was man ist. Zudem sind sie Teil des "Kuchens". Die grüne Partei beispielsweise hat einen soliden Kern von Biobauern und -bäuerinnen, welche die urbane Parteikollegen vor dem Abheben bewahren können, die Umweltorganisationen arbeiten ebenfalls oft gut zusammen mit der Landwirtschaft.
Viel problematischer sind die Opportunisten vom Schlage einer grünliberalen Partei, die ohne jeden Bezug zur Praxis aus dem Elfenbeinturm und allen Rohren auf die Landwirtschaft schiessen und im Gegenzug ohne Skrupel Grenzöffnungen fordern und damit Umweltprobleme exportieren wollen. Mit im Boot sitzen hier allerlei Thinktanks und andere Trittbrettfahrer, denen es im Kern nicht um Ökologie zu gehen scheint, sondern vor allem darum, einen Schuldigen für sämtliche Probleme westlich des Urals zu finden, ohne selber zu handeln. Dass es nämlich keinen ökologischen Fortschritt geben wird, solange die Konsumenten nicht bereit sind, diese Anstrengungen nachhaltig zu honorieren ist ein Thema, dass in dieser ideologischen Ecke gemieden wird, wie das Weihwasser vom Teufel.