Übernächsten Montag, am 14. Juni tagt in Bern die Delegiertenversammlung (DV) der Branchenorganisation Milch (BOM). Die Stimmung ist im Vorfeld relativ ruhig, da der Markt im Moment für Milchverhältnisse stabil ist und das Preisniveau ebenfalls. Unlängst hatte der Vorstand kommuniziert, dass der Richtpreis für A-Milch im zweiten Halbjahr unverändert bei73 Rappen bleibt. Zudem wird ab Juli eine Erhöhung der B-Milchpreise um über 2 Rappen erfolgen.

Fettpreis um 60 Rp. höher

Bei Industriemilchproduzenten hört man trotzdem regelmässig Frustration über Diskussionen zum A-Milchpreis. Dieser spiele an sich keine grosse Rolle, weil es den Verarbeitern immer gelinge, die Preise via Anteile und Preis von B-Milch zu drücken. Das war in der Vergangenheit tatsächlich nicht selten so. Nun will man hier von Seiten der Branchenorganisation Milch etwas nachbessern, wie kürzlich mitgeteilt wurde.

Angekündigt wurde in der Medienmitteilung, dass nicht nur der Richtpreis für A-Milch bei 73 Rp. bleiben, sondern dass gleichzeitig auch der B-Richtpreis um 2 Rappen ansteigen soll. Nicht erklärt war, was der «Meccano» hinter der Preissteigerung ist. Der Grund ist eine Erhöhung des Milchfettpreises in der Berechnung.

[IMG 2]

Dieser lag in den letzten Jahren starr bei Fr. 10.02/kg. Neu wird ein variables Modell ein­geführt mit einer Untergrenze bei den erwähnten Fr. 10.02/kg und einem Maximum von Fr. 11.22/kg, abhängig jeweils vom A-Richtpreis, wie SMP-Direktor Stephan Hagenbuch auf Anfrage der BauernZeitung erläutert. Für den maximalen ­Zuschlag von 4,8 Rp./kg bräuchte es einen A-Richtpreis von 79 Rp./kg.

Dollarkurs und Pulverpreis

Dieser Mechanismus bedeutet für die aktuelle Marktlage einen Milchfett-Kilopreis von Fr. 10.62/kg und somit einen Zuschlag von 2,4 Rp./kg B-Milch. Trotzdem ist es noch nicht möglich, zu sagen, wie hoch der B-Milchpreis im Juli genau sein wird. Dieser resultiert aus einer Mischrechnung von Dollarkurs und Preisniveau des Magermilchpulvers in der EU.

Der B-Richtpreis wird monatlich angepasst. Derzeit liegt er bei 54,4 Rp./kg. Wenn man davon ausgeht, dass sich am Dollarkurs und den europäischen EU-Milchpulverpreisen nichts ändert, ergäbe das für Juli mit Zuschlag einen B-Richtpreis von 56,9 Rp./kg. Das ist aber vorläufig noch reine Spekulation. Der Zuschlag von 2,4 Rp./kg ist zwar aufgrund der neuen Berechnungsmethode klar definiert, aber auf welchen B-Basispreis er draufgeschlagen wird, das ist noch offen.

Kein Aufstand erwartet

Zu einigen Diskussionen Anlass gibt derzeit in der BOM und ausserhalb auch die Frage, ob die Lieferung von B-Milch künftig freiwillig erfolgen soll. Ein entsprechender parlamentarischer Vorstoss ist von beiden Parlamentskammern gutgeheissen worden, die Umsetzung erachtet man in der Branche aber mehrheitlich als zu heikel, da die B-Milch trotz Milchknappheit eine gewisse Flexibilität bei der Dosierung des Preisunterschiedes gegenüber der EU erlaubt.

Wenn nicht alles täuscht, wird das Thema Freiwilligkeit an der DV zu einigen Diskussionen im verschiedenen führen. Ein grösseres Politikum dürfte daraus aber nicht erwachsen. Das zeigt sich auch daran, dass kein entsprechendes Traktandum vorgesehen ist.

Vorgesehen ist aber eine Reglementsänderung in Sachen Standardvertrag und Segmentierung. Der Vorstand schlägt zweimal dieselbe Anpassung in den Ziffern 9.3 und 10.3. vor. Neu soll hier verankert werden, dass bis zum 20. des Vormonats nicht nur die Änderungen, sondern in jedem Fall die Konditionen für den Milchkauf des A- und B-Segments mitzuteilen sind. Auch dieser Änderung dürfte nur bescheiden Staub aufwirbeln, ist das doch schon heute bei vielen Milcheinkäufern Standard.

Weiter allgemein verbindlich

Ebenfalls Einigkeit ist im Bereich Allgemeinverbindlichkeit zu erwarten. Hier beantragt der Vorstand den BOM-Delegierten, grünes Licht für eine Verlängerungsgesuch bis 2025 zu geben. Entscheiden muss dann der Bundesrat. In den Augen des Vorstands ist die Allgemeinverbindlichkeit sehr wichtig, weil sie für alle Marktakteure die gleichen Regeln in Sachen Segmentierung vorschreibt und der Bundesrat so zum Ausdruck bringe, dass er den Regeln vertraue.