Seit einiger Zeit entwickelt sich der Milchmarkt in der Schweiz positiv. Vor dem Hintergrund stagnierender Milchmengen und guten Absatzzahlen konnten die Molkereimilchpreise ab Hof für Januar bis November 2021 gegenüber dem Vorjahr um 3,8 Rp./kg, diejenigen der Käsereimilch um 2,63 Rp./kg gesteigert werden. Doch wie kann jetzt festgestellt werden, ob die aktuell beobachteten Marktpreise und -entwicklungen eine weitere Steigerung des A-Richtpreises zulassen?

A-Richtpreis entscheidend

Alle orientieren sich am A-Richtpreis, den die Branchenorganisation (BO) Milch quartalsweise beschliesst und publiziert. Für die Gestaltung des Produzentenmilchpreises ist der A-Richtpreis entscheidend. So ist es zentral, zu verstehen, wie dieser zu Stande kommt. In einem System, welches sich auf den BLW-Molkereimilchpreisindex stützt, wird die Richtpreisbasis berechnet. Diese ist eine Grundlage für die Beratungen im Vorstand der BO Milch. Ist dieser Index über 100 (Indexbasis 2005) ist das ein Zeichen eines sehr gut laufenden Milchmarktes im Inland wie auch im Ausland.

Auslandmarkt zieht an

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) berechnet diesen Index monatlich aufgrund der Entwicklungen bei den drei Teilindizes Schweizer Detailhandelsprodukte, Schweizer Industrieprodukte und liberalisierte Produkte im Auslandmarkt. Im Verlaufe des vergangenen Jahres sind die ausländischen Preise stark gestiegen. Stand September 2021 führte dies zu einem Anstieg des Teilindexes Auslandmarkt um 13,04 %. Dieses starke Wachstum hat die beiden ebenfalls gestiegenen inländischen Indizes Schweizer Industrieprodukte um 3,16 % und Schweizer CH Detailhandelsprodukte um 3,08 % in die Höhe gezogen. Der Gesamtindex liegt nach drei Monaten Anfang Jahr – April bis Juni – seit September erneut deutlich über 100.

Aus dem BLW-Molkereimilchpreisindex wird – bereinigt um Transportkosten, Vorsteuerabzug und Zuschlag grüner Teppich – die Richtpreisbasis für A-Milch berechnet. Eine Anpassung des Richtpreises erfolgt im Normalfall, wenn der errechnete Richtpreis mehr als 1,5 Rp./kg vom aktuellen A-Richtpreis abweicht. Weicht er um mehr als 1,5 Rp. gegen oben ab, wird der A-Richtpreis angehoben, weicht er mehr als 1,5 Rp. gegen unten ab, wird er gesenkt. Stand November liegt der indexbasierte, also errechnete A-Richtpreis bei 75,96 Rp. Die Differenz zum geltenden A-Richtpreis von 73 Rp. beträgt damit 2,96 Rp.

[IMG 2]

Höherer Richtpreis gefordert
Am 2. März trifft sich der Vorstand der BO Milch zur Sitzung. Dabei wird auch über den Richtpreis für A-Milch diskutiert. Der liegt trotz Milchmangel und weltweit steigenden Preisen seit einem Jahr unverändert bei 73 Rappen. Von Produzentenseite wird auf breiter Front eine Erhöhung des Richtpreises gefordert. Zwar sind die ausbezahlten Preise im vergangenen Jahr um drei bis fünf Rappen gestiegen, doch viele Milchproduzenten gehen finanziell auf dem Zahnfleisch. Damit sie wieder in eine planbare Zukunft blicken können, braucht es mehr. Und nun stehen grossflächig auch noch steigende Produktionskosten an. Aufgrund des errechneten Molkereipreisindexes des BLW geht die SMP davon aus, dass die Marktlage eine Erhöhung des Richtpreises um drei Rappen rechtfertigen würde. dj