Am Montag hat Hochdorf seine Unternehmenszahlen für 2020 präsentiert. Diese zeigen die Firma nach schweren Turbulenzen in etwas ruhigeren Gewässern. Wir haben CEO Peter Pfeilschifter aus diesem Anlass ein paar Fragen gestellt.

Herr Pfeilschifter, wie geht es Ihrem Unternehmen?

Peter Pfeilschifter: Wir haben seit 2019 eine sehr turbulente Phase hinter uns mit Sanierung und Restrukturierung. Die allermeisten Massnahmen diesbezüglich sind nun abgearbeitet. Wir haben es 2020 geschafft, im Kerngeschäft wieder leicht positiv abzuschliessen. Wir haben das Haus aufgeräumt, stehen jetzt sprichwörtlich auf der Türschwelle und nehmen die Zukunftsaufgaben in Angriff.

In solchen Momenten, Haus aufgeräumt, Unternehmen entschlackt, wäre ein Unternehmen wie Hochdorf ein Übernahme-Kandidat. Ist das ein Thema?

Eine Übernahme ist aktuell kein Thema. Ich glaube aber, wir sind ein sehr attraktives Unternehmen mit einem attraktiven Geschäftsmodell in einem attraktiven Marktumfeld. Es gibt natürlich noch einige Aufgaben zu bewältigen. Insbesondere arbeiten wir an finanzstrategischen Massnahmen, um unsere Bilanz weiter zu stabilisieren und ein nachhaltiges Unternehmenswachstum zu unterstützen.

Was sind Ihre grössten Herausforderungen?

Es gilt, das operative Geschäft mit den nach wie vor grossen Herausforderungen von Corona stabil zu halten und gleichzeitig uns in unseren Innovations- und Kundenprojekten nach vorne zu entwickeln. Das ist eine Herausforderung, wenn man meist nur online mit seinen internationalen Kunden arbeiten kann. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit einem Kunden entsteht eine ganz andere persönliche Beziehung zueinander und damit auch eine höhere Projektdynamik. Das fehlt jetzt in gewissem Masse. Die definierten Strategien und Massnahmen, vor allem im Bereich Baby Care und Smart Nutrition, gilt es jetzt umzusetzen. Dabei geht es um internationale Kunden- und Marktentwicklungen, aber auch darum, unsere Marke Bimbosan in der Schweiz zu verteidigen und hoch zu halten und international erfolgreich zu positionieren. 

Was sind die globalen Alleinstellungsmerkmale von Hochdorf?

Wir sind das einzige Schweizer Unternehmen, das Babynahrung für Drittmarken produziert. Für uns zählen starke Argumente wie Swissness, sehr hohe Umwelt- und Tierwohlstandards, eine sehr gute Technologie mit der wir hochwertige Rohstoffe verarbeiten sowie motivierte und kompetente Mitarbeitende. Zudem bieten wir unseren Kunden einen sehr guten Service und eine hohe Innovationskraft. Das sind schwer kopierbare Merkmale unseres Geschäftsmodells und unserer Art und Weise wie wir mit unseren Kunden zusammenarbeiten. Wir sind kein Grosskonzern, sondern Mittelständler und können schnell und agil auf Kundenwünsche eingehen.

Sie besinnen sich nach hochfliegenden internationalen Plänen ein bisschen aufs alte Kerngeschäft und schrumpfen sich gesund?

Das ist richtig! Hochdorf hat sich mit all den Zukäufen ausserhalb des Kerngeschäfts doch sehr verzettelt. Am Ende wurde das alles zu viel. Wir fokussieren uns nun auf die beiden Kernbereiche Baby Care und Food Solutions und arbeiten intensiv an Massnahmen zur Effizienzsteigerung. Zur optimaleren Weiterentwicklung der Marke Bimbosan haben wir beispielsweise den Bimbosan-Standort Welschenrohr aufgegeben und nach Hochdorf integriert. Neben Hochdorf haben wir noch das Produktionswerk in Sulgen. Dort stehen die modernsten Babyfood-Anlagen Europas, die es besser auszulasten gilt.

Fokus Milchmarkt: Sie sind nicht bekannt für gute Milchpreise, erhalten Sie noch genügend Milch?

Die Änderungen im Rahmen der Nachfolgelösung zum Schoggigesetz haben uns deutliche Wettbewerbsnachteile gebracht. Die Nachfolgelösung wurde nun schrittweise angepasst. Wir kämpfen aber nach wie vor mit ungleich langen Spiessen z.B. gegenüber der Verkäsungsmilch. Bei den Milchpreisen haben wir uns über die letzten zwei Jahre wieder deutlich verbessert dank internen Verbesserungen und den Anpassungen beim Schoggigesetz. Wir bezahlen heute einen guten Molkereimilchpreis und erhalten im Moment ausreichend Milch. Aber Sie wissen selbst, das Milchgeschäft ist sehr volatil.

Beim Thur Milch-Ring haben Sie ja 2019 einige Produzenten verloren. Wollen Sie hier wieder ausbauen?

Es stimmt, wir möchten wachsen bei den Thur Milch-Ring Direktlieferanten, das ist auch entsprechend kommuniziert. Dabei bauen wir auf diejenigen Milchbauern, die in den schwierigen Zeiten zu uns gehalten haben. Dafür sind wir sehr dankbar! Diese können jetzt auch Mund-zu-Mund-Propaganda betreiben, das ist die beste Werbung. Aber wir laufen niemandem nach und machen das nicht im aggressiven Stil. Wir wollen überzeugen mit fairen Preisen sowie Marketing- und Bonusmassnahmen. Das dauert etwas länger, ist aber letztendlich nachhaltiger.

Haben Sie auch schon Importe im Veredelungsverkehr erwogen?

Import von Frischmilch ist für unser Geschäft sehr schwierig, die Milch auf dem Spotmarkt ist meist schon ein paar Tage alt und wir verarbeiten nur wirklich frische Milch und müssen auch die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe für unsere sensiblen und anspruchsvollen Produkte genau kennen – sonst stimmen die Nährwert nicht mehr. Zudem würden wir dabei die Swissness verlieren. Mit unseren Produkten aus Schweizer Vollmilch schneiden wir immer sehr gut ab in allen Sensorik-Tests. Dennoch: wir beobachten sehr genau die Entwicklungen in der Schweizer Agrarpolitik. Diese wirft mit den aktuellen Entwicklungen und Initiativen für eine langfristig orientierte und wettbewerbsfähige Milchwirtschaft schon ein paar kritische Fragen auf.