Hinter vorgehaltener Hand diskutiert man in der Käsebranche schon länger über eine Erhöhung der Verkäsungszulage (VKZ). Hintergrund ist die eher ungemütliche Marktlage seit dem Abebben der Corona-Pandemie. Die Exporte sind nicht zuletzt wegen des schwachen Euros und der anhaltenden Inflation stark rückläufig. Das hat auch Auswirkungen auf die Käseproduktion, die praktisch flächendeckend eingeschränkt ist.
Spiesse sind ungleich lang
So hat der Vorstand von Emmentaler Switzerland soeben beschlossen, die bereits für Juli und August gültigen 38 Prozent für September und Oktober beizubehalten. Das heisst, die Käsereien können nur gut einen Drittel der Produktion liefern, die ihnen ursprünglich zugestanden worden war. Damit liegt man vier Prozent tiefer als vor Jahresfrist. Auch bei Gruyère musste unlängst eine Einschränkung um 10 Prozent verhängt werden, das ist eher ungewöhnlich für die erfolgsverwöhnte Sorte.
Es ist deshalb wenig erstaunlich, dass man sich Gedanken macht, wie der «Käselokomotive» wieder mehr Schub zu verleihen wäre. In der «Luzerner Zeitung» hat nun Carole Aschwanden von den Zentralschweizer Milchproduzenten eine Erhöhung der VKZ von derzeit 15 Rp/kg gefordert. «Bei ihrer Einführung hatten wir einen Euro-Kurs von Fr. 1.65», lässt sich Aschwanden zitieren. «Aktuell haben wir einen Euro-Kurs von 98 Rp. Konsequenterweise müsste die VKZ deutlich erhöht werden, damit wieder gleich lange Spiesse gelten.» Zahlen nennt Aschwanden nicht, im Gespräch sind aber 3 Rp. pro kg.
Priorität Auszahlungsmodus
Beim Käser-Dachverband Fromarte betrachtet man die Forderung wohlwollend: «Das ist absolut legitim», sagt Direktor Jacques Gygax. Für ihn hat aber der Abschluss der Diskussion um den Auszahlungsmodus der VKZ Priorität. «Die Erhöhungsdiskussion führen wir anschliessend», so Gygax. Die gesamte Milchbranche wehrt sich vehement gegen die vom Bundesrat beantragte Direktauszahlung an die Milchproduzenten, dies u. a. weil administrativer Zusatzaufwand und höherer Druck auf die Preise befürchtet werden. Der Entscheid des Bundesrates wird für Oktober erwartet.