Vor Kurzem hat der Bund den zweiten Anlauf zur Direktauszahlung der Verkäsungszulage (VKZ) und der Siloverzichtszulage (SVZ) an die Milchproduzenten genommen. Mit dem Verordnungspaket 2022 will er die Neuerung per 2024 einführen, die Vernehmlassung läuft. Wir haben bei wichtigen Akteuren nachgefragt, ob sie der Anpassung positiver gegenüberstehen als beim ersten gescheiterten Versuch 2020.

Wenig Transparenz

«Für Mooh bedeutet eine solche Änderung einen riesigen administrativen Aufwand», heisst es beim grössten Milchhändler des Landes. «Aus unserer Sicht ist der daraus entstehende Nutzen nicht annähernd so gross wie der Aufwand und damit verbunden die Kosten», schreibt Sprecherin Gabriela Küng auf Anfrage. «Zudem glauben wir, dass dies nicht im Interesse der Produzenten ist, würde doch daraus folgend der Basispreis für silofreie Milch tiefer werden als jener für Silomilch – dies wäre sehr schwer verständlich». Mooh handelt mit 60 Kunden und müsste dann für jede Milchsorte den durchschnittlichen Verkäsungsanteil errechnen. «Das wäre eine riesige Herausforderung», so Küng und brächte was am Schluss für den einzelnen Bauern nur wenig Transparenz, sagt sie.

System funktioniert gut

Sehr skeptisch ist auch Donat Schneider, Geschäftsführer der Aaremilch: «Wir haben das schon letztes Mal abgelehnt und sehen keine neuen Erkenntnisse, die für eine Änderung sprechen würden», sagt er. Das System funktioniere ja derzeit sehr gut und der vom Bund angeführte Grund – die Vorbeugung von Missbrauch wie im Fall der Käserei Wick – sei nicht triftig. «Es könnte auch im neuen System immer noch solche geben, welche Verkäsungszulage unrechtmässig beziehen», so Schneider.

Die Direktauszahlung von VKZ und SVZ könnte überdies «zu einer grossen Benachteiligung der Käsereimilch» führen: «Wir haben heute Emmentalerkäsereien, die preislich etwa auf Molkereimilchniveau sind und wenn dort noch die VKZ wegkommt, wird das ganz schwierig für einzelne Betriebe».

Die andere grosse Frage, die das BLW für Schneider bis heute nicht beantworten konnte, ist, wie das administrativ abgewickelt werden solle. Die Situation sei nicht vergleichbar mit der allgemeinen Verkehrszulage (MVZ), weil diese auf der gesamten Milch ausbezahlt wird. Heute sei es so, dass die VKZ von denVerarbeitern anteilsmässig auf die Produzenten verteilt wird. «Wenn der Bund direkt auszahlen würde, müssten wir ihm jeden Monat mitteilen, wem wie viel VKZ auszubezahlen ist», so Schneider, «administrativ ist das ein Blödsinn, zumal am Schluss gleichviel Geld ausbezahlt wird».

Hohe Investitionen nötig

Auch für Emmi überwiegen die Nachteile eines Systemwechsels klar: Es drohe hoher zusätzlicher Administrationsaufwand, damit überhaupt korrekt ermitteltwerden kann, welche Milchzulagenberechtigt ist, schreibt Markus Abt, Leiter Unternehmenskommunikation.

Die Administrationsstelle müsste eine bedeutende Summe in die Informatiksysteme investieren, dazu kämen wiederkehrende Kosten, warnt er. Zudem würde die Komplexität steigen und somit würde auch der Kontrollaufwand durch den Bund grösser.

Im Weiteren würde durch den Wegfall der VKZ und SVZ der bezahlte Milchpreis für verkäste Milch ab Umsetzung um rund 10 Rappen fallen. Damit würde die Transparenz im Milchmarkt leiden und ein Milchpreismonitoring würde praktisch verunmöglicht, so der Emmi-Sprecher.

«Positives und Negatives»

Zurückhaltender äussert sich Cremo-Generalsekretär Thomas Zwald: «Wir hatten uns beim ersten Anlauf auf Stufe Molkerei-Industrie abgestimmt und diesen Schritt abgelehnt». Die Meinungsbildung zum erneuerten Anliegen sei noch nicht abgeschlossen. «Es gibt positive und negative Seiten». Er könne nachvollziehen, dass der Bund das noch einmal vorschlägt. Dies aufgrund des Bundesgerichts-Urteils Wick und systemischer Überlegungen, hier gleich zu verfahren wie bei der MVZ und anderen Beihilfen.

Was sind mögliche Nachteile? Auch Zwald befürchtet erhöhten administrativen Aufwand: Es bestehe zudem die Gefahr, dass die Transparenz und Vergleichbarkeit im Bereich Milchpreis leidet. Man denke diesbezüglich an Verarbeiter, die in der weissen Linie und im Käsebereich tätig sind. «Diese Anteile variieren von Monat zu Monat und bezüglich Milchpreis ergibt sich möglicherweise kein klares Bild mehr», sagt Zwald. Genauer anschauen müsse man auch das Risiko eines erhöhten Preisdrucks auf Molkereiprodukte.