«Ab sofort keine B-Milch mehr?», lautet der Titel einer Mitteilung, welche Big-M diese Woche versandt hat. Ein Blick auf die Website der Branchenorganisation Milch (BOM) habe sie erstaunt, so die «Basisorganisation für einen fairen Milchpreis». Sie habe sich vertieft mit der Verbilligung von Milchfett und -eiweiss für die Exportbranche auseinandergesetzt. Damit wird die Differenz zum Rohstoffpreis der EU, dem Kieler Rohstoffwert, ausgeglichen. Im April 2022 habe der Unterschied zwischen dem Schweizer A-Preis und dem EU-Börsenpreis beim Eiweiss noch 0,9 Rp. betragen – im Mai sei er aber auf Null gesunken.

Besser Butter machen

Für Big-M ist es angesichts dieser Zahlen unverständlich, «warum in aller Welt» eigentlich Butter importiert werde. Sinnvoller wäre es doch, aus all der B-Milch nur Schweizer Butter zu machen und das Eiweiss zu exportieren. Das werde offensichtlich nicht gemacht. «Es ist leider auch nicht sicher, dass für die in exportierten Produkten verbilligte Schweizer Milch der A-Richtpreis gezahlt wird», heisst es weiter. Dies wäre aber nichts als korrekt, da geschützte und gestützte Milch ins A-Segment gehöre. Mit anderen Worten ist die B-Milch und damit die Segmentierung aus Sicht von Big-M eigentlich hinfällig.

«Dieses Hüst und Hott ist schwierig.»

Stephan Hagenbuch, Direktor SMP

Nicht wie beim Monopoly

Was meint man dazu bei den Schweizer Milchproduzenten (SMP)? «A-Milch heisst Fett und Eiweiss im Inland verwerten», so Direktor Stephan Hagenbuch. Der von Big-M geforderte Milchfettabsatz im Inland bei Export des Milcheiweisses entspreche aber genau der Definition für die Segmentierung als B-Milch. Falls man nur noch A-Milch möchte, so Hagenbuch, sei die grosse Frage: «Was tun wir mit dem überzähligen Eiweiss im Inland?»

Zudem, so betont Hagenbuch, gebe es auch noch Verträge mit Verarbeitern und Exporteuren. «Da kann man nicht einfach sagen, das interessiert uns nicht», so der SMP-Direktor. Ein derartiges Hüst und Hott gegenüber den Marktpartnern sei schwierig, das könne man allenfalls auf dem Monopolybrett tun, aber nicht im Milchmarkt. Diese Verhältnisse gelte es im Kopf zu behalten, bevor man kurzfristig an der Marktordnung schraube. Zudem werde aufgrund der aktuellen Situation keine Exportförderung aus dem dafür vorgesehenen Fonds bezahlt. Damit trage das Segmentierungssystem der gegenwärtigen Marktsituation Rechnung.

Mittelfristig wäre es für Hagenbuch aber überlegenswert, dass der Fonds der BOM für den Grundstoff «Butter» keine Exportbeiträge mehr entrichten würde. So würde bei Butter etwas mehr Veredelungsverkehr (Potenzial zirka 3000 t) gemacht und dadurch müsste weniger Butter importiert werden. Die Milchproduzenten würden damit ein sehr gut kalkulierbares Risiko eingehen und einen besseren Erlös erhalten. Die Interessenlage in der BOM sei diesbezüglich aber sehr, sehr unterschiedlich, so Hagenbuch.

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B-Preis stark gestiegen

Auch Stefan Kohler fragt sich, was die Kritik von Big-M zum jetzigen Zeitpunkt soll: «Jetzt, wo der B-Milchpreis mit 68,8 Rp das A-Niveau früherer Zeiten erreicht hat, verstehe ich nicht, warum sie dieses Feld auftun», so der Geschäftsführer der BOM. Angesichts der aktuellen Preisverhältnisse könnte es sich sogar lohnen, Eiweiss ohne Exportstützung auszuführen, sagt der BOM-Geschäftsführer.

«Im Moment ist auf dem Markt alles unsicher.»

Stefan Kohler, Geschäftsführer der BOM

Aufpassen beim Käse

Das Segmentierungsreglement sei im Übrigen erst vor eineinhalb Jahren revidiert worden und man solle jetzt nicht schon wieder daran schrauben, sagt Stefan Kohler. Zumal die gegenwärtige gute Marktlage keineswegs gesichert sei: «Im Moment ist alles unsicher». Der Krieg in der Ukraine und der damit verbundene Preisanstieg auf den Lebensmittelmärkten stelle etwa die in den letzten beiden Jahren erzielten Exporterfolge beim Käse in Frage, die Lage sei sehr angespannt. Erste Bremsspuren sind in den Export- und Importstatistiken wie berichtet bereits zu erkennen.

Im Käsesektor sei man derzeit sehr vorsichtig unterwegs, sagt auch Stephan Hagenbuch. Beim Emmentaler habe man die Produktion aktuell auf rekordtiefe 42 Prozent der vor der Marktöffnung realisierten Menge reduziert, sagt er. Üblich waren in den letzten Jahren um die 55 bis 60 Prozent, so der SMP-Direktor. «Nun haben die Sortenorganisationen im Gefolge der BOM Preissteigerungen um 5 Rp./kg Milch beschlossen», sagt Hagenbuch. Diese Preiserhöhung sei aber am Markt noch nicht umgesetzt. Statt über den B-Preis zu diskutieren, müssen man jetzt zunächst diese Beschlüsse umsetzen.