Die Diskussion um den Veredelungsverkehr mit Frischmilch bleibt weiter belebt. Nachdem unlängst ein bewilligtes Importgesuch der Ostschweizer Käserei Imlig für Aufsehen sorgte, ist bereits der nächste Entscheid der Eidg. Zollverwaltung gefragt. Die in Oberbüren SG angesiedelte Firma Züger Frischkäse AG hat bei der Bundesstelle ein Gesuch für den Veredelungsverkehr mit insgesamt 4 Mio kg Biomilch gestellt, wie CEO Christof Züger auf Anfrage bestätigt.

Schon im Vorjahr bewilligt

Die Konsultation ist seit einigen Tagen abgeschlossen und man kann davon ausgehen, dass das Gesuch bewilligt wird. Wie Züger erklärt, habe er bereits im Vorjahr ein identisches Gesuch bewilligt erhalten.

Konkret geht es um 2 Mio kg Bioland-zertifizierte Vollmilch und 2 Mio kg Bioland-zertifizierte Magermilch. Bioland ist eine deutsche Produzentenorganisation, vergleichbar mit der Schweizer Bio Suisse. Diese arbeitet eng mit Lidl zusammen. Für den deutschen Markt und weitere Länder produziert Züger Hüttenkäse aus dieser Milch.

Auf die Frage, warum man diesen Hüttenkäse nicht aus Schweizer Biomilch herstellen könne, erklärt Züger, dass der Kunde ausdrücklich Biomilch deutschen Ursprungs mit Bioland-Zertifikat wolle. Diese Qualität gebe es in der Schweiz nicht. Gleichzeitig setze man beim deutschen Discounter auf Schweizer Hüttenkäse, weil dieser spezielle Qualitäten habe: «Unser Hüttenkäse ist saftig, während das klassische deutsche Rezept eher ein trockener Hüttenkäse ist», so Züger. 

SMP: Inlandpotenzial nutzen

In ihrer Stellungnahme zum Gesuch unterscheiden die Schweizer Milchproduzenten (SMP) zwischen dem Bedarf an Bio-Voll- und Magermilch. Sie sprechen sich im Austausch mit Bio Suisse für eine saisonale Bewilligung des Gesuchs für den Bereich Vollmilch nach dem Identitätsprinzip aus.

Anders für die Magermilch. Hier solle die Bewilligung die Auflage enthalten, dass prioritär Schweizer Knospe-Milch zu verwenden sei. Dies deshalb, weil mehr als genug Bio-Magermilch auf dem Markt sei und gemäss den Gesuchsunterlagen von Bio Suisse der Bioland-zertifizierte Hüttenkäse «in der Regel einen gewissen Anteil Knospe-zertifizierter Milch enthalten darf», so die SMP. Zudem erwarte man, dass die Zollverwaltung künftig vom Gesuchsteller dokumentieren lasse, ob  im Voraus eine Abklärung der Verfügbarkeit von Schweizer Milch gemacht wurde. Weiter bemängeln die SMP, dass aus den Gesuchsunterlagen nicht ersichtlich sei, welche Menge Schweizer Milch in Zusammenhang mit diesem Gesuch aus Sicht von Bioland verwendet werden darf. Deshalb sei eine Gesuchsbeurteilung nicht möglich.

BOM und VMI für Bewilligung

Während für die SMP also zuerst das Inlandpotenzial ausgeschöpft sein muss, sehen weder die Branchenorganisation Milch (BOM) noch der Milchindustrie-Verband VMI markante Gründe für die Ablehnung des Veredelungsgesuchs.