Der Melkroboter stellt die Milchproduzenten und Hersteller von Rohmilchkäsen sowie ihre Sortenorganisationen vor grosse Herausforderungen. Kürzlich berichteten wir über das Mitte Jahr in Kraft tretende faktische Verbot für automatische Melksysteme (AMS) bei Gruyère AOP. Dort sind die wenigen verbliebenen Produzenten mit Robotern daran, auf Karusselle sowie Melkstände umzustellen, wenn sie diesen Schritt nicht bereits vollzogen haben.
Vacherin: Entscheid steht an
Bei der Sortenorganisation für Vacherin Fribourgeois gehen die Pläne in eine ähnliche Richtung. Wie Sortenorganisations-Direktor Romain Castella sagt, stecke man seit längerer Zeit in intensiven Diskussionen zu diesem «sensiblen Thema». Derzeit ist man daran, die umfangreichen Resultate einer Untersuchung auszuwerten, welche die Interprofession du Vacherin Fribourgeois bei Agroscope in Auftrag gegeben hat.
«Der Entscheid wird im Laufe des Jahres fallen», sagt Castella. Zuständig ist die nächste Delegiertenversammlung mit Präsenz, welche voraussichtlich im Herbst tagen wird und Stellung nehmen kann. Derzeit arbeite rund ein halbes Dutzend der 800 Vacherin-Fribourgeois-Produzenten mit einem AMS, erklärt Castella.
Sbrinz: «An junge Bauern denken»
Den umgekehrten Weg geht man bei der Sortenorganisation Sbrinz AOP, wie Geschäftsführer Stefan Heller auf Anfrage sagt. Das Verbot für AMS stand zwar nie im Pflichtenheft, war abervor etwa zehn Jahren auf Geschäftsleitungsebene beschlossen worden.
Hintergrund für das Verbot waren in erster Linie die Probleme mit der Fettschädigung bei den ersten Robotermodellen. Gerade beim lange gelagerten Sbrinz könnten dadurch Reifungsschäden auftreten.
Unterdessen habe sich aber viel getan: «Die Technik hat sich stark weiterentwickelt», so Heller. Deshalb hat man im vergangenen Herbst beschlossen, das Verbot für AMS für die Sbrinz-Produktion wieder aufzuheben. Diese Lockerung ist aber mit strengen Massnahmen gekoppelt (hier gehts zum Reglement): BTS muss kombiniert mit einer Weidehaltung erfüllt sein, scharfe Hygienemassnahmen und zugelassen wären nur die AMS mit Baujahr ab 2018, also keine Occasionen.
«Wären» deshalb, weil bisher noch keiner der 300 Sbrinz-Milchproduzenten ein AMS einsetzt. «Aber hier müssen wir auch an die jungen Bauern denken», sagt Heller, viele von den eher kleinen und mittleren Sbrinz-Milchproduzenten seien auf ein Zweiteinkommen angewiesen und diesen müsse man eine Perspektive bieten.
Emmentaler mit 24-Stunden-Zeitlimit
Auf ein Verbot verzichtet man auch bei Emmentaler Switzerland AOP. Hier sind die begrenzenden Eckwerte die acht Stunden Zwischenmelkzeit und die Vorschrift, dass das älteste Gemelk bei der Verarbeitung höchstens 24 Stunden alt sein darf.
Dies sei die grösste Herausforderung, sagte AMS-Milchproduzent Peter Schmitz aus Unter-steckenholz BE kürzlich im hauseigenen «Emmentaler-Magazin». Damit diese eingehalten werden kann, sei eine enge Absprache mit dem Käser unbedingt notwendig. «In unserem Fall wird die Milch täglich am Morgen abgeholt. Ab dem Zeitpunkt der Abholung wird der Melkroboter gesperrt, bis die Milch in der Käserei ist und mit der Fabrikation begonnen werden kann. Bei Fabrikationsbeginn wird der Melkroboter dann wieder für die Kühe freigegeben», berichtet Schmitz.
Fromarte ist sensibilisiert
Bei Fromarte, dem Dachverband der Käser, ist man auf das Problem des Umgangs mit AMS sensibilisiert, so Direktor Jacques Gygax. Er ist gleichzeitig Präsident der Sortenorganisation Tête de Moine, die ebenfalls ein Roboterverbot umgesetzt hat. «Wir nehmen die Frage der Fettschädigung sehr ernst», sagt Gygax, «deshalb habe ich persönlich eine eher defensive Haltung gegenüber AMS». Der Entscheid über den Umgang mit dem Roboter sei aber jeder Sortenorganisation selber überlassen, betont er.