Die agrarpolitische Diskussion ist verhärtet. Das spürt auch die Agrarallianz. Der heterogene Zusammenschluss von Organisationen entlang der Wertschöpfungskette erlebt zurzeit eine Zerreissprobe. Nicht zum ersten Mal äussert sich diese am Stärksten in der IP-Suisse. Die knapp 18 500 Mitglieder sind in ihrer politischen Grundhaltung oft meilenweit entfernt von derjenigen in anderen Mitgliedorganisationen der Allianz.

Verhärtung durch Initiativen

Die Diskussion um die Pflanzenschutz-Initiativen mit ihren Nebenschauplätzen bringt diese Differenzen nun noch klarer zum Vorschein. Dies auch, weil die in der Allianz mitmischenden Umweltverbände mit ihrer Kampagne «Agrarlobby stoppen» offensiv die Landwirtschaft angreifen. Sie behaupten zwar, damit nicht auf die Bauern zu zielen. Viele von diesen verstehen das aber ganz anders.

Für Unmut sorgte bei IP-Suisse auch ein Positionspapier der Agrarallianz zur Senkung der Stickstoffemissionen. Dieses war zwar intern diskutiert worden. Es geriet aber etwas zu rasch in die Medien und deshalb vielen in den falschen Hals.

Wie IP-Suisse-Geschäftsführer Fritz Rothen auf Anfrage bestätigt, diskutierte man deshalb im Vorstand kürzlich den Austritt. Ein Entscheid sei noch nicht gefallen, es stehe noch ein Gespräch mit den Spitzen der Agrarallianz aus, die in einem Co-Präsidium von Eva Wyss (WWF) und Martin Bossard (Bio Suisse) geführt wird. Weitere Diskussionen werde man anlässlich der nächsten Vorstandssitzung im Februar führen. «Die Lage ist hochexplosiv», sagt Rothen mit Blick auf die Stimmung in der Branche und im Verband. Die Tendenz gehe eher Richtung Austritt, allerdings sei auch ein anderer Entscheid noch möglich.

Gespräche, um das Vertrauen wieder aufzubauen

«Ein Austritt von IP-Suisse wäre nicht im Sinne der Sache», sagt Agrarallianz-Geschäftsführer Hansjürg Jäger. Er begrüsse es aber sehr, dass IP-Suisse das Gespräch sucht, «damit wir wieder Vertrauen aufbauen können».

Er sieht vor allem zwei Faktoren, welche zur Verhärtung führen: Einerseits die Pflanzenschutz-Volksbegehren, die nicht aus Kreisen der Agrarallianz stammen und Diskussionen auslösten: «Es gibt innerhalb der Agrarallianz dazu alle Positionen und darum keine Parole», so Jäger. Im Juni werde man deshalb erneut analysieren können. Die soziale Distanzierung durch die Pandemie habe ebenfalls nicht geholfen. Die Begrenzung auf Online-Sitzungen sei für den Austausch in der Organisation eine Herausforderung, so Jäger.

2017 wollten die Zürcher raus

Die Austrittsdiskussion führt die IP-Suisse übrigens nicht zum ersten Mal. Schon 2017 brachte die Zürcher Sektion zwei An-träge in die Delegiertenversammlung. Der eine verlangte eine Übertragung der Mitgliedschafts-Kompetenz vom Vorstand auf die Delegierten, der andere forderte den Austritt aus der Allianz. Beide Anträge wurden damals klar abgelehnt. Der Vorstand kann also weiterhin im Alleingang über die Mitgliedschaft bei der Allianz bestimmen.