Gerade, wenn es um Entscheidungen geht, die langjährige Folgen mit sich ziehen, ist es definitiv besser, zuerst zu überlegen und dann zu handeln. Wie ich diese weltverändernde Erkenntnis gemacht habe? Ja genau, beim Obstbäume zurückschneiden.
Sorgfältiges Schneiden
Mein Praktikumsbetrieb zählt neben rund 300 Aren Obstanlagen auch 76 Hochstammbäume und diese sollen nun geschnitten werden. Nach einer ausführlichen Erklärungsrunde von meinem Chef fand ich mich also mit Baumsäge und Leiter vor einem Apfelbaum. Dieser galt es nun zurechtzusägen. Ziel ist es, dass der Baum eine Hauptachse hat, an welcher sich immer im Abstand eines Beines eine neue Ast-Etage, bestehend aus zirka vier Ästen, befindet. Ausserdem sollte darauf geachtet werden, dass sich die einzelnen kleineren Äste nicht gegenseitig beschatten und sich so den Raum zum Wachsen nehmen. Besser ist es, an dichten Stellen Äste rauszuschneiden, damit der Baum seine Energie für die Früchte und nicht für das Wachstum des ganzen Holzes braucht. Jedenfalls gilt dies, wenn der Baum schon gross und alt ist, wie jener, der da vor mir stand. Des weiteren wurde mir eingebläut, die Zweige immer möglichst flach am Ast abzuschneiden, damit die Wundfläche möglichst gut verheilt.
Gelungener erster Baum
Theorie so weit, so gut – die Praxis war dann nochmals etwas ganz anderes. Die Challenge begann. Immer wieder stieg ich von der Leiter und lief um den Baum, um mir einen Überblick zu schaffen. Einige Stunden und Handgelenkschmerzen später stand ich zufrieden vor meinem fertig präparierten Baum. Diesen präsentierte ich mit Stolz meinem Betriebsleiter. Natürlich ist er nicht perfekt, aber jedenfalls wird meine Arbeit nicht als Negativbeispiel für den nächsten Praktikanten in die Geschichte des Bäumeschneidens am Hof Les Sapins eingehen.
Zur Person:
Johanna Bischof aus Düdingen FR hat im Juli 2021 das einjährige Vorstudienpraktikum der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) begonnen. Sie absolviert es in Colombier VD auf dem Biohof der Familien Grossenbacher und Waber. Der Betrieb hat verschiedene Gemüsesorten, Obstbäume, Legehennen und Naturabeef sowie einen wöchentlichen, hofeigenen Markt.