Die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) wollen mittel- bis langfristig die Milchmenge sichern. Diese blieb mit jährlich rund 500 Millionen Kilogramm einigermassen stabil, obwohl die Zahl der Mitglieder in den vergangenen zehn Jahren um einen Fünftel auf aktuell 2957 abgenommen hat.
Milchmenge könnte sinken
«Mit der agrarpolitischen Ausrichtung ist absehbar, dass die Intensivierung der Produktion den Höhepunkt erreicht hat», erklärt Geschäftsführer Pirmin Furrer. «Wenn der Mitgliederschwund weiter anhält, wird künftig die Milchmenge zurückgehen.» Das will der ZMP-Vorstand verhindern. Ein Hindernis sieht er in der langen Wartefrist, bis Neumitglieder von der Erfolgsbeteiligung an der Emmi AG teilhaben. Eine neue Lösung wird zudem beim Verteilmodus der Rückvergütung gesucht – die Milchliefermenge als Basis ist umstritten.
Hohe Dividenden
Die Mitgliedschaft bei den ZMP ist dank der Erfolgsbeteiligung an Emmi (siehe Kasten) grundsätzlich attraktiv: Die Genossenschaft ist Mehrheitsaktionärin des Milchverarbeiters. Das spült stattliche Dividendenerträge in die Kasse. Für 2020 sind es 34,2 Millionen Franken. Davon werden ein grosser Teil der Geschäftsstelle und weiterer Organe (das Milchgeschäft ausgenommen) finanziert. 20,2 Millionen Franken fliessen an die Produzenten zurück.
Trotzdem hält sich das Interesse von möglichen Neumitgliedern in Grenzen. Die Rückvergütung erfolgt nämlich erst ab dem sechsten Jahr nach dem Beitritt. Nach einer vierjährigen Karenzfrist bildet das fünfte Jahr die Berechnungsgrundlage für die Vergütung aufgrund der produzierten Milchmenge. So lange erhalten sie lediglich den Warenkorb und die Gutschrift für das Produzentenfest.
Den Verteilmodus ändern
Dass die Rückvergütung mengenabhängig und nicht pro Kopf ausgerichtet wird, ist genossenschaftsintern seit längerem umstritten. Vertreter des Regionalausschusses haben 2019 eine Änderung des Verteilmodus gefordert. Der ZMP-Vorstand setzte darauf eine Arbeitsgruppe ein. Sie soll verschiedene Lösungsansätze diskutieren. Es ist vorgesehen, an den ZMP-Infoanlässen im Herbst 2021 einen Änderungsvorschlag zu präsentieren. «Ziel ist es, eine Ausschüttungsquote zu definieren, mit der die Mitglieder einverstanden sind», sagt Pirmin Furrer. Die Lösung dürfte in einem Schlüssel liegen, der nicht mehr nur auf der Milchmenge basiert.
Umfassende Abklärungen laufen
Eine Änderung des Rückvergütungssystems hat allerdings auch steuerliche Konsequenzen, wie er betont. So ist etwa von Bedeutung, inwieweit der Dividendenertrag, der von der ZMP Invest AG an die Genossenschaft fliesst, als Gewinn behandelt wird. «Das ist aktuell in einem Steuerabkommen geregelt. Wenn wir am Auszahlungsmodell etwas ändern, müssen wir die Auswirkungen mit den Steuerbehörden abklären.» Die Karenzfrist wurde erst 2018 auf Druck der Genossenschafter eingeführt, als die ZMP eine grössere Gruppe von Neumitgliedern aufnahmen. «Es stellt sich die Frage, ob die Ungleichbehandlung überhaupt rechtmässig ist», gibt Furrer zu bedenken. Diese und andere genossenschaftsrechtlichen Fragen lässt der Vorstand vertieft durch Spezialisten beurteilen. An der Genossenschaft als Rechtsform mit Einzelmitgliedschaft wird jedoch nicht gerüttelt. Die Änderungen des Rückvergütungsreglementes fallen abschliessend in die Kompetenz des Vorstandes.