Mit Boris Beuret kommt man schnell auf Politik zu sprechen. Das ist wenig erstaunlich, sitzt er doch für Die Mitte im jurassischen Parlament. Beim Kaffee in der geräumigen Wohnküche zögert er nicht lange mit der Diagnose: «In der Agrarpolitik fehlt es extrem an Visionen», konstatiert er, «wir müssten künftig eine Ernährungspolitik machen, das wäre mein Ziel.»
Damit verfolgt der Miba-Präsident dieselben Ziele, wie die offizielle Politik. Die Erkenntnis hat sich breit durchgesetzt, dass der Schwarze Peter in der Wertschöpfungskette nicht ständig den Bauern zugespielt werden kann.
180'000 neue Weltbürger pro Tag
Seinen Sektor sieht Beuret gut gerüstet für die Zukunft: «Die Milchproduktion ist die nachhaltigste Form der Grünland-Bewirtschaftung», zeigt er sich überzeugt, «so viel Grünland wie möglich sollte mit Milchproduktion bewirtschaftet werden.»
Gleichzeitig sei klar, dass die Ressourcen-Effizienz ein zentrales Thema wird, dies sei keine Frage von Ideologien. «Die Weltbevölkerung wächst um 180'000 Personen pro Tag», sagt der 45-jährige Beuret, «das muss man sich einmal vorstellen.»
«Als erste Massnahme würde ich eine Umfrage machen.»
Boris Beuret über seine Pläne gegen den Strukturwandel.
Im gleichen Atemzug verweist der Präsident des lokalen Gesangsvereins Sainte-Cécile auf die bescheidenen Kraftfutter-Mengen, welche die Schweizer Milchproduzent(innen) im Vergleich mit den Kollegen jenseits der Grenzen verfüttern. «Wir können uns hier sicher weiter verbessern, aber wir schneiden schon sehr gut ab im Vergleich mit dem Ausland», rühmt Beuret die heimische Branche.
Freude an Montbéliarde
Boris Beuret schätzt die Rasse Montbéliarde. Die rotgefleckten Kühe mit Wurzeln im nahen Frankreich seien robust, hätten eine flache Laktationskurve und eine sehr gute Grundfutter-Verwertung, sagt er in seinem luftigen Laufstall. Im Durchschnitt produzieren die Kühe des Bioproduzenten 7600 kg pro Jahr.
Auch abseits der Milchproduktion setzt er auf Effizienz. Er betreibt mit seinen Geschwistern, die beide einen Betrieb bewirtschaften, eine Maschinengemeinschaft, um die hohen Mechanisierungskosten zu minimieren.
Inspiration in Neuseeland
Inspiriert hat den Jurassier als jungen Mann ein längerer Aufenthalt in Neuseeland nach seinem Studium zum ETH-Agronomen. «Das System der Milchproduktion dort ist extrem kohärent von A bis Z und sie setzen es konsequent um für möglichst tiefe Kosten mit wenig Maschinen, das hat mir gefallen.»
Betriebsspiegel
Name: Boris und Floriane Beuret, drei Kinder im Alter von 18, 16 und 14 Jahren
Ort: Corban JU
LN: 40 ha, voralpine Hügelzone, Bio
Ackerbau: Kunstwiesen, Silomais, Weizen (je 5 ha)
Viehbestand: 60 Montbéliarde-Kühe, das Jungvieh wird auf dem Betrieb des Bruders aufgezogen, Milchabnehmer Mooh
Arbeitskräfte: Betriebsleiter, zwei Angestellte, bei Arbeitsspitzen Vater, Bruder und Schwager
Er erinnert aber auch an die schwierigen Seiten des Systems Neuseeland. Bei der Intensität der Produktion haben man teilweise übertrieben, Stichwort Nährstoffüberschüsse. «Da sind wir hier in der Schweiz deutlich besser aufgestellt», sagt Beuret. Deshalb sieht er keinen Grund, um die Handhabung der Nährstoffbilanzen hierzulande noch zu verschärfen.
Sorgen um den Nachwuchs
Mindestens gleich grosse Sorgen wie das Ökologiethema macht Beuret die Frage des raschen Strukturwandels in der Milchwirtschaft. Als ehemaliger Lehrer in der landwirtschaftlichen Schule Courtemelon ist er auf das Thema Nachwuchs in der Milchproduktion sensibilisiert. «Da müssen wir etwas unternehmen», ist er überzeugt.
Niemand wisse, wie viel Milch in 10 Jahren in der Schweiz noch produziert werde. Darüber müsse die ganze Branche diskutieren und eine gemeinsame Vision entwickeln. «Das ist ein ambitiöses Ziel», sagt Beuret und lacht, «aber du musst ambitiöse Ziele haben.»
«Als erste Massnahme würde ich eine Umfrage machen», sagt Boris Beuret, «so würden wir ein Bild erhalten, wie die Betriebe aufgestellt sind, ob eine langfristige Milchproduktion auf den Betrieben sichergestellt ist und was die Betriebe von ihrem Verband erwarten.» Zentral sei sicher, die Verteilung der Marge in der Wertschöpfungskette besser anzuschauen. Er wolle nicht Fr. 1.20 pro kg verlangen, aber der Preis sei noch nicht dort, wo er sein sollte, sagt Beuret.
Kosten nicht vergessen
Derzeit sei die Lage etwas besser als vor wenigen Jahren, dies auch dank der Mooh, bei deren Gründung 2016 Beuret mit von der Partie war. Die Firma sei sehr wichtig für den Markt und ein ansprechendes Preisniveau. Allerdings dürfe man auch die stark angestiegenen Produktionskosten nicht vergessen.
Kurzfragen an Boris Beuret
Was werden Sie als SMP-Präsident anders machen als Ihr Vorgänger?
Mein Ziel ist Kontinuität. Aber ich will mich engagieren für den Wandel zur Ernährungspolitik und die Sicherung des Nachwuchses.
Welcher Milchviehrasse gehört die Zukunft und wieso?
Die Rasse ist nicht entscheidend. Wir brauchen Tiere, welche das Grundfutter effizient verwerten.
Wie viel Milch trinken Sie jeden Tag?
Etwa vier Deziliter. Butter und Käse nicht eingerechnet.
Wie viele Milchbauern gibt es 2050 noch?
So viele wie möglich, dafür werde ich kämpfen.
Was ist Ihr bevorzugter ausländischer Käse?
Roquefort, das ist ein gutes Produkt von Produzenten, die hart arbeiten und daran glauben.

