Vor ziemlich genau einem Jahr gingen die Wogen hoch. Die Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie hatte dem Bund Anfang April 2020 ein Zusatzkontingent von 3000 Tonnen Butterimporten beantragt. Dieses Gesuch, dem stattgegeben wurde, sorgte in der Branche für einigen Ärger.
Rund 6000 t im Jahr 2020
Einerseits war man auf Seiten der Produzenten empört, dass kaum die Milch etwas knapper war, sofort am Importhahn gedreht wurde. Andereseits sorgte im Sommer für Entrüstung, dass selbst die brancheigenen Marken «Die Butter» und «Floralp» mit Importbutter bestückt werden mussten. Im Verlauf des Jahres beruhigte sich die Lage, obwohl man bis zum Schluss rund 6000 Tonnen eingeführt.
Dafür sorgte auch die Tatsache, dass die Eigenmarken wieder Schweizer Ware enthielten, zudem gelang es der Branchenorganisation Milch (BOM) mit einem Umbau des Fondssystems die Herstellung von Milchpulver und damit von Butter etwas attraktiver zu gestalten. Zudem wuchs die Einsicht, dass eine leichte Butterknappheit Zeichen für einen relativ gesunden Markt ist, auch wenn die Preissteigerungen noch nicht überall zufriedenstellend ausfielen.
Nächste Tranche Ende April
Ein Jahr später sind Importe immer noch ein Thema, aber die Aufregung hat abgenommen. Das Gesuch für weitere 1500 Tonnen von Mitte Januar wurde ohne grossen Widerstand registriert. Die nötige Jahresmenge sei damit wohl noch nicht erreicht, prognostiziert BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler.
Ende April wird die im vergangenen Jahr gegründete Kommission für Butterimporte erneut zusammentreten, um den aktuellen Einfuhrbedarf abzuklären. Kohler kann noch keine genauen Zahlen nennen. Gemäss BO Butter betrug das Tiefkühllager Mitte April 4153 t, ein Jahr zuvor waren es leidglich gut 1000 t gewesen.
Kalter April bremst Milchproduktion
Entscheidend für die Balance auf dem Buttermarkt seien neben der Butterherstellung und dem Butterabsatz auch die Milchproduktion sowie die Produktion von Käse und anderen Molkereiprodukten in den kommenden Monaten, sagt Kohler.
Gerade, was die Milchproduktion betrifft, sei man wieder etwas ernüchtert: Während man damals noch mit einer einigermassen stark steigenden Produktion rechnen konnte, hat der trockene und kalte April das Futterwachstum gebremst und die Einschätzung über die Milchproduktion in den kommenden Monaten dürfte jetzt etwas zurückhaltender ausfallen.
Psychologische Fortschritte
Fortschritte in psychologischer Hinsicht hat man auch an der Ladenfront gemacht. «Die Ereignisse des letzten Sommers sitzen den Akteuren noch tief in den Knochen», sagt Stefan Kohler. Nach dem Aufstand gegen die Importware in «Die Butter» und «Floralp» geht der Detailhandel hier nun diskreter vor. Die Importbutter wird kontinuierlich im Billigsegment abgesetzt.
Der Blick ins Migros-Regal bestätigt diese Aussage. In einer Berner Filiale sind diese Woche alle Packungen mit Schweizer Kreuz ausgestattet. Einzig auf «Kochbutter» findet sich ein diskreter Hinweis auf den EU-Import. Wenig geschickt ist allerdings, dass der Grossverteiler trotz fortgesetzter Knappheit derzeit eine Aktion für «Die Butter» fährt.
Keine einfache Debatte erwartet
Trotz der etwas entspannteren Lage erwartet Kohler an der Kommissionssitzung vom 30. April «keine einfache Debatte». Das hat auch damit zu tun, dass die Butterlager zwischen den Marktakteuren unterschiedlich verteilt sind. Wenn man sich etwas umhört in der Branche, erfährt man, dass sich die Cremo hier schwerer tut als beispielsweise Emmi. Ein Sachverhalt, den Cremo-Generalsekretär Thomas Zwald auf An-frage bestätigt.